Wertorientierte Erziehung für ein sinnerfülltes Leben

Angesichts des Scheiterns der Bildungsreformen ist es notwendig, zurück zu einer an Werten orientierten Erziehung zu finden. Doch wie lässt sich ein verbindlicher Kanon an Normen in einer pluralistischen Gesellschaft aufstellen?
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Foto: Biba Kayewich für American Essence
Von 11. August 2025

Die Zeit der großen visionären bildungspolitischen Reformeuphorie ist endgültig zu Ende. Übrig geblieben sind enttäuschte Hoffnungen, Überdruss, Resignation bei allen Betroffenen – bei Eltern, Lehrern und Schülern gleichermaßen. In dieser Situation ist eine Abkehr von pädagogischen Irrwegen und eine Besinnung auf eine an Werten orientierte Erziehung notwendig. Immer wieder die für Deutschland sehr schlechten PISA-Ergebnisse zu veröffentlichen, ist vergebene Mühe, da keine Änderungen angegangen werden. Als Grundlage dafür sollten aber erst einmal die Fragen beantwortet werden, auf welchem Fundament Bildung und Erziehung gedeihen.

Wertorientierte Erziehung als Antwort auf gescheiterte Reformen

Wertorientierte Erziehung ist im traditionellen Sinne eine Tautologie. Da aber auch in der Erziehung im Rahmen der sogenannten Bildungsreform vieles bisher Feststehende angezweifelt beziehungsweise gänzlich abgeschafft wurde, soll die wertorientierte Erziehung einen ausdrücklichen Kontrast zu den, wie sich jetzt herausstellt, gescheiterten Versuchen emanzipierter Erziehung herstellen. Das Problem der wertorientierten Erziehung besteht in der Schwierigkeit, in der pluralistischen Gesellschaft einen Kanon allgemein verbindlicher Normen zu erstellen.

Der Mensch lebt hinsichtlich seiner Wertvorstellungen in einer pluralistischen Welt, die ihm heute nur noch diejenigen Normen auferlegt, die strafrechtlich sanktioniert, die aber für den Bestand der Gesellschaft unerlässlich sind. Diese aber werden kaum noch ernsthaft eingefordert. Der Mensch hat aber das Recht und als mündiger Mensch sogar die Pflicht, sich mit Wertvorstellungen kritisch auseinanderzusetzen. Konkret gesprochen heißt dies auch: Sich um den Menschen zu kümmern, ist wesentlich schwieriger, als über die Menschheit zu philosophieren.

Wenn junge Menschen zu Recht erwarten, dass Schule sie auf das Leben in der Gesellschaft vorbereite, dann dürfen die entscheidenden Fragen menschlicher Existenz – Erlaubnis und Verbot – aus dem Geschehen der Erziehung nicht ausgeklammert werden. Die Schule gerät sonst in Gefahr, nicht zur Selbstverwirklichung, sondern eher zur Verstümmelung des sich selbst finden wollenden Menschen beizutragen. Denn die vornehmste Fähigkeit des Menschen besteht ja wohl darin, sich entscheiden zu können, das heißt, angesichts der Grundfragen der geschichtlich-gesellschaftlichen Existenz, sein eigenes Dasein als das von ihm zu lebende und zu verantwortende Dasein zu begreifen. Er darf sich nicht der so bequemen Betreuung hingeben.

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Die Bejahung des Lebens: Ein Fundament für die Erziehung der Zukunft

Dies aber kann nur geschehen, wenn er ein Verhältnis zu dem Sinn seines Lebens gewinnt. Denn eine Entscheidung will von sich selbst her eine sinnvolle Entscheidung sein. Erst wenn dies geschieht, kommt menschliches Leben zu der ihm möglichen geschichtlichen Freiheit, die nun nicht mehr ein bloßer leerer Begriff wäre, eine bloße Freiheit von etwas, sondern eine partizipative, erfüllte und gelebte Freiheit für etwas.

Jede Erziehung, wenn man sie als vernünftige und daher begründbare Tätigkeit ansieht, setzt Zustimmung zum Leben voraus. Perverser geht es nicht, als die Frage zu stellen, ob es lebenswertes oder lebensunwertes Leben gibt, wie dies etwa die protestantische Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus oder zur gleichen Zeit die Eugenik in den USA getan hat. Die Bejahung des Lebens ruht auf dem Fundament einer grundsätzlichen Sinnbejahung.

Eine solche Erziehung hat es freilich erheblich schwerer als eine die Beliebigkeit unterstützende Auffassung des Heranwachsens. Sie muss Wertvorstellungen entwickeln und Haltungen anbahnen. Sofern wir als ein wesentliches Element der Erziehung die Fähigkeit zur Verbesserung gegebener Verhältnisse und nicht deren bloße Ablehnung ins Auge fassen, bedeutet das, zu einer grundsätzlich positiven Lebenshaltung zu führen.

Erziehung erschöpft sich keineswegs im Negieren und Befreien, sie muss auch etwas geben, etwas anzubieten und zu fordern wagen, aber auch in Ablehnung. Unterricht und Erziehung können als solche nur begriffen werden, sofern sie von einer grundsätzlichen Bejahung zum Leben, zum Menschen, zur Welt und zu einem letzten Sinn getragen sind. Andernfalls führen sie sich selbst ad absurdum. Wer selbst nicht an einen verantwortbaren und sittlich verpflichtenden Sinn des Lebens zu glauben vermag, kann andere kaum dazu befähigen, das Leben zu bejahen und es auf die Zukunft vertrauend hoffnungsfroh in Angriff zu nehmen.

Erziehung ohne Werte: Die Gefahren der wertfreien Bildung

Als Gegensatz zur wertorientierten Erziehung wurde die wertfreie, die emanzipatorische Erziehung verstanden. Ihrem Wortsinn nach bedeutet Emanzipation die Loslösung von persönlicher oder sozialer Vormundschaft und Bevormundung, also das Selbstständigwerden des Menschen oder ganzer gesellschaftlicher Gruppen. Die Vorkämpfer für die Befreiung aus Abhängigkeit machten der bisherigen Erziehung den Vorwurf, sie habe weniger die Selbstständigkeit des jungen Menschen im Auge gehabt, als vielmehr ihn zum Gehorsam gegen die elterliche Autorität, zur Botmäßigkeit gegenüber den Lehrenden und zu einem folgsamen Staatsbürger angeleitet.

Dieser Auffassung liegt ein Menschenbild zugrunde, das von absoluter Unabhängigkeit und Freiheit bestimmt ist und keinerlei soziale Bindungen, Verantwortung und Verpflichtungen, die der Einzelne nicht selbst einzugehen bereit ist, kennt. Es ist ein ausgesprochen individualistisches Menschenverständnis, wonach jeder sich selbst vollkommen genügt und, wenn nur keine Abhängigkeiten ihm aufgezwungen werden, sich auch in der Welt zurechtzufinden hofft. Dabei wird übersehen, dass das Kind eben nicht ein Minierwachsener ist, sondern auf die Familie, auf Sozialisation und auf Erziehung angewiesen ist.

Es wird auch nicht erkannt, dass diese Art von Emanzipation den Menschen in eine leere Freiheit entlässt und den geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhalt zerstört. Das Ergebnis war und ist nicht der erhoffte selbstständige Mensch, sondern Standortlosigkeit und eine neue Abhängigkeit, nicht mehr vom personalen Einfluss von Eltern und Lehrern, dafür aber von anonymen, verantwortungslosen Mächten. Erziehung, die nicht wertorientiert ist, führt zur Spaßgesellschaft und damit zur Unfreiheit und Manipulation des Menschen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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