Erdrutsch wohl Ursache für Zugunglück: Waggons entgleist – Lokführer ist unter den drei Toten

Bei Riedlingen in Baden-Württemberg kommt es zu einem Unfall mit einem Regionalexpress. Mindestens drei Menschen sterben, rund 50 sind verletzt. Mögliche Ursache könnte ein Hangrutsch infolge eines Unwetters sein.
Der Zug entgleiste bei Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs.
Der Zug entgleiste bei Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs.Foto: Thomas Warnack/dpa
Epoch Times28. Juli 2025

In Kürze:

  • Im Südosten Baden-Württembergs entgleiste zwischen Riedlingen und Munderkingen auf der Fahrtstrecke von Sigmaringen nach Ulm.
  • Zum Unfallzeitpunkt waren rund 100 Fahrgäste an Bord. Es gibt 3 Tote.
  • Augenscheinlich könnte ein Erdrutsch eine Rolle gespielt haben.
  • Friedrich Merz steht in enger Verbindung mit dem Innenminister sowie dem Verkehrsminister und drückte sein Mitgefühl aus.

 

Wrackteile und die Überreste von Sitzen lassen erahnen, was hier passiert sein muss: Ein Regionalzug ist im Südosten Baden-Württembergs entgleist. Die Waggons sind teils ineinander gerutscht, liegen in der Böschung.

„Man sieht auch in der Botanik drumherum, dass da sehr große Kräfte am Werk waren“, sagt Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Regionalexpress mit ungefähr Tempo 80 unterwegs war.

Am Montagvormittag machten sich Bahnchef Richard Lutz, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vor Ort ein Bild von der Lage. Sie sprachen den Angehörigen der Verstorbenen und Verletzten ihre Anteilnahme aus und dankten den Helfern und den Rettungskräften für ihren Einsatz. Lutz sagte, die Bahn werde die Klärung des Unfallhergangs und der Unglücksursache unterstützen.

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Drei Tote, rund 50 Verletzte

Unter den Toten des schweren Zugunglücks bei Riedlingen in Baden-Württemberg ist nach Polizeiangaben neben dem 32 Jahre alten Lokführer auch ein 36 Jahre alter Auszubildender. Zudem wurde eine 70-Jährige Zuginsassin bei dem Unglück am Sonntag tödlich verletzt, wie ein Polizeisprecher am Montag vor Ort vor Journalisten sagte.

Zudem gehen die Einsatzkräfte von rund 50 Verletzten aus. 25 davon seien schwer verletzt, sagte Ziller. Bis dahin war von 34 Verletzten die Rede gewesen.

Die Unfallursache war zunächst unklar. Augenscheinlich könnte ein Erdrutsch dabei eine Rolle gespielt haben, sagte Ziller. „Weiteres ist gerade der Gegenstand der Untersuchung der Polizei.“ Durch Starkregen am Unfallort war mutmaßlich ein Abwasserschacht übergelaufen, was wiederum einen Erdrutsch im Böschungsbereich ausgelöst habe, wie Staatsanwaltschaft und Polizei erklärten.

Ermittler prüfen, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück mit mindestens drei Toten sein könnte.

Ermittler prüfen, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück mit mindestens drei Toten sein könnte. Foto: Nico Pointner/dpa

Auch Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: „Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist.“

Bahnchef und Spitzenpolitiker kondolieren

Alle bei der DB seien tief erschüttert und bestürzt über das schwere Zugunglück, sagte Bahnchef Lutz laut Mitteilung. „Mein tief empfundenes Mitgefühl und meine Anteilnahme gilt den Angehörigen der Verstorbenen. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung.“

Auch mehrere Politiker bekundeten ihre Anteilnahme. So schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf dem Portal X: „Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus.“ Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.

Rund 50 Menschen wurden den Angaben nach verletzt.

Rund 50 Menschen wurden den Angaben nach verletzt. Foto: Nico Pointner/dpa

„Aktuell lässt sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks bei Riedlingen nur erahnen“, erklärte Bundesverkehrsminister Schnieder. Die Lage vor Ort sei erschütternd. „Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können. Unsere Experten sind unterwegs, um gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen.“

Regierungschef Kretschmann sprach von einer tragischen Nachricht. Er sei erschüttert. „Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer.“

Mindestens zwei Waggons entgleist

In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen. Der Regionalexpress war von Sigmaringen nach Ulm unterwegs, als gegen 18:10 Uhr in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen den Angaben zufolge mindestens zwei Waggons entgleisten. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südöstlich von Ulm.

In Baden-Württemberg ist ein Personenzug entgleist.

Die Aufräumarbeiten laufen. Foto: Thomas Warnack/dpa

Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten „Massenanfall von Verletzten“ – das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren laut Innenminister Strobel mehrere hundert Einsatzkräfte mit entsprechender Technik und sechs Rettungshubschrauber im Einsatz.

Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen, weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung.

Am Unfallort waren auch mindestens vier Rettungshubschrauber im Einsatz.

Am Unfallort waren auch mindestens vier Rettungshubschrauber im Einsatz. Foto: Thomas Warnack/dpa

Für Angehörige wurde eine Sammelstelle in einem Bürgerzentrum eingerichtet. Die DB hat für Betroffene und deren Angehörige eine kostenlose Sonder-Hotline unter 0800 3 111 111 eingerichtet. Außerdem stünden Notfallseelsorger und Krisenpsychologen für betroffene Reisende und Mitarbeiter bereit.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.

Dauer der Streckensperrung unklar

Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.

Die Bergung der Züge wird vorbereitet.

Die Bergung der Züge wird vorbereitet. Foto: Nico Pointner/dpa

Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. „Grund hierfür ist eine Zugentgleisung auf der Strecke.“

Über die Dauer der Sperrung lagen den Angaben nach zunächst keine Informationen vor. Fahrgäste zwischen Ulm und Munderkingen sollte Züge des Bahnunternehmens SWEG nutzen, hieß es. Es wurde zudem ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Wie lange die Sperrung andauert, war zunächst unklar. Nachdem alle Verletzten versorgt worden seien, bereiteten sich die Einsatzkräfte nun darauf vor, die entgleisten Waggons von den Gleisen zu bergen, sagte Kreisbrandmeisterin Ziller am Abend an der Unglücksstelle. (dpa/red)



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