Ein Werk zum Nachdenken: Schwierigkeiten sind nur ein Teil des Weges

Es ist eine biblische Szene, die der italienische Barockmaler Francesco Maffei in seinem Gemälde „Hagar und der Engel“ verewigt hat. Gerade in schwierigen Zeiten spendet sie Trost.
Titelbild
Hagar und der Engel (1657) von Francesco Maffei.Foto: The Metropolitan Museum of Art, New York City/Public Domain
Von 18. Mai 2025

Manchmal fühlen wir uns von den Widrigkeiten des Lebens überwältigt. Dann tun wir Dinge, die wir unter normalen Umständen nicht tun würden, beispielsweise wenn wir uns oder unseren Lieben Schaden zufügen. Was kann uns in von Schwierigkeiten und Problemen geprägten Zeiten helfen, gütiger und geduldiger zu handeln?

Das Gemälde „Hagar und der Engel“, erschaffen von dem italienischen Künstler Francesco Maffei (1605–1660), regt zum Nachdenken an. Die dargestellte biblische Szene aus dem Alten Testament ist konfliktbeladen und voller Verheißung zugleich. Es geht um eine Dreiecksbeziehung.

Die Geschichte dahinter

Hagar ist die ägyptische Sklavin von Sara, die mit ihrem Mann Abraham lange Zeit auf Nachwuchs hofft. Doch vergebens. Sara ist unfruchtbar. Als sie mit zunehmendem Alter jegliche Hoffnung auf eine Schwangerschaft schwinden sieht, unterbreitet sie Abraham einen verhängnisvollen Vorschlag: Er soll ein Kind mit Hagar zeugen.

Gesagt, getan. Abraham willigt ein – und Hagar wird tatsächlich schwanger. Doch die Freude währt nicht lange. Stolz über den anstehenden Nachwuchs erachtet die Schwangere ihre Herrin als gering. Der Konflikt zwischen den beiden Frauen führt zu gegenseitigen Demütigungen.

Eines Tages flieht Hagar in die Wüste, wo ihr ein Engel erscheint. Er spricht: „Kehre wieder um zu deiner Herrin und demütige dich unter ihre Hand.“ Der Engel erinnert Hagar daran, dass Gott an ihrer Seite ist. Sie werde einen Sohn gebären – Ismael, der viele Nachkommen haben werde. Und so geschah es. Ermutigt kehrt Hagar zu Sara zurück und gebar Abraham einen Sohn, Ismael.

Doch dann geschieht das Wunder: Auch Sara wird schwanger und schenkt Abraham ebenfalls einen Sohn, Isaak. Als sie bemerkt, wie der von Hagar geborene Ismael ihrer spottet, stellt sie Abraham zur Rede. Sie begehrt, Hagar und Ismael für immer des Hauses zu verweisen. Abraham zögert. Doch schließlich lässt er die beiden ziehen, nicht ohne ihnen zuvor Nahrung und Wasser zu geben.

Es vergeht nicht viel Zeit, bis Hagar und Ismael sich inmitten der Wüste wiederfinden. Ihr Wasservorrat ist aufgebraucht. Hagar, die ihren Sohn nicht dursten sehen will, legt den Jungen betrübt unter einen Busch. Dann geht sie weg.

Ein Engel Gottes hört Ismael schreien und erbarmt sich seiner. Von der wehklagenden Hagar will er den Grund ihrer Tränen wissen. Sie erzählt ihm von ihrer Verzweiflung und findet bei dem Engel Trost. Gott sei bei ihr und ihrem Sohn, sie müsse keine Angst haben, so der Engel. Dann weist er auf einen Brunnen, an dem sie mit Ismael ihren Durst stillen könne.

Nachdem sie sich erquickt haben, setzen Mutter und Sohn ihre Reise fort. Wie von Gott versprochen, vermählt sich Ismael später und bekommt viele Kinder.

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Deutung des Gemäldes

Das Gemälde des venezianischen Künstlers Francesco Maffei zeigt den Moment, in dem die verzweifelte Hagar vom Engel Trost erfährt. Hagar trägt ein Kleid in prächtigem Rot, mit goldenem Brokat verziert. Ihr Sohn liegt unter einem Baum, im Schatten verborgen.

Der Engel, in goldenen Farben gekleidet, befindet sich im rechten Teil des Kunstwerkes. Hagar kniet mit aufwärtsgerichtetem Blick. Um die Botschaft des Engels zu empfangen, öffnet sie ihre Arme.

Voller Mitgefühl schaut der Engel hernieder und weist auf den Brunnen, der das Leben von Mutter und Sohn retten wird, im Gemälde unten rechts zu sehen. Das Wasser deutet Maffei mit dünnen, kaum erkennbaren weißen Linien an. Ein Betrachter, der nicht bewusst nach dem Wasser sucht, wird es nicht bemerken. Möglicherweise wollte Maffei damit die Verbindung zwischen dem Glauben, repräsentiert durch den Engel, und unserer Fähigkeit, Wunder zu sehen, betonen, die sich in Hagar widerspiegelt.

Dass sowohl Ismael als auch das Wasser sich auf dem Gemälde im Dunklen befinden, unterstreicht diese Szene, die Verzweiflung und Hoffnung vereint. Die Wolken hinter Hagar deuten auf ihre Verwirrung, während das Haupt des Engels vom Himmelsblau umgeben ist. Zwischen den beiden liegt ein Weg; am Horizont zeichnen sich Häuser ab – wahrscheinlich, um daran zu erinnern, dass der Weg von Hagar und Ismael von Gott vorherbestimmt ist.

Als Hagar inmitten von Schwierigkeiten spürt, dass sie ihr Leid nicht mehr ertragen kann, ergreift sie die Flucht. Zweimal kommt der Engel zu ihr. Er erinnert sie daran, dass Gott mit ihr ist. Aber auch auftretende Widrigkeiten sind Teil des für sie vorherbestimmten Weges. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als sich ihnen zu stellen.

Dieser Artikel erschien im Original auf epoch.org.il unter dem Titel „תמונה למחשבה: הקשיים הם רק חלק מהדרך“. (redaktionelle Bearbeitung sua)



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