Eine Insel der Kunst und ihre Geschichte

Vor 200 Jahren wurde in Berlin mit dem Bau des Alten Museums begonnen – dem ersten von fünf Museen der weltberühmten Museumsinsel. Von Ende Mai an wird das heutige Weltkulturerbe fünf Jahre lang gefeiert.
Modell der Museumsinsel in Berlin um 1900
Das Modell der Museumsinsel in Berlin um 1900.Foto: Jean-Pierre Dalbéra, Wikimedia Commons | CC BY 2.0
Von 29. Mai 2025

Heute ziehen die Museen der Berliner Museumsinsel jährlich über zweieinhalb Millionen Besucher aus aller Welt an. Auf dem nördlichen Teil der großen Berliner Spreeinsel durchwandern sie Museumssäle und bewundern Kunstschätze – dort, wo sich bis weit ins Mittelalter hinein nur sumpfige Flussauen erstreckten.

[etd-related posts=“4010069″]

Zunächst als einfache Küchen- und Kräutergärten kultiviert und genutzt, wurden das Areal und seine Ufer schließlich ab dem 17. Jahrhundert befestigt, um im Herzen der Hauptstadt des aufstrebenden Herzogtums Preußen repräsentative Gartenanlagen verwirklichen zu können.

Botanischer Garten und erste Kartoffeln

Maßgeblich für den ersten botanischen Garten Berlins, der in den 1650er-Jahren Gestalt annimmt, sind die Planungen des Pflanzenkundlers und Hofmediziners Johann Sigismund Elsholtz, der das Amt des herzoglichen Gartenmeisters innehat.

Karte der Spreeinsel, um 1652. Ausschnitt aus dem Memhardt-Plan von 1652 mit dem Schloss- und Lustgartenbereich. Autor: Johann Gregor Memhardt. Foto: Gemeinfrei

Im Zentrum der preußischen Hauptstadt ist die Gartenanlage für jedermann zugänglich und entwickelt sich zum beliebten gesellschaftlichen Treffpunkt. Eine erste Orangerie entsteht und bietet wertvollen, exotischen Pflanzen und Bäumen Schutz vor winterlichen Temperaturen. Zitrusbäume und Tomatenpflanzen, doch auch die ersten Kartoffeln Preußens wachsen und gedeihen hier prächtig.

Inzwischen hat sich das Herzogtum im Jahr 1701 zum Königreich Preußen gemausert. Prachtentfaltung, Kunst und Kultur prägen das höfische Leben in der barocken Residenzstadt König Friedrichs I.

Von der Gartenanlage zum Exerzierplatz

Dessen Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm I. setzt dagegen völlig andere Prioritäten. Sein Fokus liegt auf der Förderung einer straffen und effizienten Verwaltung und dem Aufbau eines großen preußischen Heeres.

Nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1713 zögert der sogenannte „Soldatenkönig“ nicht lange. Noch im selben Jahr wird die barocke Gartenanlage auf der Spreeinsel zum sandbedeckten Exerzierplatz umfunktioniert.

Im Jahr 1749 wiederum lässt sein Sohn Friedrich II., auch der Große genannt, das sogenannte Pomeranzenhaus, das 1685 als mittlerweile dritte und größte Orangerie errichtet worden war, zum „Packhof“, einem Warenlager, umnutzen.

Weitere Lagerhäuser für Güter wie Salz und Mehl, die mit Kähnen auf dem Wasserweg in die Stadt transportiert werden, entstehen an den Ufern der Flussinsel in den folgenden Jahrzehnten. Ein ganz pragmatisch gewerblicher Charakter bildet sich heraus, der das Areal mehr als ein halbes Jahrhundert prägen wird.

Idee eines Museums für jedermann

Kurz vor der Zeitenwende zum 19. Jahrhundert wird König Friedrich Wilhelm II., der Nachfolger Friedrichs des Großen, jedoch auf Ideen des Archäologen, Kunstkenners und Universitätsprofessor Aloys Hirt aufmerksam.

Aloys Hirt, um 1790, Gemälde von Friedrich Georg Weitsch. Foto: Gemeinfrei

In einer öffentlichen Vorlesung an der Berliner Akademie der Wissenschaften und Künste regt dieser an, die immensen Kunstschätze des Königshauses auch dem Bürgertum zugänglich zu machen.

Doch nicht nur für die Idee eines öffentlichen Museumsbaus ist Hirt Impulsgeber. Auch bei der Gründung der Berliner Bauakademie 1799 ist er einer der federführenden Protagonisten.

Dort besucht wiederum ein vielversprechender Architekturstudent die Lehrveranstaltungen Hirts zur Architekturgeschichte.

Sein Name: Karl Friedrich Schinkel.

Europäische Baukunst mit Wurzeln und Zukunft

Im Jahr 1822 legt eben dieser Karl Friedrich Schinkel – inzwischen 34 Jahre alt und zum Oberbaurat König Friedrich Wilhelms III. avanciert – die Pläne für ein großes königliches Museum auf der Spreeinsel vor.

Ihre klassizistische Formensprache orientiert sich klar an antiken Vorbildern.

Karl Friedrich Schinkel, 1826, Gemälde von Carl Begas. Foto: Gemeinfrei

„Europäische Baukunst“, so beschreibt Schinkel sein baumeisterliches Credo, ist „gleichbedeutend mit griechischer Baukunst in ihrer Fortsetzung“. Es sei, so führt Schinkel weiter aus, „keine Maskerade – das Nothwendige der Construction schön zu gestalten“, vielmehr sei dies der „Grundsatz Griechischer Architektur und muß Grundsatz bleiben für deren Fortsetzung“.

In seinem Museumsentwurf nimmt Schinkel darüber hinaus Bezug auf die Bauwerke, die ebenfalls an den Berliner Lustgarten grenzen – das Berliner Schloss und den Berliner Dom. Zusammen umrahmen sie die großzügige Gartenanlage, die Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné nach Anregungen Schinkels entworfen hat.

Großprojekt und Keimzelle

Bevor jedoch die Bauarbeiten beginnen können, müssen langwierige Gründungsarbeiten bewältigt werden.

Etwa 3.000 Kieferholzstämme werden zur Stabilisierung des Bauplatzes in den Boden getrieben, bis am 9. Juli 1825 die feierliche Grundsteinlegung erfolgen kann.

Fünf Jahre später wird das tempelartige Gebäude als erstes öffentliches Museum Preußens seiner Bestimmung übergeben. Ganz dem Ideal der Aufklärung verpflichtet, soll die Gemäldesammlung der preußischen Könige von nun an der Bildung und Erbauung der Allgemeinheit dienen.

Altes Museum auf der Museumsinsel

Altes Museum vom Lustgarten aus gesehen. Foto: Avda, Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Das Museumskonzept des Prestigeprojektes geht auf. Doch nicht nur das. Das Museum entwickelt sich zur Keimzelle eines einzigartigen Museumsareals, für das sich später der Name „Berliner Museumsinsel“ etablieren wird.

Fast drei Jahrzehnte nach der Eröffnung des „Königlichen“, dann „Alten Museums“ im Jahr 1830 öffnet 1859 das „Neue Museum“ nach Plänen Friedrich August Stülers seine Tore. 1871 folgt die Alte Nationalgalerie, deren Planung ebenfalls auf Stüler zurückgeht. 1904 wird das Bode-Museum an der Spitze der Spreeinsel eingeweiht und wiederum 26 Jahre später finden im Jahr 1930 die sensationellen archäologischen Funde einer Altaranlage aus der kleinasiatischen Stadt Pergamon im Pergamonmuseum ihre dauerhafte neue Heimat.

Zerstörung, Wiederaufbau und neue Pläne

Während des Zweiten Weltkriegs zu über 70 Prozent zerstört und in langwieriger und mühevoller Arbeit in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut, stehen die Museen der Museumsinsel und ihre Schätze auch heute im Fokus des öffentlichen Interesses.

[etd-related posts=“2738945″]

Als Teil kontrovers diskutierter Masterpläne wurde so im Jahr 2019 die James-Simon-Galerie des Architekten David Chipperfield der Öffentlichkeit übergeben.
Die Architektur dieses Baukörpers setzt seitdem auf der altehrwürdigen Museumsinsel ein markantes Zeichen unserer Epoche und schreibt so die bewegte Geschichte der Museumsinsel auf ihre Weise fort.

Informationen zu den Feierlichkeiten der 200-Jahrfeiern sind unter https://mi200.de und https://www.visitberlin.de/de/200-jahre-museumsinsel-berlin zu finden.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion