Festnahmen nach pro-palästinensischer Aktion bei Eröffnung der Salzburger Festspiele

Mit Zwischenrufen und Transparenten haben pro-palästinensische Aktivisten die Eröffnung der Salzburger Festspiele gestört. Die sechs Personen hätten sich mittels gefälschter Mitarbeiterausweise Zutritt zum Salzburger Festspielhaus verschafft und seien vorläufig festgenommen worden, teilte die Polizei am Samstag mit.
Laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA handelte es sich um Teilnehmer der „Letzten Generation“, die mit ihrer Störaktion die Rede von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) in der Felsenreitschule unterbrochen hätten. Auf den Bannern waren Slogans wie „Free Gaza now“ und „Stoppt den Völkermord“ zu lesen.
Der Salzburger Landespolizeidirektor Bernhard Rausch sagte laut APA vor Journalisten, nach der Störaktion würden die Festspiel-Veranstaltungen mit verschärften Maßnahmen weitergeführt.
Warnung vor antidemokratischen Tendenzen
Anne Applebaum, polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin, warnte bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele vor weltweiten antidemokratischen Tendenzen. Die Zivilgesellschaft mit ihren für selbstverständlich gehaltenen Freiheiten sei so stark in Gefahr wie seit Generationen nicht mehr, sagte die 61-jährige. Auch in Europa seien Politiker an der Macht, die zivilgesellschaftliche Organisationen als Bedrohung wahrnähmen.
Sie stünden in der Tradition des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der als einstiger Mitarbeiter des Geheimdienstes KGB gelernt habe, alle selbst organisierten Aktivitäten als verdächtig zu behandeln. „In seinem ganz eigentümlichen paranoiden Nationalismus behandelt er NGOs als Spione“, so Applebaum.

Applebaum sieht die Demokratien massiv in Gefahr. Foto: Franz Neumayr/Leopold/LAND SALZBURG/dpa
Der Angriff auf die Zivilgesellschaft gehe über Russland hinaus. China, Venezuela und Ägypten hätten inzwischen Gesetze nach russischem Vorbild. Ein wesentlicher Grund für die Entwicklung sei die Ablenkung durch das Internet, das dem realen politischen und sozialen Engagement entgegenwirke.
Die Menschen würden nicht mehr gemeinsam planen und ihr Leben organisieren. „Wir praktizieren keine Demokratie“, so die Historikerin.
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Die Salzburger Festspiele
Die Salzburger Festspiele sind keinem Künstler, sondern einer Idee gewidmet: Kurz nach dem Ersten Weltkrieg wollten sie die Rolle von Kunst und Kultur in einer erschütterten Welt als heilsames Gegenbild etablieren. Zu den Gründern zählten 1920 der Dramatiker Hugo von Hofmannsthal und der Regisseur Max Reinhardt. Das Festival gilt als Fest des Geistes.
Salzburg bietet eine hohe Promidichte. Ähnlich wie in Bayreuth zählte Ex-Kanzlerin Angela Merkel zu den Stammgästen. Die Mitglieder der österreichischen Regierung nutzen gern die Gelegenheit, Amtskollegen einzuladen. 2017 war der französische Präsident Emmanuel Macron in Salzburg, 2018 die damalige britische Premierministerin Theresa May.

Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen (r), Rumäniens Präsident Nicusor Dan (m) und Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (l) vor der Eröffnung der Salzburger Festspiele in Salzburg, Österreich, am 26. Juli 2025. Foto: Barbara Gindl/APA/AFP via Getty Images
Bis Ende August ist die Stadt einerseits Treffpunkt der Reichen und Schönen, andererseits können Besucher auch ohne Karten und ohne Geld Festspielluft schnuppern. Das dreitägige Fest zur Eröffnung bietet Musik, Theater und Lesungen. Während des Festivals gibt es ein Public Viewing.
Open Air werden in diesem Jahr die aktuellen Inszenierungen von „Maria Stuarda“, „Giulio Cesare in Egitto“ sowie vom „Jedermann“ gezeigt. Außerdem sind historische Aufführungen zu erleben wie der „Don Giovanni“ von 1954 oder „Carmen“ von 1967.
In Salzburg wurden für die 174 Vorstellungen etwa 220.000 Karten aufgelegt. Die Ticketpreise variieren extrem. Die Hälfte aller Karten kostet zwischen 5 und 115 Euro. Das gilt zum Beispiel für Jugendkarten, die bis zu 90 Prozent ermäßigt sind. Wer einen Spitzenplatz ergattern will, muss teils mehr als 400 Euro zahlen.
Die Organisatoren haben keine Probleme, die Stars der Szene zu bekommen. In diesem Jahr sind unter anderem dabei: Der Dirigent Teodor Currentzis, Oscar-Preisträger Christoph Waltz als Sprecher in der Strawinsky-Oper „Oedipus Rex“, Tenor Jonas Kaufmann und die litauische Sopranistin Asmik Grigorian, die bei Liederabenden auftreten. Auch Anna Netrebko gehörte immer wieder zu den Stars in Salzburg. (afp/dpa/red)
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