„F1 – Der Film“: Brad Pitt gibt Vollgas

Eines ist gewiss: Solange es große Leinwände und Sommer-Blockbuster gibt, werden uns auch Filmlegenden erhalten bleiben – ganz gleich, wie sich die KI weiterentwickelt.
Titelbild
Brad Pitt personifiziert die Starpower in „F1 – Der Film“.Foto: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.
Von 6. Juli 2025

In Kürze:

Blockbuster mit Brad Pitt: „F1 – Der Film“ bietet rasante Action und visuelle Effekte.

Formel-1-Imagekampagne: Der Film fungiert fast wie eine teure Imagekampagne für die Formel 1.

Technik versus Emotion: Tolle Technik, aber wenig emotionale Tiefe.


 

Die Saison der Blockbuster von Jerry Bruckheimer ist gekommen, und „F1 – Der Film“ fügt sich perfekt in dieses Bild ein. Bruckheimer, der den Film produziert hat, ist mittlerweile fast schon ein Synonym für solch große Sommer-Blockbuster – doch kein Blockbuster ohne Filmstars.

In jüngster Zeit wird der Niedergang der klassischen Leinwandlegenden beklagt – wo sind Paul Newman, Robert Redford und Cary Grant geblieben? Tom Cruise hält sich wacker, ebenso wie Brad Pitt. Cruise landete mit „Top Gun: Maverick“ einen Volltreffer. Jetzt ist Pitt mit „F1 – Der Film“ an der Reihe, einem IMAX-Spektakel über Formel-1-Rennen. Und zur großen Überraschung wurde dieser Film geschrieben, inszeniert und coproduziert vom Team von „Top Gun: Maverick“. Und diese kreativen Köpfe verstehen offensichtlich, dass Geschwindigkeit gefragt ist.

Autowerbung in Spielfilmlänge

„F1“ unterscheidet sich von anderen Renn­strecken­dramen dadurch, dass es wirkt wie eine aufwendige, hyper­technische und unverschämt teure Imagekampagne für den Mythos Formel 1. Und es funktioniert ganz ohne Zweifel.

Je älter ich werde, desto mehr werde ich zum Autonarr. Mittlerweile bedaure ich, dass Top Fuel Drag Racing mit seinen nitrobetriebenen, 550 km/h schnellen Ungetümen schon bald zu einer Reliquie der Vergangenheit der USA wird. All die Jahre habe ich es versäumt, regelmäßig in den berühmten Raceway Park in New Jersey zu gehen, um den ohrenbetäubenden Donner hautnah zu erleben, der direkt vor meiner Haustür stattfand. „F1“ hat mich aufhorchen lassen: „Also überall und mit jedem würde ich jetzt diese Autorennen gucken!“ Dennoch gilt: Verkauft wird solch eine Technik erst, wenn ein echter Filmstar hinter dem Steuer sitzt.

Ein technisches Wunderwerk: Das Formel-1-Rennfahrzeug erreicht in „F1 – Der Film“ Geschwindigkeiten von bis zu 375 km/h. Foto: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

„Maverick“ auf vier Rädern

Da dasselbe Storytelling-Team am Werk ist, ist „F1“ im Grunde genommen wie „Maverick“, nur mit einem schnellen Fahrzeug mit Rädern anstelle eines Kampfjets in der Luft. Und es gibt eine quasi geklonte Handlung: Ein Bad Boy, dessen beste Zeiten hinter ihm liegen und der süchtig nach Geschwindigkeit ist, sucht nach Erlösung und Befreiung, während er sich gegen einen übermütigen jüngeren Rivalen, Joshua Pearce (Damson Idris), behaupten muss.

Die Hauptdarsteller nehmen sich sogar ein Beispiel an Tom Cruise und machen ihre Stunts selbst – sie fahren ihre F1-Autos mit fast 320 km/h. Brad Pitt spielt Sonny Hayes, einen in seiner Jugend vielversprechenden Rennfahrer, der auf der Rennstrecke gegen Größen wie Ayrton Senna antrat, bis ein schrecklicher Unfall beim Grand Prix von Spanien 1993 seine Karriere abrupt beendete.

Sonny, der sich damit den Spitznamen „der Allergrößte, der nie war“ verdient hat, gibt den Rennsport auf, verspielt sein Geld, lässt mehrere Ehen scheitern und arbeitet sogar eine Zeit lang als Taxifahrer in New York. Jetzt lebt er in einem Wohnmobil (allerdings nicht unten am Flussufer). Er ist ein Söldner-Rennfahrer, der kein Interesse an Geld und Ruhm hat. Wofür er lebt, ist die Geschwindigkeit.

Ehemalige Rivalen, die zu alten Freunden wurden: Der Rennteambesitzer Ruben Cervantes (Javier Bardem, l.) versucht, den talentierten Sonny Hayes (Brad Pitt) davon zu überzeugen, für ihn zu fahren. Foto: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Sonnys alter Freund, Kollege und ehemaliger Rivale Ruben (Javier Bardem in makellosen Maßanzügen) ist nun der verzweifelte Besitzer eines Formel-1-Teams, das auf dem letzten Platz der Tabelle liegt. Als Ruben Sonny die Chance bietet, seinen früheren Ruhm zurückzugewinnen und wieder zu den Besten der Welt zu gehören, reagiert die Presse des Rennsports mit Spott und Hohn. Rubens Unternehmen wird zusammenbrechen, wenn es nicht einen großen Sieg einfährt, und allein Sonny kann das schaffen. Sonny muss dieses Angebot natürlich ablehnen. Tut er so, als wäre er unnahbar? Ist er so ausgebrannt? Sie wissen schon, was jetzt kommen muss.

Der Millennialrennfahrer Joshua Pearce (Damson Idris, l.) und sein neuer Gen-X-Teamkollege Sonny Hayes (Brad Pitt) sind sich nicht einig. Foto: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Genau wie Maverick von jungen, hitzköpfigen Navypiloten mit Argwohn betrachtet wird, geraten Sonny und sein jüngerer Teamkollege Joshua sofort in einen testosterongeladenen Machtkampf. Es ist der Glanz der sozialen Medien und die Abhängigkeit der Millennials von modernster Technologie gegen die raue, selbstmörderische, instinktgesteuerte Herangehensweise der Boomer und der Generation X. Doch „F1“ verteufelt keine der beiden Seiten. Die Serie schafft eine gute Balance zwischen dieser zentralen Rivalität und zeigt, wie die Qualitäten jedes Fahrers zum Sieg beitragen.

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Ein dröhnender Rausch

Sonny und Joshua mögen sich zanken, doch auf der Rennstrecke in ihren silberweißen Nomex-Anzügen gleichen sie strahlenden Halbgöttern – Pitt verkörpert dabei das pure Star-Charisma. Kampfpiloten sprechen vom „Zoom“ und dem (Schall‑)Knall, und genau das liefert „F1“: Tempo und Dröhnen in Perfektion.

Regisseur Joseph Kosinski weiß, dass die Nebenhandlungen des Films – ein schmieriger Unternehmensinvestor (Tobias Menzies) und die technische Leiterin des Teams und die Herzensdame (Kerry Condon) – im Grunde nur Füllmaterial sind. Kosinskis erklärtes Ziel war es, den authentischsten Film aller Zeiten über Autorennen zu drehen. Rein technisch gesehen hat er dies meisterhaft umgesetzt.

Vor allem die Rennszenen aus der Egoperspektive wirken beeindruckend. Foto: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

So wie sich die Filmtechnik mit all ihren innovativen Effekten seit Bruce, dem Gummihai in „Der weiße Hai“ (dem Urvater aller Blockbuster), astronomisch weiterentwickelt hat, hat auch das Know-how in Rennfilmen wie Jerry Bruckheimers „Days of Thunder“ (1990) mit Tom Cruise weit hinter sich gelassen. Selbst die neueren Filme „Ferrari“ und „Ford v Ferrari“ können nicht mit „F1“ mithalten.

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Technik-Overload

„F1“ ist darauf ausgelegt, dass es ein Publikum mit ADHS-typischem Hang zur Reizüberflutung durch visuell atemberaubende Videospieltechniken fesselt. Bis zu einem gewissen Grad gelingt das auch, doch das Gehirn hat nur eine begrenzte Kapazität für endloses Sausen, Heranzoomen und Dröhnen. Ein Hauch mehr Lyrik hätte dem Film gutgetan. 

Es gibt eine wunderbare Szene, in der Sonny das Gefühl des Fliegens erklärt, wenn man völlig in seinem Element ist, und dass dies das Einzige ist, wofür er lebt. Wenn die Zuschauer diese Euphorie stellvertretend erleben, wollen sie mehr. Mehr Fliegen und etwas weniger Dröhnen hätten „F1“ zu einem noch grandioseren Höhenflug verholfen.

Wir wissen bereits, dass das Fliegen der Grund ist, warum Konteradmiral Chester Cain (Ed Harris) zu Maverick sagt: „Du bekommst keine Beförderung. Du gehst nicht in Rente. Und obwohl du alles versuchst, weigerst du dich zu sterben. Du müsstest mittlerweile mindestens Zweisterneadmiral sein. Und doch stehst du hier, Captain.“

Maverick will einfach weiterbrausen, fliegen und schweben. Wir alle wollen schweben. Das ist der Grund, warum Menschen in ihren Träumen oftmals fliegen. Das ist der Grund, warum das Rubin-Museum in New York City einen alten Wandteppich mit tibetischen Mönchen zeigt, die im Himalaya umherfliegen. Warum haben Engel Flügel? Wir alle wollen fliegen!

Auch in „F1“ schwebt Pitt förmlich über die Leinwand, und obwohl der Film immer wieder betont, dass Formel‑1‑Rennen ein Mannschaftssport sind, ist es Sonnys Einzelgänger-Outlaw-Attitüde, welche Trost im Fliegen sucht, die hier die eigentliche Botschaft transportiert. 

Pitt hat sich von seinem rauchigen Debüt in „Thelma & Louise“ über „Fight Club“, „Troja“, „Moneyball“ und „Once Upon a Time in Hollywood“ bis hin zu vielen weiteren Filmen bis heute als legitimer Nachfolger Robert Redfords etabliert – einer der letzten Vertreter altmodischer, weltmüder Männlichkeit, der schwächere Schauspielkollegen förmlich vom Bildschirm fegt. Gegenwärtig sind Pitt, Cruise, Josh Brolin, George Clooney und Denzel Washington wohl die besten und letzten Vertreter der alten Schule des Starruhms.

Foto: © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

„F1 – Der Film“ ist seit dem 26. Juni in den deutschen Kinos zu sehen
Regie: Joseph Kosinski
Darsteller: Brad Pitt, Javier Bardem, Damson Idris, Kerry Condon
FSK ab 12 freigegeben
Laufzeit: 2 Stunden, 35 Minuten
Bewertung des Autors: 4 von 5 Sternen

 

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: „,F1: The Movie’: Brad Pitt Soars in Formula One Racing Tale“ (deutsche Bearbeitung von ee)



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