„The Alto Knights“: Zwei De Niros in einem Mafiafilm sind schon einer zu viel

„The Alto Knights“ ist kein schlechter Gangsterfilm, aber leider ist Barry Levinson nicht Martin Scorsese – zumindest wenn es um das Erzählen großartiger Mafiageschichten geht.
Titelbild
Robert De Niro als Frank Costello.Foto: Jennifer Rose Clasen, Warner Bros.
Von 3. April 2025

„The Alto Knights“, ursprünglich ein Treffpunkt für Schnapsschmuggler in Manhattan während der Prohibition, wurde in den 1950er-Jahren vom Mafiaboss Vito Genovese in einen Gesellschaftsclub umgewandelt. Der gleichnamige Film zeigt den Aufstieg und die Entwicklung der New Yorker La-Cosa-Nostra-Dynastien sowie den Machtkampf zwischen den Mafiapaten Frank Costello und Vito Genovese. Es ist eine der Gründungsgeschichten des organisierten Verbrechens in den USA. Robert De Niro spielt in dem Film beide Männer.

De Niros beeindruckende Karriere im Genre der epischen Mafiafilme mit italienischem Einschlag, darunter „Der Pate II“, „Es war einmal in Amerika“, „GoodFellas“ und „Casino“ ist inzwischen legendär. Wer also wäre besser geeignet für eine der Hauptrollen?

De Niro kann einen Mafiaboss schon allein durch das Aufsetzen eines Fedoras, dem weichen Filzhut mit zumeist breiter Krempe, glaubhaft verkörpern. Ihm jedoch beide Hauptrollen zu geben, war vielleicht ein wenig zu ambitioniert. Denn ihn sowohl als Genovese als auch als Costello zu sehen, wirkt stellenweise leicht verwirrend. Mehr dazu später.

Robert De Niro als Vito Genovese. Foto: Jennifer Rose Clasen, Warner Bros.

Mafiageschichte

Im Mai 1957 verpatzt Vito Genoveses massiger Auftragskiller Vincent Gigante – großartig gespielt von Cosmo Jarvis – den Mordanschlag auf Frank Costello: Statt durch den Schädel zu schießen, streift die Kugel nur dessen Außenseite. Nach dem gescheiterten Attentat muss der armselige Schläger jede Menge verbale Prügel einstecken. („Du hattest EINE Aufgabe!“)

Was steckt dahinter? Genovese und Costello verbindet eine Freundschaft, die bis in die Kindheit zurückreicht. Allerdings verbrachte Genovese die Jahre des Zweiten Weltkriegs in Italien – wo er sich in Spionage- und Geheimdienstaktivitäten für Mussolini verstrickte.

Wie bei so vielen Mafiafilmen, in denen ein Gangster ins Gefängnis kommt und nach seiner Rückkehr sein altes Revier zurückfordert, macht auch Genovese hier keine Ausnahme. Als er nach New York zurückkehrt, verlangt er seinen Anteil an den Geschäften, über die Costello schon seit geraumer Zeit herrscht.

Im Clinch

Frank Costello erklärt ihm, dass sich die Zeiten geändert hätten und die Dinge nicht mehr so einfach wären – und Vito sich zurücknehmen und Geduld zeigen müsse.

Frank, ein akribischer Stratege, der Gewalt meidet, weil sie schlecht fürs Geschäft ist, steht im völligen Gegensatz zu Vito – einem brutalen, hochgradig paranoiden und erbarmungslosen Killer. Geduld gehört nicht zu Vitos Wortschatz.

Es ist der klassische Fall einer ungebremsten Kraft, die auf ein unerschütterliches Objekt trifft. Denn Costello agiert vorsichtig, spielt ein kluges und strategisches Spiel, um sich langsam aus der Mafia zurückzuziehen, ohne als durchlöcherte Leiche zu enden.

Apropos blutige Leichen: In der Prohibitionszeit, als das illegale Alkoholgeschäft viele anlockte, begannen die beiden, die Stadt zu übernehmen – durch Bestechungen korrupter Politiker und Polizisten. Schwarz-weißes Archivmaterial und sepiafarbene Standbilder, wie man sie auch aus anderen Mafiafilmen kennt, erzählen von den frühen Tagen der Cosa Nostra. Die eleganten Outfits dieser Ära lassen das viele Blutvergießen umso makabrer erscheinen.

Ein Vergleich der zwei De Niros

De Niros Costello wirkt wie eine vollständig ausgearbeitete Figur – mitsamt Karrierebogen über Jahrzehnte und als weißhaariger Erzähler, der zurückblickt. Sein Genovese dagegen erinnert eher an den ewig aufbrausenden, paranoiden Pesci aus „GoodFellas“ – Sie kennen die Szene: „Witzig, wie? Meinst du, ich bin ein Clown? Ich unterhalte dich? Ich bringe dich zum Lachen? Bin ich hier, um dich zu amüsieren?“ Genau diese Art paranoider Wahnsinn steckt auch in Genovese.

(l.–r.) Robert De Niro als Vito Genovese und Robert De Niro als Frank Costello. Foto: Warner Bros.

Beide Figuren bekamen mittels plastischer Verbesserungen eine starke Maske, Genovese etwas mehr – aber er sieht trotzdem sehr nach De Niro aus; und klingt auch so. Wie gesagt, ist es leicht verwirrend: Welcher ist er jetzt gerade?

Am Ende funktioniert es, aber die Doppelrolle bleibt trotzdem eine überflüssige Spielerei – es gibt genügend Schauspieler, welche die Genovese-Rolle mit links spielen könnten.

Alles in allem

„The Alto Knights“ ist kein schlechter Film. Die Liebe zum Detail – insbesondere zur goldenen Ära amerikanischer Autos – ist durchaus ein Genuss. Debra Messing und Kathrine Narducci als Ehefrauen von Costello und Genovese verleihen der Männerwelt im Film Gewicht. Besonders unterhaltsam ist die Szene, in der Costello sich weigert, vor dem Senat seine Aussage geltend zu machen – und Genovese fast einen Schlaganfall bekommt, während er das Geschehen im Fernsehen verfolgt.

Debra Messing als Bobbie Costello. Foto: Rose Clasen, Warner Bros.

Auch der historische Apalachin-Gipfel – ein Treffen aller Mafiabosse der USA – wird amüsant dargestellt: Die Massenszene, in der in Pelz und Fedora gekleidete Mafiosi zu ihren Autos flüchten, während die örtliche Polizei endlich den Ernst der Lage erkennt, sorgt für Lacher.

Als Gangsterfilm jedoch plätschert „The Alto Knights“ eher dahin. Regisseur Barry Levinson ist nun mal nicht Martin Scorsese.

Wie erwähnt: Die herausragende Leistung im Film liefert Cosmo Jarvis als Auftragskiller. Man könnte ihn vielleicht unter „animalischer Magnetismus“ im Lexikon finden. Seine Mischung aus gequältem Blick, Furcht einflößender Brutalität, tiefer Scham und überraschender Verletzlichkeit macht ihn zur stärksten Figur des Films – ein Beweis dafür, wie ein Schauspieler Tiefen ausloten kann, um einem Monster Menschlichkeit zu verleihen. Man wird von Jarvis sicher noch mehr hören.

Foto: Warner Bros.

„The Alto Knights“
Regie: Barry Levinson
Besetzung: Robert De Niro, Robert Uricola, Debra Messing, Kathrine Narducci
Laufzeit: 2 Stunden
Altersfreigabe: FSK 12
Seit dem 20. März 2025 in den deutschen Kinos zu sehen
Bewertung: 3 Sterne von 5

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „‚The Alto Knights‘: Two De Niros in One Mob Movie Is Too Many“ (deutsche Bearbeitung sza)



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