„The life of Chuck“: Stephen King wird spirituell

Der aus Maine stammende Autor Stephen King ist der unangefochtene König der Horrorliteratur. Seine erfolgreichen Bücher und die darauffolgenden Verfilmungen stellen wahrscheinlich zehn Mega-Budget-Filmreihen zusammen in den Schatten.
Doch hin und wieder wird King philosophisch, und diese Betrachtungen sind Gold wert. Viele Regisseure haben Kings Bücher auf die Leinwand gebracht, darunter Mick Garris, Frank Darabont und Rob Reiner, der den magischen Streifen „Stand by Me: Das Geheimnis eines Sommers“ drehte. Mike Flanagan dürfte jedoch der Meister der King-Adaptionen sein.
„Life of Chuck“, Flanagans dritte Adaption von King, basiert auf der Kurzgeschichte „Blutige Nachrichten“, die in umgekehrter Reihenfolge erzählt wird und vom Leben eines ziemlich unscheinbaren Buchhalters namens Chuck Krantz (Tom Hiddleston) handelt.
Dritter Akt
Die Handlung des Films wird durch einen Erzähler getragen, dem Nick Offerman seine Stimme verleiht, und beginnt mit dem dritten Akt der Geschichte unter dem Titel „Thanks Chuck“.
Darin scheint das Universum das Ende seines natürlichen Lebenszyklus – Entstehung, Bestehen, Verfall und Zerstörung – erreicht zu haben. Wir lernen scheinbar zufällig mehrere Charaktere kennen, die uns kurz aus ihrem Leben erzählen.
Den Auftakt macht Marty Anderson (Chiwetel Ejiofor), Englischlehrer an einer Kleinstadt-Highschool. Mitten in seinen Unterricht über Walt Whitman (US-amerikanischer Dichter des 19. Jahrhunderts, auch im Film „Club der toten Dichter“ mehrfach erwähnt) platzt die Nachricht, dass ein gewaltiges Erdbeben einen großen Teil Kaliforniens ins Meer geschleudert habe.
Martys Ex-Frau Felicia Gordon (Karen Gillan) ist Ärztin in einem nahe gelegenen Krankenhaus und kämpft mit den Folgen der Zerstörung. Das Internet ist ausgefallen, und niemand weiß, was passiert.
Merkwürdige Zeichen tauchen auf: Fernsehsender schalten wahllos Werbespots, in denen sie einem gewissen Charles Krantz, auch bekannt als „Chuck“, für 39 Jahre Geschäftstreue danken.

Mark Hamill in der Rolle von Albie Krantz. Foto: © TOBIS Film GmbH
Über Chuck
Als wir Chuck endlich treffen, beginnt er spontan vor einem Einkaufszentrum zum Rhythmus von Taylor Franck, einem Schlagzeug spielenden Straßenmusiker, zu tanzen (im realen Leben Taylor Gordon, der auch unter dem Künstlernamen „The Pocket Queen“ bekannt ist).
Chuck schnappt sich aus der Menge der Zuschauer beliebig eine Frau namens Janice (Annalise Basso). Sie ist deprimiert, da ihr Freund 5 Minuten zuvor per SMS mit ihr Schluss gemacht hat. Doch Chuck und Janice legen los und tanzen wie verrückt. Es ist eine der besten Tanzszenen seit John Travolta und Uma Thurman in „Pulp Fiction“.

Annalise Basso (Janice) und Tom Hiddleston (Chuck). Foto: © TOBIS Film GmbH
Dann geht es zeitlich noch weiter zurück. Der vorherige Teil wird vermutlich erst Sinn ergeben, wenn wir zum ersten Akt zurückspringen und den jüngeren Chuck (Benjamin Pajak) kennenlernen, der bei seinen Großeltern (Mark Hamill aus „Star Wars“ und Mia Sara aus „Ferris macht blau“) lebt.
Allmählich fügen sich für das Publikum die Puzzleteile zusammen. Dazu gehört auch eine weitere fantastische Tanzeinlage.
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Worin liegt der Sinn?
„Das Leben von Chuck“ behandelt Themen, die Stephen-King-Lesern vertraut sein dürften. Als da wären die Apokalypse („The Stand – Das letzte Gefecht“) und Geister („Shining“). Nach und nach erschließt sich einem die Intention des Films, der sich auf poetische Weise der Vermittlung einer Sache widmet: der Bedeutung, im Moment zu leben und die kleinen Freuden in dem, was wir Leben nennen, zu genießen.

Mia Sara (Sarah Krantz), Benjamin Pajak (der junge Chuck). © TOBIS Film GmbH
Schließlich sieht es so aus, als ob die Welt bald untergehen könnte.
Und gerade darum zeigt der Film, warum es ganz gut ist, nicht hellsichtig zu sein. Denn sähe man den eigenen Tod voraus, „ist das Warten der schwerste Teil“ (Zitat aus Tom Petty und die Heartbreakers).
Es geht darum, wie Menschen Mathematik und Tanz verstehen oder die bittere Ironie des Lebens und das Konzept der Zeit annehmen – das Gute wie das Schlechte hinnehmen. Darin weist „The life of Chuck“ mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit Terrence Malicks „Der Baum des Lebens“ auf.
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Wie im Großen so im Kleinen
Während „Der Baum des Lebens“ makrokosmisch agierte, indem er riesige Galaxien darstellte und dann eine winzige menschliche Geschichte über diese gigantische Kulisse huschen ließ, spielt „The Life of Chuck“ im Mikrokosmischen. Letztlich läuft der gesamte Film auf eine Zeile von Walt Whitman hinaus: „Ich beinhalte eine Vielzahl.“ Es könnte auch lauten: Wir beinhalten eine Vielzahl.
Das bedeutet, dass das Leben unmöglich banal sein kann. Denn wenn man beispielsweise über ein unglaublich leistungsstarkes Mikroskop und ein unglaublich riesiges Teleskop verfügen würde, könnte man beobachten, dass die Elektronen, Protonen, Neutronen, Quarks und Neutrinos eines Atoms, die den Kern umkreisen, im Grunde ein winziges Modell der Planeten des Sonnensystems sind, die die Sonne umkreisen.
Angenommen, ein Sandkorn besteht aus 3.000 Atomen. Das sind 3.000 mikrokosmische Welten in einem einzigen Sandkorn. In diesen winzigen Welten existieren auch winzige Ozeane mit winzigen Stränden. Winzige Strände aus winzigem Sand. Und das würde sich, wie Buzz Lightyear (Animationsfigur eines Disney-Films) sagt, „bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter“ wiederholen!
Der menschliche Körper besteht aus etwa 1,2 mal 10 hoch 27 Molekülen. Manche Moleküle bestehen aus zwei oder drei Atomen, manche aus Millionen – Welten, alle zusammen. Whitman hatte recht. Denn wir enthalten eine Vielzahl von Atomen.
Albert Einstein sagte einst: „Es gibt zwei Arten zu leben: Man kann so leben, als wäre nichts ein Wunder – man kann so leben, als wäre alles ein Wunder.“
Wer hätte gedacht, dass Horrormeister Stephen King so spirituell sein kann.

Foto: © TOBIS Film GmbH
„The Life of Chuck“ startet in Deutschland am 24. Juli.
Regie: Mike Flanagan
Besetzung: Tom Hiddleston, Mark Hamill, Mia Sara, Chiwetel Ejiofor, Benjamin Pajak
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Laufzeit: 1 Stunde, 50 Minuten
Bewertung des Autors: 3 1⁄2 von 5 Sternen
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „‚The Life of Chuck‘: Stephen King Gets Spiritual“. (deutsche Bearbeitung so)
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