Alle Bücher zur Hand: Die Magie der eigenen Hausbibliothek

Eine eigene Büchersammlung spiegelt die Persönlichkeit und die wertvollen Erinnerungen ihres Besitzers wider und ehrt sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft.
Alle Bücher zur Hand: Die Magie der eigenen Hausbibliothek
Ein Buch liest sich umso besser, wenn es unser eigenes ist und uns schon so lange bekannt ist, dass wir all seine Flecken und Eselsohren kennen.Foto: Олег Зайкин/iStock
Von 15. April 2025

Als ich in mein jetziges Haus gezogen bin, habe ich als Erstes meine Bücher in ein selbst gebautes, Wand-füllendes Regal gestellt. Manche mögen das für eine seltsame Art und Weise halten, sich in einem neuen Haus einzurichten, aber für mich war es selbstverständlich und ganz natürlich. Denn die Hausbibliothek eines Menschen sagt etwas darüber aus, wer er ist.

Eine Bibliothek ist ein physischer Ort und die materielle Repräsentation einer geistigen Landschaft. Das Haus war für mich erst dann ein Zuhause, als meine Bücher die Regale füllten und meine Persönlichkeit in den Raum projizierten.

Wie der Arzt Sir William Osler es ausdrückte: „Eine Bibliothek repräsentiert den Geist ihres Sammlers, seine Launen und Eigenarten, seine Stärken und Schwächen, seine Vorurteile und Vorlieben. Dies gilt insbesondere dann, wenn zum Charakter des Sammlers die Qualitäten eines Lernenden hinzukommen, der die Bücher und das Leben der Menschen, die sie geschrieben haben, studieren möchte. Die Freundschaften seines Lebens, die Phasen seines Heranwachsens, die Eigenheiten seines Geistes, alles wird dargestellt.“

Eine Hausbibliothek ist ein Spiegel ihres Besitzers

Eine eigene Hausbibliothek repräsentiert ihren Besitzer: Von den Phasen seines Heranwachsens bis zu seinen geistigen Eigenheiten. Foto: Viktoriia Hnatiuk/iStock

Eine Hausbibliothek voller Weggefährten

Wo andere ein neues Haus durch das Herausreißen oder Streichen von Wänden zu ihrem Eigen machen, bringe ich meine persönliche Note ein, indem ich das Haus mit meinen geistigen Begleitern bestücke: meinen Büchern.

Ich wähle dabei bewusst den Begriff „Gefährten“. Ein gutes Buch kann ein Reisebegleiter oder sogar ein Wegweiser auf dem Pilgerweg des Lebens werden. Die verschiedenen Bücher in meinem Regal erzählen von verschiedenen Etappen der Reise.

Ich erinnere mich daran, wann ich sie zum ersten Mal gelesen habe, wie sie auf mich gewirkt haben und wie sie einen Abschnitt meines Lebens prägten oder gestalteten. Manchmal sind diese Erinnerungen untrennbar mit einem Buch und all seinen Ecken und Kanten verbunden.

Die Bücher sind abgegriffen und tragen die Zeichen ihrer und meiner Geschichte. Spuren von schmutzigen Fingern, Abnutzungen, Tränen, Eselsohren, Markierungen und Missgeschicken erzählen eine persönliche Geschichte, die sich im Werk verewigen. Auf diese Weise wird die physische Beschaffenheit eines jeden Buches zu einem wichtigen Zusatz zu dem, was es enthält, und wird dem Besitzer dadurch noch mehr ans Herz gelegt.

Nicht nur der Inhalt eines Buches kann Geschichten erzählen, sondern auch seine Spuren – geschrieben von der Zeit selbst. Foto: Oksana Lomnova/iStock

Immer wieder Neues im Alten entdecken

Wie Charles Lamb in einem Brief an Coleridge schrieb: „Ein Buch liest sich umso besser, wenn es unser eigenes ist und uns schon so lange bekannt ist, dass wir die Topografie seiner Flecken und Eselsohren kennen und den Schmutz darin darauf zurückführen können, dass wir es beim Tee mit gebutterten Muffins oder bei einer Pfeife gelesen haben.“

Mit der Zeit und zunehmender Vertrautheit wird jedes Buch einzigartig und unersetzlich, und jede Bibliothek wird zu einer Aufzeichnung nicht nur der Interessen und des intellektuellen Lebens ihres Besitzers, sondern auch seiner persönlichen Entwicklung im Laufe der Zeit.

Manchmal wachsen Bücher mit einem. Ein in der Jugend gelesenes Buch, das im Erwachsenenalter wieder aufgegriffen wird, kann den Leser auf eine neue, tiefere Weise ansprechen. Ein großartiges Buch hat immer mehr zu bieten. Jede erneute Lektüre ist wie die Suche nach mehr Gold im gleichen Flussbett. Es gibt immer mehr im Wasser, das zwischen den Steinen glitzert.

Staubbedeckte Diamanten

Ich habe eine besondere Vorliebe für in Leder gebundene Bücher. Die Schönheit solcher Bände und die Arbeit, die in ihrer Herstellung steckt, verleihen ihnen eine Würde, die anderen Büchern fehlt.

Sie erzählen uns nicht nur von unserer persönlichen Geistesgeschichte, sondern auch von der Geistesgeschichte der Welt. Sie erinnern uns an eine Zeit, in der sich Mönche über flackernde Kerzen beugten, um die geliebten Werke der Vergangenheit zu kopieren, zu schmücken, zu bebildern, zu nähen und in Leder einzubinden – und das mit enormen Mühen und Kosten.

Für das berühmte „Book of Kells“ – das wahrscheinlich vor über 1.200 Jahren in einem schottischen Kloster entstand – sind die Häute von 185 Kälbern verarbeitet worden. Aus ihnen wurde Vellum gewonnen, eine der kostbarsten Pergamentarten der Welt, aus dem schließlich die 680 kunstvoll gestalteten Seiten sind.

Die Malerei im „Book of Kells“ zeigt die Madonna mit Kind. Foto: Gemeinfrei

Mit dem Aufkommen des Buchdrucks wandelten sich diese originellen Manuskripte zu Massenprodukten – ohne ganz zu verschwinden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Bücher wieder oft in Leder gebunden und mit einer heute kaum noch anzutreffenden künstlerischen und handwerklichen Sorgfalt hergestellt.

Es scheint angemessen, dass ein Band von Dante, Dickens oder Shakespeare aus den besten Materialien und mit größter Sorgfalt hergestellt wird, um den Respekt vor den altehrwürdigen Meisterwerken zwischen den Buchdeckeln zum Ausdruck zu bringen.

Hausbibliothek mit besonderem Charme

Ein in Leder gebundenes Buch steigert und bereichert das Leseerlebnis, indem es eine Symphonie für die Sinne bietet. Seine Verzierung ist ein Vorspiel und eine Begleitung der Geschichte.

Sie betrachten ein ledergebundenes Buch im Regal: Sein glatter, weicher Rücken hat eine angenehme Mahagonifarbe, und die goldene Schrift strahlt mit einer stillen Intensität. Sie nehmen es in die Hand – es ist schwer und robust. Hier ist etwas, in das Sie Ihre geistigen Zähne versenken können. Hier ist etwas, das stark genug ist, um die Fantasie zu beflügeln und Ihren Geist zu erleuchten.

Sie schlagen das Buch auf: Der Buchrücken macht ein unverwechselbares knisterndes Geräusch. Der unbeschreibliche Geruch nach alten Büchern steigt auf – teils Staub, teils Leder, teils Papier, teils die Zeit selbst. Es weckt die Vorstellung vom Besuch einer alten Bibliothek, wo wissensdurstige Menschen in riesigen gepolsterten Sesseln und ihren Büchern versinken.

Alte Bibliotheken mit riesigen Regalen voller historischer Bücher strahlen ein enormes Wissen aus. Foto: Sean Fleming/iStock

Neue, in Leder gebundene Bücher können schön sein, aber alte sind besser. Sie erinnern nicht nur an Ihre eigene Reise, sondern auch an die Reisen von Dutzenden, vielleicht Hunderten Menschen, die das Buch vor Ihnen besaßen. Die Werke haben Kriege, Krisen und sogar die Ankunft ihres bedrohlichen Gegners – des E-Book-Readers – überstanden.

Ein Stück beschriebene Ewigkeit

Wenn Sie ein solches Buch besitzen, treten Sie in eine Geschichte ein, die größer ist als Sie selbst. Ich stelle mir gerne vor, dass bestimmte Bücher schon immer alt waren. Sie haben die Druckerpresse staubbedeckt verlassen, wie nachdenkliche, bärtige, alte Männer, die mit dem Gewicht ihrer Weisheit beschwert sind.

Was das Sammeln von Büchern wirklich lohnenswert macht, ist, dass sie etwas Ewiges an sich haben. Sie überdauern länger als ein kurzes Menschenleben. Hier, zwischen zwei Kuhfellstreifen, verbleiben der Geist, das Herz und die Seele eines Menschen – lange, nachdem er gestorben ist. Sie haben Zugang zu ihren größten Gedanken, der Charakter scheint durch die Seiten hindurch.

Echte Lederbücher sind eine Bereicherung für die eigene Hausbibliothek

In Leder gebundene Bücher bieten ein ganz anderes Leseerlebnis als moderne gedruckte. Foto: HJBC/iStock

Handelt es sich um eine große Seele, einen Aristoteles, einen Dante, einen Homer oder einen Dickinson, so können ihre geistigen und fantasievollen Impulse hell genug leuchten, um unseren eigenen Weg durch den „dunklen Wald“ der Welt zu erhellen. In solchen Fällen wird ein Buch zu mehr als nur einem Stück Leder, Leinen und Papier – es wird zu einem Leuchtfeuer.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Books All Your Own: The Magic of Home Libraries“. (redaktionelle Bearbeitung kms)



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