„Schönheit ist, wenn die Seele sich freut“: Wiedereröffnung des Dresdner Zwingerhofes

Am 14. Oktober wurde der neu sanierte Zwingerhof in Dresden in einem großen Festakt unter Beteiligung der Akteure und Prominenz aus der sächsischen Politik wiedereröffnet. Epoch Times war für Sie dabei.
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Große Freude bei Wiedereröffnung des Zwingerhofes Dresden am 14.10.2025: Der Hausherr Dr. Christian Striefler (r), Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten in Sachsen, jubelt mit einem symbolischen Stein, der bei den Ausgrabungen freigelegt wurde. Neben ihm Sachsens Ministerpräsident Kretschmer und sein Finanzminister Piwarz.Foto: Silke Ohlert/Epoch Times
Von 15. Oktober 2025

„Schönheit ist, wenn die Seele sich freut“, erläutert Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer gegenüber Epoch Times anlässlich der Wiedereröffnung des Dresdner Zwingerhofes am 14. Oktober.

„Seit ich das erste Mal hier war und dann jedes Mal aufs Neue: Der Zwinger bringt Ruhe. Das Auge hat sehr viel zu sehen und es hat eine wunderbare Atmosphäre“, führt Kretschmer weiter aus.

Einzigartiges Erbe

Das weltweit mit nichts zu vergleichende barocke Ensemble ist im Grunde ein Garten ohne Schloss. Zum Bau desselben kam August der Starke nicht mehr. Doch unter ihm wurde der Zwinger als Festplatz angelegt und vor allem als „Orangerie-Paterre“, wie Dr. Christian Striefel, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten in Sachsen es nennt.

Mit dem Entwurf des bedeutenden sächsischen Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann entstand Anfang des 18. Jh. ringsum ein Gebäudeensemble, zunächst dreiseitig, später auch vierseitig, für das Versailles eindeutig Pate stand.

„Auf den Schultern dieser Riesen stehen wir heute“, führt Dr. Christian Striefel in seiner Festrede zum Abschluss der vier Jahre dauernden Sanierungsarbeiten aus. Und damit gelte der Dank auch diesen beiden an diesem „wunderbar großartigen Tag“. Der Himmel ist grau verhangen, doch tut das der Festfreude keinen Abbruch.

15.500 Quadratmeter Hoffläche wurden komplett ausgehoben, archäologisch untersucht – mit all seinen Überraschungen –, um anschließend mit einem modernen Netz für Entwässerung, Elektroversorgung und Datenleitungen versehen zu werden. Denn der Fokus für die neue Nutzung liegt vor allem auch darin, die Fläche als Veranstaltungsort wieder zugänglich zu machen. Ganz wie zur Zeit seiner Entstehung.

Wiedereröffnung des Zwingerhofes Dresden am 14.10.2025: (v.l.n.r.) Dr. Christian Striefel, Ministerpräsident Kretschmer, Finanzminister Piwarz. Foto: Silke Ohlert/Epoch Times

„Sie sind jetzt alle Teil der 300-jährigen Geschichte des Zwingers“

Finanzminister Christian Piwarz führt in seiner Eröffnungsrede die Komplexität des bewältigten Bauvorhabens vor Augen. Mit ihm als oberstem Bauherrn vergaben die Staatsbetriebe Sächsisches Immobilien- und Baumanagement die Arbeiten an 20 Auftragnehmer aus 18 Gewerken. Zur Freude aller kamen 95 Prozent davon aus Sachsen.

Eine weitere Herausforderung war es, den Zwingerhof – zumindest in Teilen – weiterhin für Besucher offenzuhalten. Vier bis fünf Millionen Menschen erfreuen sich jährlich an dieser Augenweide, welche die Häuser mit ihren rund 700 Figuren und 150 figürlichen Säulen zweifelsohne darstellen.

In den Eckgebäuden des Zwingers sind die Porzellansammlung und der Mathematisch-Physikalische Salon beheimatet, in einem der Längsflügel die Gemäldegalerie Alte Meister, die jetzt mit einer barrierefreien Rampe ausgestattet wurde. Zu den Museen können die Gäste nach der Sanierung nun auf befestigten Wegen gelangen, zur Freude der Reinigungskräfte.

Bauarchäologe und -historiker Hartmut Olbrich gibt Einblick in die Geschichte des Zwingers und den Zustand der Bausubstanz. Foto: Silke Ohlert/Epoch Times

Brunnenbecken wurden saniert und die Zwingerbauhütte gab den Lampen sowie Bänken und Postamenten ihre frühere Schönheit wieder zurück, erklärt Martin Richter, Altgeseller der Zwingerbauhütte. Im Übrigen die einzige deutschlandweit, die einem Profanbau angegliedert ist und damit nicht unter der Schirmherrschaft der Kirche steht. Und dank moderner Beleuchtungstechnik wurde eine neue Möglichkeit geschaffen, den Zwinger zu illuminieren.

Summa summarum ließ sich der Freistaat dies 17 Millionen Euro kosten.

In seiner kurzen Laudatio auf all diejenigen, die die Sanierung umgesetzt haben, sagt Kretschmer: „All das, was wir hier sehen ist hart erarbeitet worden durch die Menschen in Sachsen, vor allen Dingen von denen im Erzgebirge, die mit ihrer Arbeit im Bergbau dafür gesorgt haben, dass diese Region ihren Wohlstand erhalten hat. Deswegen sind wir in der Pflicht, dieses Erbe zu bewahren.“

Menschen hätten in der friedlichen Revolution auch ausdrücken wollen, so der Ministerpräsident, „Schluss mit diesem Niedergang! Schluss mit der Zerstörung der Umwelt und der Bausubstanz“. Und fügt hinzu, dass die Menschen „das Ganze natürlich so bekommen“ möchten, dass man es auch mit Freude nutzen kann.

Gegenüber Epoch Times äußert Kretschmer: „Ich freue mich, dass ich zu einer Zeit Ministerpräsident sein kann, in der dieser wichtige Schritt für die nächste Generation gemacht wird. Was wir jetzt gemacht haben, wird für die nächsten 20, 30 Jahre erst einmal den Bestand des Zwingers sichern.“

Schlichte Gras- und Wasserflächen

Bei der Neuanlage des Hofes habe man sich, gemäß den Vorgaben der Denkmalpflege, an der Fassung von Hugo Ermisch aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts orientiert, erzählt Till Rehwaldt, Landschaftsarchitekt. Sein Büro wurde mit der Planung für den Zwingerhof beauftragt.

Die jetzt gewählte Gestaltung sei zwar barockisierend in ihrer Symmetrie und Ornamentik, doch nicht aus dem Barock. Denn die Anlage hat in ihren über 300 Jahren so manchen Gestaltungswechsel erlebt.

Plan der Zwingerhofneugestaltung, die von 2021 bis 2025 realisiert wurde. Foto: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

14. Oktober 2025: Der Zwingerhof Dresden ist neu eröffnet. Hier mit Blick in Richtung Französisches Haus. Foto: Silke Ohlert/Epoch Times

Der Blick von den oberhalb gelegenen Terrassen ermöglicht die Neugestaltung des Hofes in Gänze wahrzunehmen. Ein Großteil der Sanierung ist dem Auge verborgen und liegt in der Modernisierung der unterirdischen Netzwerke für Wasser, Strom und Datenleitungen. Foto: Silke Ohlert/Epoch Times

So war der Hof unter seinem Gründer kaum mehr als ein Sandplatz, um Reiterspiele und üppige Feste mit bis zu 1.000 Besuchern zu erlauben. Später, in der Gründerzeit um 1888, weiß Rehwaldt, war die Sehnsucht nach Grün in einer zunehmend urbanisierten Umgebung groß.

Man dachte, die Stadt mit viel Grün besser zu ertragen, und so legte man auch den Zwingerhof mit üppigem Pflanzenbewuchs an. Doch die Bäume wuchsen, die Gebäude waren nicht mehr zu sehen, und so entschied man sich nach einigen Jahrzehnten, wieder alles auszuräumen.

Mit der Entscheidung, die zuletzt entworfene Gestaltung wieder aufzugreifen, wolle man nicht zurück, aber auch nicht vorwärts, so Rehwaldt. Man wolle das haben, was man hat, was ja für Sachsen auch irgendwie passe.

Wo bleiben die Orangenbäume?

Bisher sind es rund hundert Bäume, empfindlich und aufwendig zu pflegen, mit denen sich der Zwinger schmücken darf. Doch erst wieder ab dem 7. Juni nächsten Jahres werden sie dort Einzug halten, aus ihrem Winterquartier, in der Orangerie des Barockgartens Großsedlitz, kommend.

Dass dies gebührend gefeiert wird, mit Spielmannszügen und Bergleuten, dafür sorgt der Freundeskreis Schlösser in Sachsen e. V., erzählt Bernhard Schareck, Mitglied des Vereins. Seit 2017 setzen sie sich dafür ein, „Orangenpaten“ zu gewinnen, die mit bis zu vierstelligen Summen die aufwendige Pflege der mediterranen Bäume unterstützen, oder sich direkt ehrenamtlich einsetzen.

Beim Hofrundgang: Bernhard Schareck vom Freundeskreis Schlösser in Sachsen e. V. mit Ministerpräsident Kretschmer. Foto: Silke Ohlert/Epoch Times

Vielleicht ist es auch bei diesen engagierten Helfern „die Sehnsucht nach dem Vollkommenen“, wie es Dr. Striefler formuliert, auf die Frage, warum die Menschen immer wieder Schönheit suchen.

Wenn auch gerade das Unvollendete den Zwinger in seiner Einzigartigkeit erhaben wirken lässt. „Es war als Hofgarten geplant. Das ist nicht vollendet worden. Jetzt ist es so, wie es ist. Er ist mit nichts gleichzusetzen.“

Welche Veranstaltungen denn geplant seien? „Wir wollen nächstes Jahr mit dem Grammy-Preisträger Purple Disco Machine ein tolles Konzert veranstalten“, so die unerwartete Antwort des Verantwortlichen. Man darf gespannt sein.

Zur Wiedereröffnung erklingt das Dresdner Residenzorchester. Foto: Silke Ohlert/Epoch Times



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