Von der Antike bis heute: 10 Lebensweisheiten, die sich stets bewährt haben

Manche Weisheiten haben seit Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden Bestand. Nicht ohne Grund. Denn die Menschen sind, ob Antike oder moderne Gegenwart, immer noch Menschen – und auf ein gutes Miteinander angewiesen.
Titelbild
„Die Rede des Sokrates“ (Originaltitel: „Sokrates Adresse“, 1867) des belgischen Malers Louis Joseph Lebrun (1844-1900).Foto: Louis Le Brun, Auktionshaus Sotheby's über Wikimedia Commons, gemeinfrei
Von 14. November 2025

US-Investor und Multimilliardär Warren Buffett wird regelmäßig unter den Top Ten der reichsten Erdenbürger gelistet. Erfolg scheint sein Lebensmotto.

Vor einigen Jahren wurde er in einem Interview nach den Schlüsseln zu einem erfolgreichen Leben gefragt. Seine Antwort war keine komplizierte: „Man findet seine Leidenschaft.“ Über seine sagte Buffett: „Ich hatte das große Glück, sie mit 7 oder 8 Jahren zu finden.“

In seinem Buch „Tap Dancing to Work“ (in etwa: Steptanz zur Arbeit) aus dem Jahr 2012 ging Warren Buffett zentral auf die Freude an der Arbeit ein. Der Rat des „Weisen von Omaha“, wie Buffett gern auch mal genannt wird, ähnelt dem eines großen Philosophen der Geschichte: Marcus Aurelius  – Kaiser von Rom von 161 bis 180 n. Chr., Feldherr und letzter bedeutender Vertreter der Stoa.

1. Konzentriere dich auf das, was du gerade tust

In seinem Werk „Meditationen“ erklärte der Philosophenkaiser, dass es unerlässlich sei, Leidenschaft für die täglichen Aufgaben zu finden: „Konzentriere dich jede Minute darauf, das, was vor dir liegt, mit präziser und aufrichtiger Ernsthaftigkeit zu erledigen“, schrieb er. „Tue alles so, als wäre es das Letzte, was du in deinem Leben tust.“

Letztes Weihnachten habe ich meiner Nichte und meinen Neffen Exemplare von „Meditationen“ geschenkt, weil es Weisheiten enthält, die ihnen im Studium vielleicht nicht vermittelt werden. Diese Idee kam mir aus eigener Erfahrung. Damals hatte mir ein Verwandter dieses Buch während meines Studiums geschenkt.

Doch es gibt noch eine ganze Reihe weiterer bedeutender Weisheiten. All diese Lebensprinzipien der Alten haben auch heute noch eine bemerkenswerte Gültigkeit.

Jede noch so unwichtig erscheinende Tätigkeit spiegelt im Tun einen Herzenszustand wider. Foto: istock/Deagreez

2. Übe dich in Dankbarkeit

Die Bibel erwähnt Dankbarkeit 157 Mal, und das aus gutem Grund. Der römische Redner und Staatsmann Marcus Tullius Cicero nannte Dankbarkeit „nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter aller anderen“.

Die Heilige Schrift macht auch deutlich, dass Dankbarkeit den Menschen nicht immer leicht fällt, selbst diejenigen nicht, die gesegnet sind. Dennoch sind die Vorteile der Dankbarkeit offensichtlich. Eine Harvard-Studie aus dem Jahr 2024 stellte fest, dass Dankbarkeit nicht nur die psychische Gesundheit und das Glück fördert, sondern auch zu einer längeren Lebenserwartung beiträgt.

„Selbst an schlechten Tagen, an denen das Leben schwierig erscheint, lohnt sich diese Anstrengung“, sagt Tyler VanderWeele von der Harvard T.H. Chan School of Public Health.

3. „Carpe diem“ – Nutze den Tag!

Wer den Film „Der Club der toten Dichter“ (1989) mit Robin Williams gesehen hat, erinnert sich wahrscheinlich an den lateinischen Ausdruck „Carpe diem“, zu Deutsch „Nutze den Tag“. Der englische Dichter Robert Herrick (1591–1674) erinnerte an die Vergänglichkeit mit den Worten: „Die Blume, die heute lächelt, morgen schon verwelkt sein wird“.

In unserer modernen, komfortablen Welt vergessen wir leicht, wie flüchtig die Zeit doch ist. Marcus Aurelius erinnerte in seinen täglichen Aufzeichnungen daran, wie kostbar sie doch ist  – und mahnte: „Handle nicht so, als würdest du zehntausend Jahre leben. Der Tod schwebt über dir.“

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Die Botschaft von Carpe Diem klingt einfach: Nutze Chancen, wenn sie sich bieten, und zögere nicht, denn das Leben ist kurz. Auch wenn sich das einfach anhört, ist es das keineswegs – insbesondere im digitalen Zeitalter.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass neun von zehn Amerikanern ein Smartphone besitzen. Sie checken es durchschnittlich 144 Mal am Tag und nutzen es im Schnitt viereinhalb Stunden täglich.

Ein Tipp: Leg das Handy weg und nutze den Tag; du wirst es nicht bereuen.

4. Widerstehe dem Neid

In Geoffrey Chaucers „Canterbury Tales“ aus dem 14. Jahrhundert bezeichnet der Pfarrer den Neid als die schlimmste Sünde, weil dieser „alle Segnungen seines Nächsten bedauert“. Christliche Denker wie der irische Literaturwissenschaftler und Schriftsteller C. S. Lewis („Die Chroniken von Narnia“) und der italienische Dichter und Philosoph Dante Alighieri („Die Göttliche Komödie“) äußerten ähnliche Ansichten. Auch Marcus Aurelius betrachtete den Neid als irrational. „Warum sollte mich der Erfolg eines anderen beunruhigen?“

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Leider ist Neid heutzutage weit verbreitet. Wissenschaftler haben festgestellt, dass viele Übel der Moderne direkt auf diesem negativen Gefühl beruhen. Zahlreiche Studien belegen zudem, dass Neid der psychischen Gesundheit schadet. Der stoische Philosoph Seneca schrieb bereits vor über 2.000 Jahren, dass wir nicht unglücklich sind, weil uns Dinge fehlen, sondern weil wir Dinge begehren, die wir nicht haben. Ein Tipp: Widerstehe diesem Impuls.

„Revolutionsinsekten“

Symbolbild Neid. Der österreichische Arzt, Philosoph und Lyriker Ernst von Feuchtersleben (1806–1849) sagte einst: „Neid ist die Angewohnheit, statt der eigenen Glücksgüter die der anderen zu zählen.“ Foto: iStock/Liudmila Chernetska

5. Tu, was du versprichst

Egal, ob man CEOs großer Konzerne oder Kleinunternehmer fragt, alle werden einem dasselbe sagen: Zuverlässige Mitarbeiter zu finden ist schwierig. Studien zeigen, dass ein erschreckend hoher Prozentsatz der Menschen nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen kann, geschweige denn regelmäßig zu arbeiten.

Man sagt, die Hälfte des Lebens bestehe darin, einfach anwesend zu sein – was nichts anderes heißt als: Sei verlässlich.

Wenn du etwas versprichst, dann halte es. Die Leute werden es bemerken. Der große Cicero sagte: „Nichts ziemt einem Mann mehr, als sein Wort zu halten und zu seinen Versprechen zu stehen.“ Wenn man sein Wort hält, wird man nicht nur in den Augen anderer verlässlicher, sondern man veredelt auch sein Selbst.

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6. Lerne, Verantwortung zu übernehmen

Warren Buffett sagte, er suche bei Mitarbeitern vor allem nach Intelligenz, Energie und Integrität. Verantwortung zu übernehmen ist ein Grundpfeiler der Integrität – etwas, das schon die Alten wussten. Denker von Konfuzius und Laotse bis Epiktet und Marc Aurel erkannten alle, dass die Verantwortung für das eigene Handeln und die eigenen Reaktionen bei einem selbst liegt, nicht bei anderen.

„Es ist das Werk eines schlecht gebildeten Menschen, andere für seinen eigenen schlechten Zustand verantwortlich zu machen“, schrieb Epiktet im „Enchiridion“.

Ich habe mir die Mafia-Serie „Die Sopranos“ angesehen. Das Hauptthema ist die Unfähigkeit der Charaktere, Verantwortung zu übernehmen. Sie schieben die Schuld auf Kokain, Alkohol, ihre Mutter, ihren Chef oder ihre Kunden.

Im Leben läuft nicht immer alles glatt. Aber wenn das passiert, sollte man dem Drang widerstehen, anderen die Schuld zu geben. Man sollte sich stattdessen fragen: Was hätte ich anders machen können? Wer das lernt, schafft damit die besten Voraussetzungen für mehr Erfolg im Leben.

7. Schätze die kleinen Dinge

Die Beatles sangen: „The best things in life are free“ („Die besten Dinge im Leben sind kostenlos“) … nur um diese Stimmung hernach wieder zunichte zu machen, indem sie erklärten, eigentlich sei es das Geld, was sie wirklich wollten. Nun, zu ihrer Verteidigung sei hinzugefügt, dass sie den Song „Money“ nicht selbst geschrieben haben.

An und für sich ist Geld natürlich nichts Verwerfliches, es ist schließlich nur ein Tauschmittel. Seneca erkannte allerdings, dass wahrer Reichtum darin besteht, Glück in dem zu finden, was man bereits besitzt – und nicht in der Sehnsucht nach dem, was man nicht hat.

Genau diese Haltung verkörpert auch der Filmheld Augustus „Gus“ McCrae in Larry McMurtrys Pulitzer-gekröntem Western-Roman „Lonesome Dove“ (Einsame Taube): „Wenn man sich etwas zu sehr wünscht, wird es wahrscheinlich eine Enttäuschung sein. Der einzig gesunde Weg zu leben besteht darin, zu lernen, all die kleinen Dinge des Alltags zu schätzen, wie einen Schluck guten Whisky am Abend, ein weiches Bett, ein Glas Buttermilch …“

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Die Verfilmung wurde in Deutschland als Miniserie „Der Ruf des Adlers“ (1992) begeistert aufgenommen und brachte auch dem 1990/1991 bereits auf Deutsch erschienenen Roman unter dem Titel „Weg in die Wildnis“ den Ruf eines literarischen Western-Meisterwerks ein.

Es ist menschlich, nach Schätzen zu streben, doch viele antike Denker erkannten, dass ein erfülltes Leben aus einfachen Freuden besteht  – nicht aus endlosem Anhäufen. Diese Erkenntnis lebt mittlerweile auch in modernen minimalistischen Bewegungen wieder auf.

Wenn man lernt, die Wunder der Natur zu schätzen – wie etwa die Sterne in der Nacht – findet die Seele tiefe Erfüllung. Oder wie es der amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson in seinem Essay „Nature“ ausdrückte, dass die Menschen die Sterne für immer verehren würden, wenn sie „nur eine Nacht in tausend Jahren erschienen“.

Symbolbild: „Sehr wenig ist nötig, um ein glückliches Leben zu führen; es ist alles in dir selbst, in deiner Denkweise.“ (Marcus Aurelius). Foto: Halfpoint/iStock

8. Kümmere dich zuerst um deinen eigenen Garten

Kindern wird heute oft beigebracht, sie sollten „die Welt verändern“. Der Philosoph Platon hingegen erkannte, dass ein weiser Mensch zuerst „sein eigenes Haus in Ordnung bringt und sich selbst beherrscht“. Dieser Gedanke zeugt von Demut, doch Platon hielt ihn für unerlässlich: „Der erste und beste Sieg ist die Selbstbeherrschung“, schrieb der Philosoph in „Nomoi“ („Gesetze“).

Der Psychologe und Autor Jordan Peterson hat diese Idee aufgegriffen und die Menschen nachdrücklich aufgefordert, zuerst ihr eigenes Leben in Ordnung zu bringen, bevor sie versuchen, die Welt zu retten. Das Aufräumen des eigenen Zimmers mag unwichtig erscheinen, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Erst wenn wir uns selbst meistern und beginnen, unsere eigenen Gärten zu bestellen, sind wir in der Lage, denen um uns herum zu helfen.

9. Respektiere das Eigentum – deines und das der anderen

Es gibt einen alten lateinischen Rechtsgrundsatz: „Iustitia suum cuique distribuit“, bedeutet übersetzt: „Das Recht gibt jedem, was ihm zusteht.“ Cicero popularisierte diesen Satz in seinen philosophischen Schriften und brachte damit das Prinzip „suum cuique“ („Jedem, was ihm zusteht“) zum Ausdruck. Demnach soll jeder das erhalten, was ihm rechtmäßig zusteht, einschließlich seines Eigentums.

Douglass C. North, Nobelpreisträger für Wirtschaftsgeschichte, argumentierte, dass die Sicherung von Eigentumsrechten „die wichtigste institutionelle Veränderung ist, die eine Gesellschaft vornehmen kann“. Die Wichtigkeit des Privateigentums findet sich auch in der Bibel und in den Werken Aristoteles’ wieder.

Auch wenn moderne Philosophien dies leugnen, sind starke Eigentumsrechte eine zivilisierende Kraft. Ich bringe meinen Kindern bei, nicht zu verschwenden – nicht weil wir arm sind, sondern weil die Grundlagen der Wirtschaftswissenschaft lehren, dass Ressourcen knapp sind. Zu lernen, Eigentum zu achten – das eigene und das anderer – ist eine grundlegende Lektion in Verantwortung.

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10. Wähle deine Gesellschaft mit Bedacht

Der beste Ratschlag, den ich je erhalten habe, stammt von meinem Großvater: „Nach Mitternacht passiert nie etwas Gutes.“ Der zweitbeste Ratschlag lautete: „Wähle deine Gesellschaft mit Bedacht.“

Die Freundschaften, die wir im Leben schließen, spiegeln nicht nur uns selbst wider. Sie prägen auch, wer wir werden, bemerkte Aristoteles. „Die Freundschaft schlechter Menschen erweist sich als etwas Böses (denn aufgrund ihrer Unbeständigkeit verbünden sie sich zu schlechten Taten und werden zudem durch die Angleichung ihrer Persönlichkeiten böse), wohingegen die Freundschaft guter Menschen gut ist und durch ihre Gemeinschaft noch verstärkt wird“, schrieb er in der „Nikomachischen Ethik“.

Wenige Dinge im Leben sind wichtiger als Beziehungen. Wenn du deine Freunde mit Bedacht wählst, umgibst du dich mit Menschen, die dir die Wahrheit sagen, dir Rechenschaft abverlangen und dich dazu inspirieren, ein besserer Mensch zu werden. Sei in der Freundschaft nicht berechnend, sondern wählerisch – denn ihre Gewohnheiten, Werte und Einstellungen prägen insofern auch die deinen.

Der Beitrag erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „10 Life Principles That Never Fail—From Ancient Times to Today“. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: (sm)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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