Chinas Bahn nach Iran – ein geopolitischer Gamechanger?

Der Nahe Osten steht am Rande eines Flächenbrandes. Die Welt blickt gespannt auf die Straße von Hormus am Persischen Golf, eine wichtige Schifffahrtsroute für den Ölhandel. Im Schatten der Ereignisse nahm China jedoch still und leise eine neue Eisenbahnlinie in Betrieb, von China bis in den Iran. Damit öffnete sich das kommunistische Regime eine Hintertür – mit Folgen für Europa ...
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Foto: Hamed Malekpour, Zhentong Zhang, Collage: Ani Asvazadurian / Epoch Times
Von 29. Juni 2025

Was hat die neue Eisenbahnlinie von Xi’an nach Teheran mit Geopolitik zu tun? Vorab etwas historischer Kontext. Nach der Zeit der streitenden Reiche war Chang’an, das heutige Xi’an, die erste Hauptstadt des neu gegründeten Kaiserreichs China. Bald schon entwickelte sich von dort aus, aus einem Netz von alten Handelswegen, Chinas legendäre Seidenstraße. Sie führte in Richtung Westen über Samarkand und Persien (heute Iran) bis nach Dura Europos, eine griechisch-hellenische Stadt im heutigen Syrien, die später ein wichtiger Grenzposten des Römischen Reiches nach Osten hin war.

Dura Europos kann mit „Die Festung Europos“ übersetzt werden – und auch wenn es wörtlich nicht um Europa geht, so war der Ort dennoch im übertragenen und historischen Sinne eine „Festung Europas“.

In der Sendung „Leas Einblick“ wirft die seit rund 30 Jahren in Deutschland lebende chinesische YouTuberin einen genaueren Blick auf Xi Jinpings neue Bahnstrecke in den Nahen Osten – und entdeckte dabei noch weitere Hintergründe, die Chinas Plänen für Europa zu tun haben … 

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Eine geopolitische Infrastruktur

Ende Mai 2025 wurde eine neue Eisenbahnverbindung von der chinesischen Stadt Xi’an bis nach Teheran offiziell in Betrieb genommen. Was auf den ersten Blick wie ein harmloses Infrastrukturprojekt wirkt, offenbart sich bei genauerem Hinsehen jedoch als vielschichtiges geopolitisches Kalkül – mit direkten Folgen für Europa.

Die Strecke führt quer durch Zentralasien, durch Kasachstan, Turkmenistan bis in den Iran. Hierzulande hatten die Medien dieser Route bislang kaum Beachtung geschenkt. Doch diese Bahnlinie ist alles andere als belanglos, sondern Teil eines größeren geopolitischen Spiels.

Sie stellt eine langfristige Strategie der chinesischen Führung in einer zunehmend polarisierten Welt dar, wobei dem Iran dabei eine zentrale Rolle zukommen soll.

Iran – Chinas „Raubkatze“ im Nahen Osten

Nach dem Zwölftagekrieg mit Israel und der amerikanischen Bombenattacke auf die unterirdischen iranischen Atomanlagen befindet sich Teheran in einer angespannten Lage. Es herrscht ein fragiler Waffenstillstand mit Israel, dessen Dauer und Bestand ungewiss sind. Dabei gibt es eine entscheidende Frage:

Wird der Iran nach der Zerstörung seiner nuklearen Kapazitäten wie ein gezähmter Tiger erscheinen, der sich künftig nur noch auf Energieexporte und Handel konzentriert? Oder bleibt dieser ‚Tiger‘ – mit Rückendeckung aus Peking – ein Unruheherd in einer ohnehin schon explosiven Region?“

Eines steht fest: Für die Kommunistische Partei Chinas ist der Iran ein strategisch wichtiger Vorposten im Nahen Osten, und das Pekinger Regime hat die Möglichkeit, die USA in der Region zu binden. Dadurch verschafft sich China Freiräume im Indopazifik.

Eine neue Lebensader zwischen den Regimen

Doch was hat die neue Eisenbahnlinie damit zu tun? Mit ihr öffnet China eine alternative Handelsader, die unabhängig ist von der Lage in der Straße von Hormus. Auch für den Iran ist diese Bahnstrecke mehr als nur Infrastruktur – sie ist eine wirtschaftliche Lebensader und verschafft Teheran frische Luft zum Atmen. Gleichzeitig erlaubt das Peking, seinen Einfluss im Schatten der globalen Spannungen weiter auszubauen.

Tatsächlich hatte Teheran nach dem US-Angriff auf seine Atomanlagen mit einer Blockade der Straße von Hormus gedroht. Diese Meerenge zwischen Oman und Iran stellt ein kritisches Nadelöhr dar, durch das 20 bis 30 Prozent des weltweiten Ölhandels und große Mengen an Erdgas transportiert werden.

Obwohl diese Wasserstraße über 4.000 Kilometer von Europa entfernt liegt, wären die Folgen einer Sperrung auch hierzulande deutlich zu spüren: Die Energiepreise in Europa würden explodieren. Die Industrieproduktion würde ins Straucheln geraten. Die globalen Lieferketten würden wanken – und die Lebensmittelpreise würden steigen.

Auch für China war die Straße von Hormus von großer Bedeutung, gehen doch bis zu 90 Prozent des iranischen Erdöls ins energiehungrige China – Tag für Tag rund 1,8 Millionen Barell oder 286.000 Kubikmeter Rohöl. Dieser Seeweg reagiert jedoch empfindlich auf politische Spannungen und militärische Präsenz – was ein großes Risiko für China darstellt.

Daher ist die neue Eisenbahnverbindung mehr als nur eine logistische Maßnahme – sie ist ein geopolitisches Statement Chinas.
Bisher war der Öl- und Warenverkehr zwischen Iran und China stark auf den Seeweg angewiesen – ein Weg, der jederzeit durch politische Spannungen oder militärische Präsenz gestört werden kann.

Mit der neuen Eisenbahnlinie kann dieser Transport nun über Land verlaufen, außerhalb der Reichweite westlicher Seemächte. Dies umgeht sowohl die Straße von Hormus als auch den Suezkanal und verkürzt die Transportzeit von 40 auf rund 15 Tage. Er erhöht damit nicht nur die Versorgungssicherheit Chinas, sondern gibt dem Iran die Möglichkeit, unabhängig von Sanktionen Öl zu exportieren und chinesische Produkte zu importieren – fernab von westlich kontrollierten Seewegen.

Der Teufel steckt im Detail

Das kommunistische Reich bezahlt für das iranische Öl in Yuan, der chinesischen Währung – oder direkt über Tauschgeschäfte, bei denen der Iran de facto auf Kredit liefert. Auch mit dem chinesischen Geld kann der Iran nur in China einkaufen gehen.

Daraus ergibt sich ein ungleiches Machtverhältnis: Der Iran ist wirtschaftlich stark von China abhängig und kann sich Pekings Bedingungen kaum entziehen.

Was viele nicht wissen: Diese Bahnlinie ist kein Einzelprojekt, sondern Teil eines globalen Schemas und Plans des kommunistischen Regimes. China verfolgt mit seiner „Belt and Road Initiative“ seit Jahren das Ziel, ein eigenes Netz strategischer Handelsrouten aufzubauen.

Die neue Bahnlinie zwischen China und dem Iran stärkt dabei den westlichen Ast dieser Initiative – und könnte sich sogar zu einer neuen Landbrücke zwischen Asien und Europa entwickeln.

Dem gegenüber steht der IMEC-Korridor („Indien–Nahost–Europa-Korridor“), ein von den USA und Europa unterstütztes Wirtschaftsprojekt, welches See- und Landrouten über israelische Häfen und die Logistikzentren der Vereinigten Arabischen Emirate kombiniert.

Während der militärischen Spannungen zwischen Israel und dem Iran wurde das Projekt nahezu auf Eis gelegt. Währenddessen rollen die Züge aus Xi’an in Richtung Teheran – stabil, von China kontrolliert und ohne westliche Einmischung. Doch die Züge transportieren mehr als nur Waren in Containern. Sie transportieren auch eine klare geopolitische Botschaft, nämlich, dass China seinen Einfluss aufbaut – unbeirrt und strategisch.

Nun steht auch Europa vor der Wahl, ob es dem chinesischen Treiben weiterhin nur zuschaut oder anfängt, etwas dagegen zu unternehmen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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