Die Bären sind los – Börsenbeben an den Finanzmärkten

Trumps Zollhammer schockt die Märkte. Allein die US-Börsen erlitten ihren größten Tagesverlust seit dem Pandemiejahr 2020. Wir könnten am Beginn eines neuen Bärenmarktes stehen. Anleger sollten aber nicht auf ein schnelles Ende der Börsentalfahrt hoffen und auf keinen Fall gleich wieder einsteigen.
A trader works on the floor of the New York Stock Exchange (NYSE) at the opening bell in New York City, on April 2, 2025. (Photo by CHARLY TRIBALLEAU / AFP) (Photo by CHARLY TRIBALLEAU/AFP via Getty Images)
Ein Händler arbeitet auf dem Parkett der New Yorker Börse in New York City am 2. April 2025.Foto: Charly Triballeau/AFP via Getty Images
Von 4. April 2025

Was grenzt an Wahnsinn? Mexiko und Kanada! Dieser Witz macht diese Tage in meinen Kreisen die Runde. Wiederum andere meiner Kollegen raten zum „Bourbon-Komasaufen bis der Zoll kommt“. In schwierigen Zeiten hilft es oftmals, Situationen aus humorvollen Perspektiven zu betrachten. Für viele Akteure an den Börsen ist die Momentaufnahme allerdings alles andere als lustig – die von US-Präsident Donald Trump ausgehenden Zoll-Schockwellen haben viele Sektoren schwer belastet.

Seit Wochen sprach Trump vom 2. April als „Tag der Befreiung“ („Liberation Day“) für die USA. Um 22 Uhr deutscher Zeit blickten Konzernlenker und Politiker aus der ganzen Welt mit zittrigen Knien nach Washington. Nun steht der große Zoll-Rundumschlag der USA fest.

Die US-Börsen haben nun tsunamigleich reagiert. Am Mittwoch erlitten sie ihren größten Tagesverlust seit dem Pandemiejahr 2020, berichtete „Bloomberg“. Der S&P 500 brach um 4,8 Prozent ein – so stark wie zuletzt im Juni 2020 – und vernichtete damit rund 2,5 Billionen US-Dollar an Marktwert. Auslöser des jüngsten Crashs war die Einführung umfassender Importzölle durch Trump: 10 Prozent auf alle Einfuhren in die USA, mit zusätzlichen Aufschlägen auf Exporte aus rund 60 Ländern – darunter wichtige Produktionsstandorte wie Vietnam und Indonesien. Die Maßnahme traf in erster Linie den Einzelhandel und Wachstumswerte. Nike verlor 14 Prozent, Apple 9 Prozent, auch Tesla, Nvidia, Gap, lululemon und Abercrombie & Fitch mussten teilweise deutliche Verluste hinnehmen. Trumps Zollhammer schockt die Märkte. Ein Analyst spricht von einer „riesigen Verkaufswelle“.

Der Beginn eines neuen Bärenmarktes?

Allein an vier Börsen (EURO STOXX 50, Nikkei, S&P 500 und Hang Seng) vernichtete Trump mit seiner Zolltabelle sofort 1.786.000.000.000 Euro Börsenwert – also fast 1,8 Billionen Euro! Nicht nur in Europa, Japan oder China brachen die Indizes ein, auch in Brasilien, Australien, Indien oder Südafrika sackten die Kurse ab. Nun wissen wir, dass dies erst eine Momentaufnahme war. Denn diese Zahl berücksichtigt nicht die Verluste von rund 2,5 Billionen US-Dollar an Marktwert der letzten Nacht! Dies ist alles nur ein Vorgeschmack darauf, wie teuer ein Handelskrieg die Weltwirtschaft – und alle Börsianer – zu stehen kommen könnte.

Auch in der Einzelbetrachtung trifft es jetzt auch einzelne Werte und deren Potenzialbewertung. So zieht die britische Großbank HSBC bei der Nvidia-Aktie die Reißleine – sie sieht kaum noch Potenzial und hat ihre Einschätzung für Nvidia zurückgenommen.

Jetzt stellt sich die Frage, ob wir am Beginn eines neuen Bärenmarktes stehen. Sicher müssen wir aus meiner Sicht nun eine Neubewertung der Rezessionswahrscheinlichkeit vornehmen. Meine Warnung spreche ich auch ausdrücklich für eine mögliche Gewinnrezession aus. Für Privatanleger, die sich von den aktuellen Entwicklungen nicht abschrecken lassen, empfehle ich, sich auf Qualitätsaktien mit robusten Gewinnmargen zu konzentrieren – und auf internationale Diversifikation, auch in den Anlageklassen, zu setzen.

Meine Warnung: „Nicht ins fallende Messer greifen“

Anleger sollten nicht auf ein schnelles Ende der Börsentalfahrt hoffen und auf keinen Fall gleich wieder einsteigen. Das Rezessionsgespenst und eine Inflationsspirale drohen nicht nur in den USA. Die geplante Zollerhöhung markiert einen Wendepunkt für die Weltwirtschaft und gefährdet damit fast 80 Jahre des Multilateralismus. Schon in meinem Artikel zu Anfang des Jahres hatte ich das aktuelle Jahr als „Jahr der Volatilität“ ausgerufen. Es ehrt einen Analysten und Finanzmarktexperten, wenn seine Prognosen treffsicher eintreffen. Für viele Anleger wird dies kein Trost sein. Ich hatte in diesem Artikel schon vor dem Klumpenrisiko im MSCI World gewarnt und gleichzeitig eine Diversifikation mit Edelmetallen empfohlen. Seitdem haben wir viele All-Time-Highs sowohl im Dollar als auch im Euro bei Gold gesehen.

Die Aussichten für Deutschland sind nicht gut. Für die deutsche Wirtschaft könnten die neuen Zölle zunächst einen dauerhaften Rückgang des BIP um 0,3 Prozent bedeuten, wobei einige Schlüsselbranchen wie Pharma, Auto und Maschinenbau stärker betroffen sind. Der deutsche Handel erleidet gleich dreifach: Erstens, weil Deutschland weniger in die USA exportiert, zweitens, weil Deutschland aufgrund der geringeren Wettbewerbsfähigkeit Chinas weniger nach China exportiert und drittens durch einen Anstieg im Wettbewerb in Deutschland, wenn beispielsweise China nach neuen Märkten sucht, um die zuvor in die USA exportierten Produkte zu verkaufen. Die Auswirkungen von Trumps Zoll-Rundumschlag machen sich nicht nur weltweit an den Börsen bemerkbar – es trifft auch unsere Wirtschaft tief ins Mark.

Wird Trump die ganze Welt in eine Rezession stürzen?

Trump hat viel „Wohlstand“ über Nacht vernichtet. Wird er die ganze Welt in eine Rezession stürzen? Vermutlich kann niemand diese Auseinandersetzung gewinnen! Viele Anleger schauen nun verwundert in ihre Depots. Viele ETF-Positionen auf den MSCI World, auf den sie seit einiger Zeit als eine Art „etwas unsicheres Tagesgeld“ gesetzt haben, stehen tiefrot im Minus. Das war noch nie so, seit sie hier zum ersten Mal investiert haben. Schließlich kannten viele neuere Anleger seit Jahren nur eine Richtung. Dass sie ausgerechnet der MSCI World als Erster im Stich lässt, nervt sie nun massiv. Aber ich hatte ja schon seit längerer Zeit vor der US-lastigen Gewichtung in meinen Artikeln und Interviews gewarnt.

Kommen wir zurück zur humorvollen Betrachtung. Trumps Zollzirkus zieht seine Kreise. Offensichtlich ist man nirgendwo auf der Erde sicher vor ihm. Seine Strafzölle gelten auch auf unbewohnten Inseln in der Antarktis. Seine „Antarktis-Zölle“ sind nur Teil einer umfassenderen Liste von australischen Außengebieten, die von den Trump-Zöllen betroffen sind. Dazu zählten auch die Cocos (Keeling) Islands, die Christmas Island und die Norfolk Island. Norfolk Island hat sogar einen 29-prozentigen Zoll. Die Heard- and McDonald-Islands exportieren angeblich Maschinen. Das ist verwunderlich, wo doch die Inseln weder Infrastruktur noch Bewohner haben.

Über den Autor:
Rolf B. Pieper ist gelernter Bankkaufmann, Ex-Investmentbanker, Journalist, Autor, Vortragsredner, internationaler Finanzmarktexperte sowie Entwickler der Portfoliotheorie „TRIVERSIFIKATION“ und der „Wahre-Werte-Strategie“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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