„Die Mitarbeiter nerven!“ – #2 Ein neuer Blick auf Recruiting

Vom Suchen und Scheitern – warum Recruiting so oft nervt
Wer heutzutage eine Stelle besetzen will, erlebt Recruiting nicht selten als Kraftakt. Die Ausschreibung ist online, aber es bewerben sich entweder die Falschen oder gar niemand. Gespräche werden vereinbart – und abgesagt. Oder jemand fängt an – und ist nach drei Wochen wieder weg. Kein Wunder, dass viele Führungskräfte genervt sind. Aber liegt das Problem wirklich bei dem Bewerber?
Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Die größte Enttäuschung beginnt oft mit einem Idealbild: Gesucht wird die „Eier legende Wollmilchsau“, mit viel Erfahrung, maximaler Flexibilität und natürlich dem richtigen Mindset. Doch in einem leer gefegten Arbeitsmarkt stößt diese Haltung schnell an ihre Grenzen.
Was dann folgt, ist ein typischer Kreislauf:
Die Anforderungen in der Stellenanzeige sind zu hoch und schrecken passende Kandidaten ab.
Es melden sich vor allem Unsichere oder Unpassende – was den Eindruck bestätigt, „dass man heute einfach niemanden mehr findet“.
Statt an der eigenen Strategie zu arbeiten, wächst der Frust – und mit ihm der Ton in der Organisation.
Recruiting ist kein Wunschkonzert
In vielen mittelständischen Unternehmen wird Recruiting noch als etwas gesehen, das „die Personalabteilung schon irgendwie macht“. Dabei ist es längst ein strategisches Führungsinstrument. Und es braucht Klarheit auf mehreren Ebenen:
- Wen suchen wir wirklich? (Nicht: Was wäre schön, sondern: Was ist nötig?)
- Was haben wir zu bieten – jenseits von Gehalt?
- Wie läuft der Prozess ab – und wie erleben Bewerber uns dabei?
Denn das „Nervige“ beginnt oft nicht bei dem Bewerber, sondern bei einem veralteten Blick auf das Thema. Wer sich heute bewirbt, erwartet schnelle Reaktionen, klare Kommunikation und ein Minimum an Wertschätzung. Wer stattdessen auf Rückfragen nicht antwortet oder wochenlang keine Entscheidung trifft, verliert nicht nur gute Leute, sondern auch sein Image.
„Früher war das einfacher“ – ja, aber warum?
Viele Unternehmer erinnern sich an Zeiten, in denen ein Bewerbungsgespräch ein Machtspiel war. Man konnte auswählen. Heute ist es oft ein Dialog auf Augenhöhe – und das irritiert. Denn es verlangt nicht nur ein anderes Selbstverständnis als Arbeitgeber, sondern auch Zeit und echtes Interesse.
Gerade in kleineren Unternehmen fehlt es aber oft an beidem. Das Recruiting „läuft nebenher“, geführt wird nach Bauchgefühl und die Entscheidung fällt oft aus Unsicherheit oder Zeitdruck. Die Folge: eine Fehlentscheidung, und der nächste Satz in der Kaffeeküche lautet: „Die neuen Mitarbeiter nerven noch mehr als die alten.“
Recruiting ist nicht nur Auswahl – es ist Begegnung
Gutes Recruiting beginnt mit Selbstreflexion: Wer sind wir als Unternehmen? Was macht uns aus – im Alltag, nicht im Imagefilm? Und wie können wir das vermitteln, ohne uns zu verbiegen?
Es geht nicht um Selbstdarstellung, sondern um Ehrlichkeit. Ein IT-Unternehmen, das mit viel Homeoffice wirbt, aber im Alltag permanente Erreichbarkeit erwartet, wird langfristig unglücklich – auf beiden Seiten.
Fazit: Recruiting nervt, wenn es keine Führungssache ist.
Recruiting kann anstrengend sein – keine Frage. Aber es nervt vor allem dann, wenn es isoliert, unklar oder halbherzig läuft. Wer die Verantwortung an „die Personalabteilung“ delegiert, ohne sich selbst einzubringen, verpasst die Chance auf echte Begegnung.
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Denn die besten Mitarbeiter kommen nicht wegen eines schicken Benefits, sondern wegen eines ehrlichen Eindrucks. Und der entsteht nicht durch das perfekte Wording im Inserat, sondern durch ein glaubwürdiges, klares Auftreten, vom ersten Kontakt an.
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