Was sind die Schlüsseleigenschaften des Mannseins?

Wie ein Schulleiter seinen Jungen die Fähigkeit zum Staunen lehrt, ihnen einen Sinn für Verantwortung vermittelt und sie die Freude des Gebens erfahren lässt.
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Körperliche Arbeit, besonders wenn sie in Gemeinschaft geleistet wird, hilft Jungen, sich vom passiven Konsum abzuwenden und sich aktiv und voller Großmut und Hingabe zu beteiligen.Foto: Illustration von Biba Kayewich
Von 27. Oktober 2025

Was ist nötig, um aus einem Teenager einen Mann zu machen?

Seit der Jahrhundertwende hat eine kleine Armee von Autoren, Kommentatoren, Geistlichen und Psychologen Millionen von Wörtern darauf verwendet, diese Frage zu beantworten. Sie erkennen an, dass die heutigen Teenager auf Hindernisse auf dem Weg zum Mannsein stoßen – wie zum Beispiel die Abwesenheit von Vätern in vielen Familien – oder die Verbreitung von Pornografie und süchtig machenden Videospielen, denen frühere Generationen nur selten oder nie begegnet sind.

Kürzlich fügte Ben Strong, Direktor eines Internats für Jungen, dieser Diskussion eine umfassende philosophische Perspektive hinzu. Der 36-Jährige sagte gegenüber Epoch Times: „Der eigentliche Sinn dieser Zeit – zwischen Kindheit und Mannsein – besteht darin, von der Position, in der man alles empfängt, zu der Position zu kommen, aus der man alles gibt.“

Strong meint auch, dass die Welt in der wir leben, „von unglücklichen Männern geprägt ist, die nicht wissen, was es heißt, ein Mann zu sein“. Denn sie hätten nie erlebt, „wie es ist, Sachen in die Hand zu nehmen, seinen Teil zu leisten und Opfer zu bringen.“

Doch wie kann man diesen Trend umkehren? Ben Strong hat einige praktische Ideen dazu.

Wahre Männlichkeit bedeutet Hingabe

Strong, der vor gerade einmal drei Jahren die Saint Andrew’s Academy in Kentucky gründete, gewann diese Erkenntnis aus einer unerwarteten Quelle.

„Einige Mönche besuchten die Schule, und wir diskutierten darüber, was es bedeutet, ein Mann zu sein“, schildert Strong. „Die Mönche definierten es unter anderem so, dass ein Kind alles erhält. Es erhält Nahrung, Unterkunft, Wissen, Fürsorge und Unterstützung von anderen. Ein Mann wird fast ausschließlich dadurch definiert, dass er für andere lebt. Er lebt aufopferungsvoll.“

Dass Männlichkeit mit Opferbereitschaft assoziiert wird, ist nichts Neues. Im Laufe der Jahrhunderte wurde in allen Kulturen der Welt von Vätern und Ehemännern erwartet, dass sie als Beschützer und Versorger ihrer Familien fungieren. Beide Rollen bedeuteten oft, dass sie ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse – und manchmal auch ihr Leben – opferten, nicht nur zum Wohle ihrer Frauen und Kinder, sondern auch zum Wohle anderer.

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Und viele Männer tun dies bis heute. Sie sind liebevolle Ehemänner und Väter, sie kümmern sich um ihre alternden Eltern, sie arbeiten hart für ihren Lebensunterhalt und leisten einen Beitrag zur Gesellschaft. Strong selbst ist einer von ihnen. Als Vater von drei Kindern und in froher Erwartung eines vierten, engagiert er sich für seine Schule und seine Familie.

Doch die fehlende Erkenntnis über das notwendige Bindeglied zwischen Kindheit und Mannsein scheint weit verbreitet zu sein. Anstatt Opferbereitschaft vermittelt zu bekommen, wachsen viel zu viele Jugendliche und Teenager in dem Glauben auf, Nehmen sei seliger denn Geben.

„Wir leben in einer Konsumgesellschaft“, erklärt der Schulleiter. „Wir kaufen alles. Ein Knopfdruck genügt, und wir haben Essen. Wir wollen Unterhaltung, ein Knopfdruck genügt. All die Möglichkeiten, Freude zu erleben, die durch Anstrengung und Entbehrung entstehen, werden durch diese Konsummentalität untergraben. Die Botschaft, die ein Junge hört, lautet: ‚Kauf dir Dinge, und du wirst glücklich sein.‘“

Auch Jugendliche sind heute vielen äußeren Reizen ausgesetzt. Deshalb ist es essenziell, Zeit zum Nachdenken und Träumen zu finden. Foto: iStock/Lyubov Smirnova

Eine Vision

Als Gründer und Leiter von St. Andrew’s hofft Strong, seinen Beitrag zu einem wieder erwachenden Verständnis für die aufopferungsvolle Rolle des Mannseins leisten zu können. Die Schule folgt einem klassischen Lehrplan, legt Wert auf Sport und handwerkliche Künste und bietet außerschulische Aktivitäten wie Gesang und Jonglieren an.

Strongs hochgesteckte Pläne für die Akademie können allerorten Eltern inspirieren, unabhängig davon, welche Schule ihre Söhne besuchen.

„Platon sagt, dass das ganze Ziel der Bildung darin bestehe, den Menschen zu lehren, das zu lieben, was liebenswert, was schön ist“, erklärt Strong. „Ich denke, diese beiden Werte sollte man Jungen vermitteln: Dass sie lieben, was wahr, was gut und was schön ist – und dass sie bereit sind, für diese Dinge Opfer zu bringen.“

St. Andrew’s fühlt sich dem Integrated Humanities Project (IHP), dem geisteswissenschaftlichen Lehrplan der University of Kansas, zu großem Dank verpflichtet. Das IHP wurde 1970 gegründet und bestand nur ein Jahrzehnt lang, beeinflusst aber dennoch bis heute einige katholische Schulen und Pädagogen.

In diesem Programm war John Senior, der Autor von „The Restoration of Christian Culture“, besonders einflussreich. Senior verfasste eine ganze Buchliste für junge Menschen, die unter dem Namen „The Thousand Good Books“ online zu finden ist und von Strong wärmstens empfohlen wird.

Das Motto des IHP ist einer der Leitgedanken von Strongs Bildungsphilosophie: „Nascantur in admiratione“ – oder „Mögen sie im Staunen geboren werden.“

„Ich denke, ein junger Mann erlebt Freude in der Erkenntnis, was das Menschsein ausmacht. Wir erleben Freude und Befriedigung, wenn wir die eigene Natur erfüllen“, so Schulleiter Strong. „Diese Art poetischer Herangehensweise, die sich aktiv mit der Welt und den Mitmenschen auseinandersetzt, ist sehr erfahrungsorientiert – und führt wirklich zu dem Verlangen, mehr darüber erfahren zu wollen.“

Ein wichtiger Prozess: Wenn Jungen zu Männern reifen. Foto: monkeybusinessimages/iStock

Die Vision in die Tat umsetzen

Die Arbeit als Lehrer und Schulleiter, seine eigene Lebenserfahrung sowie die Beschäftigung mit Fachliteratur zum Thema „Jungen und Bildung“ gibt Strong einen großen Wissensschatz. Diesen teilt er gern mit Eltern, damit diese ihre Söhne beim Übergang ins Erwachsenenalter auf ganz praktische Weise unterstützen können.

„Eines der wirksamsten Mittel, insbesondere für die ganz Kleinen, besteht darin, sie in die reale Welt einzubinden“, sagt Strong.

Den Kleinen Bücher vorzulesen, sie an die Natur heranzuführen – sei es im Wald oder im Garten – und einfach Zeit mit ihnen zu verbringen, ist für die Entwicklung ihrer Neugier und damit des Lernens von entscheidender Bedeutung.

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Legen Sie die Bildschirme weg

Die Jungen auf der St. Andrew’s Academy haben keinen Zugang zu Handys, Laptops oder Tablets. Für Anrufe nach Hause oder in Notfällen nutzen sie die Schultelefone. Auf diese Weise konzentrieren sie ihre Aufmerksamkeit auf Aktivitäten und den Aufbau von Freundschaften, statt auf Bildschirme. Strong rät:

„Das Kabel zu den elektronischen Geräten buchstäblich zu kappen, ist enorm wichtig.“

„Von klein auf wird man überstimuliert und entwickelt nicht die Angewohnheit, auf aktive Weise nach außen zu schauen. Unsere Kinder werden von dem Moment an, in dem sie die Welt betreten, dazu erzogen, passiv zu sein, und ich denke, das lähmt sie.“

Seit Jahren warnen Autoren und Forscher wie Jonathan Haidt vor den schädlichen emotionalen und mentalen Auswirkungen von Bildschirmen auf das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Strong empfiehlt Eltern nachdrücklich, entweder ganz auf sie zu verzichten oder genau zu überwachen, wie viel Zeit ihre Kinder vor dem Bildschirm verbringen – und was sie anschauen.

Eigentlich ganz einfach: das Handy weglegen. Foto: iStock/towfiqu ahamed

Zum Gebenden werden

Strong betont auch, wie wichtig es ist, Kindern von klein auf Verantwortung zu übertragen.

„Sie wissen schon: beim Tischdecken helfen, das Spielzeug aufräumen“, sagt er. „Nach und nach werden die Kinder erkennen, dass es Freude bereitet, etwas zu tun und nicht nur etwas zu bekommen.“

Eltern, Mentoren und Forscher wissen seit Langem, dass kleine Aufgaben, die Kindern übertragen werden und mit zunehmendem Alter an Zeit und Aufwand gesteigert werden, ihnen ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl zur Familie geben und ihnen den Wert von Arbeit und Engagement lehren.

Dreistufige Transformation

Am wichtigsten sind jedoch womöglich die späteren Teenagerjahre, wenn die Reise zum Mannsein ernsthaft beginnt. Strong verweist hier auf Jason M. Craigs Buch „Leaving Boyhood Behind“ (Die Knabenzeit hinter sich lassen). Das Buch beschreibt diesen Übergang als einen dreistufigen Prozess: Trennung, Initiation und Eingliederung. Das College und die Arbeitswelt sind typische Orte, an denen diese Transformation stattfinden kann. Strong nannte das Militär als eine weitere Institution, in der junge Männer ihrem alten Leben Lebewohl sagen, ein Boot Camp (Ausbildungslager) durchlaufen – und schließlich vollwertige Mitglieder eines Teams werden.

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„Irgendwann muss notwendigerweise eine Trennung erfolgen oder ein Loslassen der Welt des Empfangens zugunsten einer Welt des Gebens und des Hergebens“, sagt Strong. „Und die wichtigste Phase ist die Eingliederung, in der man die Welt des Jungen hinter sich gelassen hat und in die Welt des Mannes initiiert wird. Man hat die schwierigen Dinge getan, die man die Männer tun sah, und die Freude erlebt, die beim Hergeben und Arbeiten entsteht. Nun ist man sichtbar Teil dieser Gruppe von Männern.“

Zu diesen Eigenschaften des Mannseins – einem Sinn für das Staunen, einer Wertschätzung für das Schöne, einem Verständnis für Güte und Wahrheit sowie der Bereitschaft, sich dem hinzugeben, was wir schätzen – fügt Strong als krönenden Abschluss den religiösen Glauben hinzu.

„Wenn Sie nicht auf die Quelle des Lebens, der Liebe und der Freude blicken, bereiten Sie sich auf das Scheitern vor. All diese Dinge sind die Frucht der Gnade“, sagt Ben Strong und fügt hinzu: „Man liebt das Gute von ganzem Herzen und gibt sich ganz hin für das, was man liebt.“

Foto: Illustration von Biba Kayewich

Der Beitrag erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Is Sacrifice the Missing Link to Manhood?“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung sm).

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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