Warum die USA Maduro ins Visier nehmen: Ein Hintergrundkommentar
Die Entwicklungen in Venezuela sind komplexer, als Schlagzeilen über US-Luftschläge auf Drogenboote vermuten lassen. Auf den ersten Blick wirken die Aktionen der USA – Verlegung von Kriegsschiffen in die Karibik, militärische Übungen in Puerto Rico, Sperrung des Luftraums über Venezuela und Einstufung des „Cartel of the Suns“ als globale Terrororganisation – wie isolierte Maßnahmen im Krieg gegen Drogen. Der Begriff „Kartell der Sonnen“ („Cártel de los Soles“) beschreibt Gruppen innerhalb der venezolanischen Sicherheitskräfte, die angeblich mit Kokain handeln.
Doch diese Schritte sind nur die Spitze des Eisbergs. Sie markieren zugleich eine strategische Neuordnung des US-Einflusses in Lateinamerika. Ziel ist es, Venezuelas Verbindungen zu rivalisierenden Mächten wie Russland, Iran und China einzuschränken.
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Historischer Hintergrund und die „Pink Wave“
Um die Lage vollständig zu verstehen, muss man die historischen Hintergründe berücksichtigen. In den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren erlebte Lateinamerika die sogenannte Pink Wave – eine Welle linker und sozialistischer Regierungen. Venezuela, einst eine aufstrebende Wirtschaftsmacht und enger Verbündeter der USA, geriet unter Hugo Chávez auf einen radikal anderen Kurs.
Chávez baute enge politische, wirtschaftliche und militärische Bindungen zu Kuba auf und schwächte die bisherigen US-Beziehungen. Gemeinsam mit Fidel Castro etablierte er eine kommunistische Allianz in der Region und strebte nach Unabhängigkeit von der US-Einflusszone.
Die extreme Staatskontrolle über alle Bereiche der Wirtschaft, sowohl mikro- als auch makroökonomisch, führte zu einem historischen Einbruch des Lebensstandards in Venezuela. Zwischen 2013 und 2023 sank der Lebensstandard um etwa 74 Prozent – einer der größten Einbrüche der modernen Wirtschaftsgeschichte. Gleichzeitig nahm die Abhängigkeit Venezuelas von externen Akteuren zu. Russland, China und der Iran bauten ihre Präsenz aus, während Kuba weiterhin strategisch Einfluss nahm. Diese ausländischen Verbindungen dienten sowohl wirtschaftlichen als auch geopolitischen Zielen, was die US-Position in der Region weiter schwächte.
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Politische Krise und Guaidó
Politisch führte die Krise zu massiven Spannungen. 2018 setzte die Bevölkerung auf Juan Guaidó, der versprach, die venezolanische Politik zu reformieren, die sozialistischen Fehlentscheidungen zu korrigieren und den kubanischen Einfluss zurückzudrängen. Staatschef Nicolás Maduro, der nach dem Tod von Chávez 2013 die Amtsgeschäfte übernahm, entgegnete mit Wahlmanipulation, Unterdrückung von Protesten durch regierungsnahe Milizen und der Nutzung des „Cartel of the Suns“, wodurch Guaidó keinen sicheren Handlungsspielraum hatte.
Die Trump-Regierung drohte damals mit militärischen Maßnahmen, um Maduro zu stürzen und die Macht an Guaidó zu übergeben. Russland und China intervenierten jedoch strategisch und unterstützten Maduro mit Waffen, militärischem Personal und diplomatischer Rückendeckung, wodurch eine direkte US-Intervention verhindert wurde.
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Territoriale Spannungen mit Guyana
Die Situation verschärfte sich 2023 durch territoriale Spannungen mit Guyana. Venezuela beanspruchte das ölreiche Essequibo-Gebiet, hielt Militärübungen an der Grenze ab und startete Einsätze der Marine in der Nähe von ExxonMobil-Ölplattformen. Die USA reagierten mit Warnungen, strategischen Drohungen und Luftschlägen auf Drogenboote. Die amerikanische Botschaft machte deutlich, dass jeder Angriff auf Guyana oder US-Interessen in der Region nicht unbeantwortet bleiben würde.
Hinter den aktuellen Ereignissen steckt ein tiefer geopolitischer Kontext. Venezuela war für Jahrzehnte ein Knotenpunkt, um die US-Einflusszone in Lateinamerika zu umgehen und alternative Allianzen zu stärken. Während Kuba lange das Zentrum kommunistischer Macht in der Region war, brachte Venezuela wirtschaftliche Ressourcen und strategische Möglichkeiten ein, die Chávez, Castro und andere Linkspolitiker nutzten, um ein antiamerikanisches Netzwerk aufzubauen. China, Russland und der Iran profitierten davon, ihre Macht in Lateinamerika auszubauen.
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Geopolitischer Kontext und US-Strategie
Die jüngsten US-Maßnahmen zielen darauf ab, diese Struktur zu destabilisieren. Durch Sanktionen, die Terroristenklassifizierung des „Cartel of the Suns“, gezielte Luftangriffe auf Drogenboote und die Drohung mit weiterreichenden militärischen Operationen versucht die US-Regierung, Venezuelas Verbindungen zu rivalisierenden Mächten zu schwächen, die Macht Madurós zu untergraben und die regionale Ordnung neu zu gestalten.
Es geht nicht nur um Drogen oder Öl. Es geht um geopolitische Macht mit dem Ziel, den Einfluss rivalisierender Staaten in der westlichen Hemisphäre zu begrenzen, und darum, die US-Präsenz wiederherzustellen.
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Fazit
Zusammengefasst: Die Lage in Venezuela ist ein komplexes Zusammenspiel aus innenpolitischem Versagen, internationaler Einflussnahme und globaler Strategie. Was auf den ersten Blick wie eine Antidrogenoperation wirkt, ist in Wahrheit Teil eines langjährigen geopolitischen Spiels, das Lateinamerika, die Monroe-Doktrin und die Rivalität zwischen den USA und rivalisierenden Großmächten betrifft.
Die US-Maßnahmen sind sowohl Reaktion auf akute Bedrohungen als auch Teil eines längerfristigen Plans, um Einfluss, Stabilität und strategische Kontrolle in der Region wiederherzustellen.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Why Trump Might Overthrow Venezuela’s Leader“. (deutsche Bearbeitung zk)
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