Spielsucht überwinden – so bringen Sie wieder Harmonie in die Familie

Wenn Videospiele an erster Stelle stehen und reale Beziehungen ersetzen, sollte man eingreifen – mit Weisheit und Liebe.
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Eine ganzheitliche Unterstützung durch die Familie kann Betroffenen helfen, ihre Spielsucht zu überwinden.Foto: Biba Kayewich
Von 24. Mai 2025

Minecraft, Super Mario oder Tetris. Videospiele sind ein beliebter Zeitvertreib, können aber schnell zum Problem werden.

Vielleicht kennen Sie das: Sie kommen nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause und finden Ihren Partner oder Ihre Partnerin – mal wieder – vor dem Bildschirm, ganz versunken in der virtuellen Welt der Videospiele. Ein Blick in die Küche bringt das Fass zum Überlaufen. Der Abwasch türmt sich und auch die anderen Hausarbeiten liegen brach. Tiefgehende Gespräche sind schon lange nicht mehr möglich.

So oder ähnlich sieht die bittere Realität bei Spielsucht aus. Spielsucht ist nicht nur für Betroffene ein Problem, sondern ein schleichender Prozess, der weltweit ganze Familien in eine Krise stürzt.

Als Psychotherapeut verstehe ich die Sorgen und den Frust von Angehörigen, die mit diesem Thema konfrontiert sind. In der heutigen digitalen Welt stellt Spielsucht für viele Familien ein ernsthaftes Problem dar, dessen Bekämpfung im Rahmen von Glauben und Familienwerten unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringt. Mein Ziel ist es, praktische und einfühlsame Ratschläge zu unterbreiten, wie man geliebte Mitmenschen unterstützen kann – sei es ein von Spielsucht betroffenes Kind oder ein Erwachsener.

Spielsucht verstehen

Als Spielsucht bezeichnet man einen übermäßigen und zwanghaften Konsum von Videospielen, der das Leben beeinträchtigt. Zu den Symptomen zählen neben einem übermäßigen Spieltrieb auch Entzugserscheinungen beim Nichtspielen, der Drang, immer mehr Zeit mit dem Spielen zu verbringen, sowie die Vernachlässigung von persönlichen, sozialen oder beruflichen Verpflichtungen.

Es ist wichtig zu begreifen, dass Sucht nicht nur ein Mangel an Willenskraft oder ein moralisches Versagen ist. Es handelt sich um ein komplexes Problem, das oft psychologische, soziale und spirituelle Elemente mit sich bringt. Wenn wir das verstehen, können wir den Betroffenen mit Empathie begegnen und sie auf ihrem Weg zur Heilung unterstützen.

Sucht kann verschiedene Ursachen haben, etwa psychische Probleme, Traumata oder die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Wenn wir die Vielschichtigkeit einer Sucht begreifen, können wir die Probleme unserer Angehörigen besser verstehen und ihnen ganzheitliche Hilfe anbieten – Hilfe, die ihren emotionalen, zwischenmenschlichen und spirituellen Bedürfnissen gerecht wird.

Erste Anzeichen

Der erste Schritt, um einem geliebten Menschen zu helfen, besteht darin, die Anzeichen einer Spielsucht zu erkennen. Dazu können unter anderem folgende Symptome gehören:

  • Schule, Arbeit oder Hausarbeit werden zugunsten des Spielens vernachlässigt.
  • Onlinebeziehungen werden realen Kontakten vorgezogen.
  • Wenn nicht gespielt wird, erhöhen sich Reizbarkeit, Angstzustände oder Depressionen.
  • Langes Spielen verursacht Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Überanstrengung der Augen.
  • Spielaktivitäten werden verheimlicht oder die verspielte Zeit heruntergespielt.

Das Gespräch suchen

Wenn Sie vermuten, dass ein Ihnen nahestehender Mensch mit Spielsucht zu kämpfen hat, ist es unerlässlich, behutsam und mit Verständnis ein Gespräch anzubahnen. Hier sind einige Punkte, die dabei beachtet werden sollten:

Bevor Sie das Gespräch beginnen, bitten Sie Gott im Gebet um Weisheit und Führung, die richtigen Worte und ein offenes Herz. Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, an dem Sie ungestört miteinander sprechen können. Achten Sie darauf, dass sowohl Sie als auch Ihr Gegenüber ruhig und aufgeschlossen sind.

Verwenden Sie „Ich“-Aussagen, um Ihre Gefühle und Bedenken auszudrücken. Zum Beispiel: „Ich habe bemerkt, dass du viel Zeit mit Spielen verbringst. Und ich mache mir Sorgen, wie sich das auf deine Gesundheit auswirkt.“

Hören Sie sich die Sichtweise Ihres Gegenübers an, ohne dazwischenzureden. Zeigen Sie Empathie und nehmen Sie die Gefühle des anderen ernst. Das hilft, Vertrauen aufzubauen und die Tür für weitere Gespräche zu öffnen.

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Sobald das Gespräch begonnen hat, ist es wichtig, kontinuierliche Unterstützung und Ermutigung anzubieten. Man kann unterschiedlich vorgehen. Sie können beispielsweise gemeinsam gesunde Rahmenbedingungen für das Spielen festlegen. Dazu gehören Zeitlimits, bestimmte spielfreie Zeiten und die Förderung anderer Aktivitäten. Schlagen Sie vor, Hilfe bei einem auf Spielsucht spezialisierten Psychologen zu suchen. Ein Therapeut kann individuelle Strategien und Unterstützung zur Überwindung der Sucht anbieten.

Motivieren Sie Ihr Gegenüber, sich anderen erfüllenden Aktivitäten wie Sport, Hobbys oder ehrenamtlichen Tätigkeiten zu widmen. Diese Aktivitäten können nicht nur ein Gefühl von Sinnhaftigkeit vermitteln, sondern auch dazu beitragen, den Spieltrieb zu dämpfen.

Sie können Ihren Gesprächspartner auch dazu ermutigen, seine Beziehung zu Gott durch Gebete und die Teilnahme an Aktivitäten in einer Glaubensgemeinschaft zu vertiefen. Spirituelles Wachstum kann ein Gefühl von Zugehörigkeit, Stärke und Verantwortungsbewusstsein fördern und dabei helfen, die Sucht zu besiegen.

Denken Sie stets daran: Die Überwindung einer Sucht ist ein Prozess, der Zeit und Mühe bedarf. Bleiben Sie geduldig und bieten Sie dem Betroffenen auch dann Ihre Unterstützung an, wenn es nur langsam vorangeht.

Die Ursache bekämpfen

Spielsucht entspringt oft tiefer liegenden Problemen wie Stress, Angstzuständen, Depressionen oder sozialer Isolation. Zur langfristigen Genesung ist es unerlässlich, diese Ursachen anzugehen. Hier sind einige Möglichkeiten:

Finden Sie gemeinsam heraus, was zum exzessiven Spielen verleitet hat, etwa Einsamkeit, Langeweile oder Stress.

Entwickeln Sie gesunde Bewältigungsstrategien für den Umgang mit diesen Auslösern, darunter Entspannungsmethoden, sportliche Betätigungen oder Gespräche mit einem vertrauten Freund oder Berater.

Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre, in der Ihr Gegenüber über Probleme und Gefühle sprechen kann. Offene Kommunikation hilft, den Abbau von Stress zu fördern und die Flucht in die Spielabhängigkeit zu reduzieren.

Eine Erfolgsgeschichte aus meiner Praxis

Sarah kam zu mir, weil sie sich große Sorgen um die Spielsucht ihres Mannes machte. John hatte schon immer gerne Videospiele gespielt, aber im vergangenen Jahr spitzte sich die Lage zu. Sein Spielverhalten beeinträchtigte ihre Ehe und ihr Familienleben. Täglich verbrachte John Stunden damit, online zu spielen. Soziale Kontakte vernachlässigte er ebenso wie seine Pflichten im Haushalt. Sarah war ratlos und fühlte sich im Stich gelassen.

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Doch dann wendete sich das Blatt. Dank Sarahs Unterstützung erklärte sich John dazu bereit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und daran zu arbeiten, gesunde Grenzen für sein Spielverhalten zu entwickeln. In den folgenden Monaten nahm John Beratungsgespräche in Anspruch und begann, sich anderen Aktivitäten zu widmen, die ihm Freude und Erfüllung brachten. Er fing an, gemeinsam mit seinem ältesten Kind Fahrrad zu fahren, und fand im Rahmen einer Männergruppe seiner Kirchengemeinde zu seinem Glauben zurück.

Heute hat John seinen Spielkonsum drastisch reduziert und beteiligt sich aktiv am Familienleben. Sarah und John haben gemeinsam daran gearbeitet, seine Sucht zu überwinden. Er fühle sich wie ein neuer Mensch, sagt John.

Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Es ist eine schwierige, aber lohnende Aufgabe, einer nahestehenden Person bei der Bewältigung ihrer Spielsucht zu helfen. Ich bin davon überzeugt, dass praktische Strategien in Verbindung mit spiritueller Begleitung langfristig zu einer Heilung und Veränderung führen können. Empathie, Geduld und ein von Gottesliebe geprägtes Herz sind der Schlüssel zum Erfolg. Mit Glauben und Beharrlichkeit können auch Sie dazu beitragen, dass sich Betroffene von ihrer Sucht lösen und einen neuen Lebenssinn finden.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „How to Help a Loved One Deal With Gaming Addiction“. (deutsche Bearbeitung sua)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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