Spionagegefahr? Chinas Mega-Botschaft in London sorgt für Zündstoff

In Kürze:
- Peking kaufte 2018 das Gelände der königlichen Münzprägeanstalt im Herzen von London.
- Die neuen Baupläne Chinas enthalten rätselvolle Schwärzungen, vor allem im Keller – und einen Tunnel.
- Geheimdienste, die USA und die Bevölkerung schlagen Alarm.
- Alles deutet auf ein diplomatisches Tauziehen hin.
Eine ruhige Straße. Ein historisches Gebäude. Und dahinter: Pläne für eine der weltweit größten Botschaften. Doch was, wenn sich hinter diesen Mauern nicht nur Akten und Kunstwerke verbergen, sondern auch Spionage, diplomatische Machtspiele und die Zukunft der britisch-chinesischen Beziehungen? Willkommen zu einer Geschichte, in der Architektur auf Geopolitik trifft.
In der Sendung „Leas Einblick“ wirft die seit rund 30 Jahren in Deutschland lebende chinesische YouTuberin einen genaueren Blick auf diese verborgenen Geschehnisse.
Stell dir vor, du schlenderst durch eine kleine Straße in London, nur einen Steinwurf von der Tower Bridge entfernt. Es ist die Cartwright Street, daneben stehen unscheinbare Wohnhäuser. Genau hier, auf dem Gelände des Royal Mint Court – der früheren Münzprägeanstalt –, will Peking die größte chinesische Botschaft in Europa bauen.
Nicht nur deren geplante Größe von über 20.000 Quadratmetern sorgt für Schlagzeilen. Es stellt sich auch die Frage: Geht es hier wirklich nur um Diplomatie? Oder geht es um mehr? Spionage? Geopolitische Machtspiele?
Was auf den ersten Blick wie ein Prestigeprojekt aussieht, hat einen Sturm der Kontroversen ausgelöst.
Historischer Kontext
Royal Mint Court ist kein x-beliebiger Ort. Seit dem 14. Jahrhundert wurde hier Geschichte geschrieben. Ursprünglich stand hier eine Zisterzienserabtei, gegründet 1348. Später wurde es zur Heimat der Royal Mint, der königlichen Münzprägeanstalt, die von 1809 bis in die 1960er-Jahre das Geld Großbritanniens prägte.
2018 kaufte die Volksrepublik China das 2,3 Hektar große Gelände für stolze 255 Millionen Pfund. Ihr Ziel: Eine „Megabotschaft“, die Büros, 225 Residenzen für Mitarbeiter, ein Kulturzentrum und mehr umfassen soll.
Entworfen hat das Ganze der britische Stararchitekt David Chipperfield, bekannt für seine Arbeit an Projekten wie dem Neuen Museum in Berlin.
Die Kontroverse: Sicherheit und Geheimnisse
Die Pläne für die Botschaft sind beeindruckend – und rätselhaft. Teile der Baupläne, insbesondere Details zum Kellerbereich und einem geplanten Tunnel, wurden geschwärzt eingereicht. Mit dem Hinweis „aus Sicherheitsgründen“. Das hat Misstrauen geweckt.
Angela Rayner, stellvertretende Premierministerin und Ministerin für Wohnungsbau, forderte Anfang August von der chinesischen Botschaft detaillierte Erklärungen über 50 Punkte. Darunter sind auch diese verbogenen Bereiche. Die Frist zur Beantwortung läuft am 20. August ab. Im September wird die endgültige Entscheidung seitens der britischen Regierung erwartet, wie China bauen darf.
Warum die Aufregung?
Die Antwort ist: Die Botschaft liegt in unmittelbarer Nähe zu brisanten Glasfaserkabeln, die das Finanzzentrum in der City of London mit Canary Wharf und Regierungsstellen verbinden. Canary Warf ist neben der City of London das bedeutendste finanzielle Zentrum Großbritanniens.
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Zahllose internationale Großbanken wie HSBC, Credit Suisse, Morgan Stanley oder die Bank of America haben hier ihren Sitz, unmittelbar neben wichtigen Medienunternehmen wie „The Daily Telegraph“, „Thomson Reuters“ oder „The Independent“, dazu auch renommierte internationale Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfer wie KPMG.
Bereits 2019 warnten britische Geheimdienste: Das könnte Spionage ermöglichen. Auch die USA schlugen Alarm: Ein Vertreter der Trump-Regierung äußerte 2019 „tiefe Besorgnis“ über mögliche Risiken für Großbritanniens kritische Infrastruktur.
Und dann die Sorge um Proteste.
Tower Hamlets, der Bezirk, in dem das Royal Mint Court liegt, hat mit 39,9 Prozent die größte muslimische Bevölkerung in England und Wales. Viele Bewohner, darunter Exil-Hongkonger, Uiguren und tibetische Aktivisten, sehen Chinas Politik kritisch.
Am 8. Februar 2025 protestierten bereits über 1.000 Menschen vor dem Gelände, darunter Demonstranten mit Plakaten wie „CCP is Watching You“.
Die Polizei warnte zunächst: Die engen Straßen machen Proteste schwer kontrollierbar. Später zog die Metropolitan Police ihre Einwände zurück – eine Entscheidung, die viele skeptisch betrachten. Der Grund: Sie basiert auf einer Analyse, die von der chinesischen Seite bezahlt wurde.
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Lokaler Widerstand und diplomatische Spiele
Auch die direkten Nachbarn sind in Aufruhr. Insbesondere die Bewohner der 100 Wohnhäuser von St. Mary Graces Court. Diese Wohnanlage mit mehreren Apartments in der Nähe des Towers of London ist besonders bei Familien und Berufstätigen beliebt, die zentral in London wohnen, aber nicht auf Komfort und etwas Grün verzichten wollen. Viele fürchten, dass die Botschaft Proteste anziehen und ihre Sicherheit gefährden könnte.
Politisch ist die Lage heikel. Der Gemeinderat von Tower Hamlets lehnte die Pläne 2022 und erneut im Dezember 2024 ab, unter anderem wegen Sicherheits- und Denkmalschutzbedenken.
Nun prüft die Regierung selbst, ob Pekings Pläne so aufgehen – auf Initiative der stellvertretenden Premierministerin Angela Rayner. Rayner gilt als Vertreterin des linken Flügels der Labour Party.
Ein Treffen zwischen Premierminister Starmer und Chinas Präsident Xi Jinping im November 2024 scheint die Dynamik verändert zu haben.
Manche vermuten, dass die Genehmigung der Botschaft mit Verhandlungen über die britische Botschaft in Peking verknüpft ist. Diese wartet seit Jahren auf eine Renovierung. Alles deutet auf ein diplomatisches Tauziehen hin, bei dem lokale Bedenken gegen größere geopolitische Interessen abgewogen werden.
Großbritannien und China 2025
Was steckt dahinter? Was auf den ersten Blick wie ein lokales Bauprojekt aussieht, ist in Wahrheit ein Spiegel der britisch-chinesischen Beziehungen im Jahr 2025. Die Labour-Regierung unter Keir Starmer hat sich für eine „pragmatische“ Annäherung an China ausgesprochen, um Handel und Investitionen zu fördern.
Doch die Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen – insbesondere gegen Uiguren, Tibeter und Hongkonger – und die Spionageängste machen diese Partnerschaft kompliziert.
Kritiker werfen der britischen Regierung vor, die nationale Sicherheit zu gefährden. China hält dagegen: Gastländer seien „verpflichtet“, den Bau diplomatischer Einrichtungen zu unterstützen.
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Die Entscheidung wird am 9. September veröffentlicht
Die Entscheidung über die Botschaft wird nicht nur die Skyline von London verändern, sondern auch ein Signal setzen: Wie wird Großbritannien mit einem immer mächtigeren China umgehen – als Partner, Konkurrent oder vorsichtiger Nachbar?
Am 9. September wird Angela Rayner ihre Entscheidung bekannt geben. Dann ist zu sehen, ob das Royal Mint Court zur neuen Heimat einer chinesischen „Megabotschaft“ wird oder ob Sicherheitsbedenken und lokaler Widerstand das Projekt stoppen.
Die 2,3 Hektar Land in der Stadtmitte Londons sind mehr als nur ein Bauplatz. Es ist ein Schauplatz für die großen Fragen unserer Zeit – von Sicherheit und Freiheit bis hin zur Balance zwischen Diplomatie und Misstrauen.
(Redaktionelle Bearbeitung: ks)
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