104-prozentige Zölle gegen China in Kraft – Trump: Peking manipuliert Wechselkurs

Um Mitternacht traten die US-Zölle auf Waren aus China und anderen Staaten in Kraft. Es geht Trump auch um „nicht tarifliche Betrügereien“. Der US-Präsident wirft Peking vor, jüngst den Wechselkurs manipuliert zu haben, um die Zölle abzufedern – der Yuan nagt an einer psychologisch wichtigen Untergrenze. Was sagen die US-Wirtschaftsdaten?
Das Weiße Haus in Washington. US-Bürgern und Institutionen sind ab sofort Transaktionen mit der russischen Zentralbank verboten.
Das Weiße Haus in Washington.Foto: Patrick Semansky/AP/dpa
Von 9. April 2025

Die von Präsident Donald Trump verhängten 104-prozentigen Zölle auf China und die höheren Zölle auf Dutzende andere Länder traten um Mitternacht (Ortszeit Washington) in Kraft.

Das Weiße Haus bestätigte, dass der Präsident seine Drohung wahr macht: Alle chinesischen Waren, die in die USA gelangen, werden mit zusätzlichen 50 Prozent belegt.

Im Februar hatte Trump wegen Fentanyl einen 10-prozentigen Zoll gegen Peking eingeführt. Wochen später verdoppelte er diesen auf 20 Prozent. Am 2. April, während der Veranstaltung „Make America Wealthy Again“, kündigte er einen 34-prozentigen Zoll auf alle chinesischen Importe an. Insgesamt belaufen sich die US-Zölle auf chinesische Waren nun auf 104 Prozent.

China will nicht nachgeben

Peking reagierte mit der Ankündigung von Gegenzöllen und anderen Strafmaßnahmen. Chinesische Beamte erklärten, sie würden nicht nachgeben.

„Es war ein Fehler, dass China Vergeltungsmaßnahmen gegen den Präsidenten ergriffen hat. Wenn Amerika geschlagen wird, schlägt es härter zurück“, sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, am 8. April vor Reportern.

Sie fügte hinzu, Trump habe erklärt, dass er „unglaublich gnädig“ sein werde, wenn China Verhandlungen anstreben, aber stets im Interesse des amerikanischen Volkes handeln werde.

Die Eskalation betrifft den jährlichen Handel zwischen den USA und China im Wert von etwa 600 Milliarden US-Dollar.

Trump: Peking manipuliert Wechselkurse

Chinas streng kontrollierte Währung fiel am 8. April auf den niedrigsten Stand seit 19 Monaten. Peking senkte den Yuan auf ein Rekordtief von 7,4 pro Dollar.

Am Dienstagabend sprach Trump beim „President’s Dinner“ des National Republican Congressional Committee. Er warf der Kommunistischen Partei Chinas vor, den Wechselkurs manipuliert zu haben, um die Zölle abzufedern. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass China letztlich ein (Handels-)Abkommen mit den USA schließen werde. Zudem kündigte er Zölle auf importierte Medikamente an.

Die People’s Bank of China legte den RMB-Leitkurs an diesem Tag auf etwa 7,2 Yuan fest, mit einer Schwankungsgrenze von 2 Prozent. Dies ist der niedrigste Stand seit September 2023. Analysten sehen in der Marke von 7,2 seit Langem eine psychologisch wichtige Grenze, die Peking bislang verteidigt hat.

Die „Financial Times“ deutet dies als Signal, dass die Bank eine Abwertung des Yuan zulassen könnte, um die Auswirkungen der US-Zölle auszugleichen.

Eine Abwertung des Yuan macht Exporte günstiger, da sie den Preis chinesischer Waren in Dollar senkt. Gleichzeitig birgt der Schritt Risiken: höhere Importkosten, Inflation, Kapitalflucht und Sorgen um die Finanzstabilität.

90-prozentiger Zoll auf Pakete mit geringem Wert

Trump unterzeichnete wenige Stunden vor Ablauf der Frist eine Durchführungsverordnung, die einen 90-prozentigen Zoll auf Pakete mit geringem Wert erhebt, die über das internationale Postsystem aus China in die USA exportiert werden.

Ursprünglich sollte der Zoll ab dem 2. Mai bei 30 Prozent für Pakete im Wert von weniger als 800 Dollar liegen. Ab 1. Juni wird der neue Zollsatz nun 90 Prozent betragen.

Bislang waren solche „De-minimis-Pakete“ zollfrei, was vor allem chinesischen Onlinehändlern wie Shein und Temu zugutekam.

Höhere gegenseitige Zölle

Dutzende Länder suchten vor der Einführung der Zölle am 9. April das Gespräch mit den USA. Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer erklärte vor dem Finanzausschuss des Senats, fast 50 Länder hätten ihn kontaktiert, um über Gegenseitigkeiten zu verhandeln.

Finanzminister Bessent sagte dem „Fox Business Network“, bis zu 70 Länder hätten Interesse an neuen Handelsabkommen bekundet.

Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, sprach von logistischen Herausforderungen bei der Bearbeitung der Anfragen. Priorität für Trump hätten Gespräche mit Japan und Südkorea.

Es geht Trump um mehr als Zölle

Unklar bleibt, ob Trump die Handelsgespräche fortsetzen wird. Peter Navarro, Handelsberater des Weißen Hauses, erklärte kürzlich, Zölle seien nicht verhandelbar.

„Nehmen wir Vietnam. Wenn sie zu uns kommen und sagen: ‚Wir werden die Zölle auf null senken‘, bedeutet das nichts für uns, denn es sind die nicht tarifären Betrügereien, auf die es ankommt“, sagte Navarro in einem CNBC-Interview.

Auf Truth Social bestätigte Trump, dass To Lam, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams, vorgeschlagen hatte, die Zölle auf US-Waren auf null Prozent zu senken.

Gleichzeitig glaubt der Präsident, dass beides parallel möglich ist: Zölle können eingeführt und Verhandlungen geführt werden.

„Viele, viele Länder kommen, um mit uns Abkommen auszuhandeln“, sagte Trump im Oval Office neben Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. „Es werden faire Abkommen sein, und in bestimmten Fällen werden sie erhebliche Zölle zahlen.“

Märkte bereiten sich auf Zölle vor

Die US-Aktienfutures fielen im Vorfeld der neuen Zölle, die führenden Indizes gaben im Schnitt um mehr als 1 Prozent nach. Der Markt für Staatsanleihen blieb intakt. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg auf über 4,3 Prozent und glich damit frühere Verluste aus. Rohölpreise sanken im Nachthandel an der New York Mercantile Exchange um etwa 4 Prozent auf unter 58 US-Dollar pro Barrel.

Ohne klare Überwachung der aktuellen zollbedingten Marktbedingungen könnten die Aktienkurse sehr volatil bleiben, so Larry Tentarelli, Chefstratege beim Blue Chip Daily Trend Report.

„Die Zollentwicklung kann sich buchstäblich jederzeit ändern“, schrieb Tentarelli in einer E-Mail an The Epoch Times. Er fügte hinzu, dass Stagflation – eine Mischung aus höheren Preisen und geringerem Wachstum – eine große Sorge für die Anleger sei.

Was sagen die US-Wirtschaftsdaten?

Während die Zölle für Schlagzeilen sorgen, richten Marktanalysten ihren Blick auf die harten Wirtschaftsdaten.

Die Inflationsrate für März wird am 10. April veröffentlicht. Laut dem Inflation Nowcasting Model (tägliche Inflationsprognosen) der Federal Reserve Bank of Cleveland wird erwartet, dass der Verbraucherpreisindex von 2,8 Prozent auf 2,6 Prozent sinken wird. Die Kerninflation könnte von 3,1 Prozent auf 3 Prozent zurückgehen.

Die Erzeugerpreise für März werden am 11. April erwartet. Erste Schätzungen gehen von einem Anstieg um 0,2 Prozent aus, und die Kernerzeugerpreise könnten um 0,3 Prozent steigen.

Am 9. April veröffentlicht die Fed das Protokoll der Sitzung des Offenmarktausschusses des vergangenen Monats. Es dürfte die Sorgen der Notenbank über die Zölle und deren möglichen Auswirkungen auf Preisstabilität und Beschäftigung verdeutlichen.

„Obwohl die Zölle höchstwahrscheinlich zumindest einen vorübergehenden Anstieg der Inflation verursachen werden, ist es auch möglich, dass die Auswirkungen länger anhalten“, sagte Fed-Vorsitzender Jerome Powell am 4. April auf einer Konferenz von Wirtschaftsjournalisten.

(Mit Material der chinesischsprachigen Epoch Times)

Der Artikel erschien zuerst bei theepochtimes.com unter dem Titel „104 Percent Tariffs on China, Higher Levies on Dozens of Countries Take Effect“. (deutsche Bearbeitung ks)



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