500 GB Dateien: Datenleak gibt Einblick in Chinas Export von Überwachungstechnologien
Ein Datenleck mit mehr als 100.000 Dokumenten gewährt außergewöhnlich tiefe Einblicke in die interne Arbeitsweise eines chinesischen Unternehmens, das autoritären Regierungen Technologien zur Internetzensur und -überwachung liefert. Der kürzlich veröffentlichte Leak umfasst nun über 500 GB an Materialien, darunter Quellcode und Logs, die von Hacktivisten der Gruppe Enlace Hacktivista ins Netz gebracht wurden. Nach Ansicht von Bill Xia, Präsident des US-Unternehmens Dynamic Internet Technology (DIT), war die Veröffentlichung kein Zufall, sondern das Ergebnis einer internen Weitergabe.
DIT, gegründet im Jahr 2001, entwickelte mit „Freegate“ eines der bekanntesten Anti-Zensur-Programme, das chinesischen Internetnutzern die Umgehung der von der Kommunistischen Partei Chinas errichteten „Großen Firewall“ ermöglicht. „Die Dimension dieses Leaks ist bemerkenswert. Wir sehen seit ein, zwei Jahren, dass immer mehr Menschen aus der Basis die KPCh (Kommunistische Partei Chinas) und Vorgänge in China offenlegen“, sagte Xia am 13. September.
Geedge Networks und seine Verbindungen
Die Unterlagen stammen von Geedge Networks, das sich als Cyber-Sicherheitsfirma darstellt. Das Unternehmen, gegründet 2018 und mit engen Verbindungen zum ‚Vater‘ der Großen Firewall, Fang Binxing, exportiert zensurtechnische Plattformen wie ‚Tiangou‘. Auf eine Anfrage der Epoch Times reagierte das Unternehmen nicht.
Eine Analyse des Forschungslabors InterSecLab ergab, dass Geedge Verträge mit den Regierungen von Kasachstan, Äthiopien, Pakistan, Myanmar und mindestens einem weiteren nicht genannten Staat abgeschlossen hat. In Myanmar allein überwachen 26 Rechenzentren mit Geedge-Technologie rund 81 Millionen TCP-Verbindungen in Echtzeit, um Inhalte zu blockieren und Traffic zu filtern. Auch Behörden in der Provinz Xinjiang werden beliefert.
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Die geleakten Dateien umfassen interne Protokolle, Korrespondenzen, technische Spezifikationen, Vereinbarungen mit externen Partnern, Reisekostenabrechnungen sowie Unterlagen zum Personalmanagement. Für Geedge sei dies ein „verheerender Schlag“, erklärte Xia: „Das Vertrauen innerhalb des Unternehmens ist erschüttert. Die Dokumente enthalten zahlreiche personenbezogene Details, Analysen und Berichte einzelner Mitarbeiter.“
Neue Perspektiven für Anti-Zensur-Entwickler
Gleichzeitig könnten die Daten Anti-Zensur-Entwicklern neue Ansatzpunkte bieten. „Viele internationale Berichte über VPN-Tools sind ungenau. Die meisten VPNs können die Große Firewall gar nicht überwinden, da sie leicht blockierbare Protokolle nutzen. Zahlreiche Beispiele finden sich in den Dokumenten“, so Xia.
Auch die verbreitete Annahme, Open Source sei für wirksame Umgehungslösungen entscheidend, hält er für einen Irrtum. Geedge habe selbst versucht, entsprechende Programme durch Reverse Engineering zu analysieren – gerade der offene Quellcode habe dies erleichtert. „Es gibt bislang keinen erfolgreichen Fall, in dem Open-Source-Ansätze breit genutzt wurden. Die tatsächlich wirksamen Werkzeuge basieren in der Regel auf geschlossenem Code.“
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Die Kundenliste von Geedge verdeutlicht zudem, dass massenhafte Internetzensur vorwiegend von autoritären Regimen in Entwicklungsländern betrieben wird. „Nur die KPCh verfügt über die technischen Möglichkeiten, Internetunternehmen zu kontrollieren und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben“, sagte Xia.
Der Leak sorgt derzeit für intensive Debatten in sozialen Medien, wo er unter anderem als „Blaupause für globale Überwachung“ bezeichnet wird.
Dieser Beitrag basiert auf dem Artikel China’s ‘Great Firewall’ Leak Suggests Dissent in the Ranks, Expert Says von Catherine Yang, erschienen auf theepochtimes.com.
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