Afrikas Dilemma zwischen US-Zöllen und Chinas Neuer Seidenstraße

Diplomaten und Beamte führender afrikanischer Volkswirtschaften werfen den USA und China vor, sie vor eine „unmögliche Wahl“ zu stellen. Der Handelskrieg der Supermächte droht, die ohnehin angeschlagenen Volkswirtschaften weiter zu schwächen.
Regierungsvertreter aus Südafrika, Ägypten, Kenia, Nigeria und anderen Staaten berichten, Peking habe sie gewarnt: Wer Handelsabkommen mit den USA „auf Kosten Chinas“ abschließe, müsse mit einer Vergeltung rechnen.
„Wir wissen, dass es im Osten schlecht ankommt, wenn wir irgendetwas tun, das als Beschwichtigung von [US-Präsident Donald] Trump verstanden wird“, sagte ein Regierungsbeamter in Pretoria, Südafrika, gegenüber der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times. Er bestand darauf, anonym zu bleiben, da er ohne Erlaubnis mit den Medien sprach.
„Ein heikles Spiel“
„Wir spielen hier ein heikles Spiel“, sagte er. Wegen Trumps Zöllen würden sie versuchen, neue Handelspartnerschaften aufzubauen. Doch China werde unzufrieden sein, falls es zu einer wirtschaftlichen Annäherung mit den USA käme.
Ein Teil unserer Strategie ist es, noch mehr Handel mit China zu treiben – aber Trump wird das als Verrat ansehen. Wir können nicht gewinnen. Es ist eine unmögliche Wahl.“
Kenianische und nigerianische Diplomaten, die aus demselben Grund um Anonymität baten, berichten Ähnliches. Chinesische Funktionäre hätten ihre Regierungen bereits davor gewarnt, sich der „Schikane“ der Trump-Regierung zu beugen.
Ein nigerianischer Gesandter erklärte, Peking erwarte, dass „die Afrikaner in diesem Handelskrieg auf ihrer Seite stehen“.
„Sie sagten, ihre Regierung werde gegen jeden zurückschlagen, der etwas mit den Vereinigten Staaten unterzeichnet, das [Peking] schadet.“
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Das chinesische Handelsministerium bestätigte kürzlich diese Haltung: „China lehnt es entschieden ab, wenn irgendeine Partei ein Abkommen auf Kosten der Interessen Chinas abschließt“, hieß es in einer Erklärung. „Wenn dies geschieht, wird China es niemals akzeptieren und entschlossen Gegenmaßnahmen ergreifen.“
Afrika in der Zwickmühle
Ina Gouws, Politikwissenschaftlerin an der University of Free State in Südafrika, sieht Afrika an einem „Scheideweg“.
„Die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt verwickeln den Rest der Welt, insbesondere Afrika, wo China jahrzehntelang das Sagen hatte, in ihrem spektakulären Handelskrieg“, sagte sie der Epoch Times.
„Was soll Afrika jetzt tun? Es kann es nicht zwei Herren recht machen. Afrikanische Länder können es sich nicht leisten, den Handel mit Amerika oder China zu verlieren. Sie haben immer betont, dass sie den Handel mit beiden Ländern benötigen.“
Aber Trump und [der chinesische Staatschef] Xi haben sie in die Enge getrieben, und es scheint für Afrika keinen guten Ausweg zu geben.“
China, Afrikas größter Handelspartner, hat seine Macht durch jahrzehntelange Investitionen gefestigt. Laut dem China Global South Project erreichte der Handel zwischen China und Afrika 2024 ein Volumen von 295 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 6,1 Prozent gegenüber 2023.
Im Vergleich dazu lag der Handel der USA mit Afrika bei 71,6 Milliarden US-Dollar. Trotz eines Rückgangs des Handelsdefizits bleibt der Einfluss der USA deutlich geringer.

Ein Ingenieur der China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) am 12. März 2025 in Kikuube, Uganda, vor dem Kingfisher-Ölfeld. Das Projekt wird von China betrieben und ist wegen Menschenrechtsverletzungen umstritten. Foto: Hajarah Nalwadda/Getty Images
Ndiakhat Ngom, Außenpolitikexperte und Leiter des South-South Transatlantic Institute in Senegal, sagte, die USA habe Afrika bisher vor allem militärisch und durch Hilfsprogramme unterstützt. Wirtschaftlich dominiere China in Afrika.
„Die USA haben afrikanische Länder meist als Stützpunkte genutzt, um Terroristen zu bekämpfen. Sicher, Amerika investiert beträchtlich in die größeren afrikanischen Volkswirtschaften, in denen amerikanische multinationale Unternehmen Niederlassungen haben. Und unter [US-Präsident Joe] Biden gab es mehr wirtschaftliches Interesse an Afrika als je zuvor. Aber als verlässlicher, beständiger Handelspartner gilt China, nicht die USA“, sagte er gegenüber der Epoch Times.
Trumps Zölle könnten die USA in Afrika noch weiter zurückwerfen, es sei denn, es kämen Abkommen, die beiden Seiten nützen, zustande, so Ngom.
Peking verhindert den Zugang anderer Staaten zu den Rohstoffen Afrikas
Chinas Neue Seidenstraße, auch als Belt and Road Initiative (BRI) bekannt, hat Milliarden in Afrikas Infrastruktur investiert. Doch Chinas Kredite haben ihren Preis – viele Länder sind hoch verschuldet.
Peking sicherte sich so „die Kronjuwelen“ des rohstoffreichen Afrikas, wie es Lauren Paremoer nennt. Die Politikdozentin an der Universität Kapstadt weiter: „Die Afrikaner wissen, dass China und Amerika Zugang zu ihren kritischen Rohstoffen wollen, und das gilt unabhängig davon, ob ein Handelskrieg herrscht oder nicht.“
Länder wie der Kongo und Südafrika verfügen über riesige Vorkommen von Seltenen Erden, die für die zukünftige Energiesicherheit unerlässlich sind und auch für die Herstellung von Computern und Handys oder Elektrofahrzeugen benötigt werden. Rohstoffe wie Lithium und Kobalt werden auch in großem Umfang von der Waffenindustrie verwendet.
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Vor allem durch seine umfangreichen Investitionen in die afrikanische Rohstoffindustrie hat China derzeit nahezu ein weltweites Monopol auf Seltene Erden und andere kritische Rohstoffe.
Eines der Hauptziele Pekings in Afrika ist laut Paremoer, zu verhindern, dass geopolitische Rivalen – vor allem die USA und „starke“ europäische Staaten wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland – umfassenden Zugang zu den kritischen Rohstoffen des Kontinents erhalte.
Chinas jahrzehntelanges Spiel in Afrika
Etwas anders formulierte es Fredy Stanley vom Africa-China Centre for Policy & Advisory, einem Thinktank in Ghana. Er sagte: „Die Kommunistische Partei Chinas hat Angst, dass ein verstärkter Handel zwischen Afrika und anderen Ländern wie den USA dazu führt, dass China die Bodenschätze Afrikas verliert.“
Trumps Zölle könnten „Afrika dazu bringen, engere Beziehungen zu einigen der anderen geopolitischen Rivalen Chinas zu unterhalten, was Chinas Investitionen definitiv untergraben wird“.
Trump schloss kritische Rohstoffe von seiner ersten Runde der „reziproken“ Zölle aus. Fachleute warnen, dass diese Ausnahmen möglicherweise nicht ausreichen, um Versorgungsengpässe zu vermeiden – falls China weiterhin Exportkontrollen für diese kritischen Rohstoffe verhängt.

Frauen, bewacht von Männern (nicht im Bild), waschen Kassiterit-Kies aus dem Lukushi Fluss dem Kongo. Der Kies ist das wichtigste Erzmineral für Zinn. Häufig kommt es mit lithiumhaltigen Mineralen in denselben Lagerstätten vor. Foto: Junior Kannah/AFP via Getty Images
Eine weitere Gefahr für Peking: Ausstieg aus der Neuen Seidenstraße
Baba Musa, Wirtschaftswissenschaftler aus Nigeria, rät afrikanischen Ländern, ihre Bodenschätze in die Verhandlungen mit den USA einzubringen.
Musa, tätig am West African Institute for Financial and Economic Management, sagte, Afrika solle an Trumps geschäftliche Natur appellieren: „Kritische Rohstoffe und Dinge wie Gold und Platin könnten sehr wichtige Instrumente sein, um Beziehungen auszuhandeln, die für beide Seiten vorteilhaft sind.“ China solle das verstehen und akzeptieren, dass der Hase so läuft.
Musa verweist auf Panama, das jüngst aus Chinas Neuen Seidenstraße ausgestiegen ist.
Was Panama getan hat, beunruhigt die Chinesen, denn wenn Panama das tun kann, können das auch andere Entwicklungsländer wie die afrikanischen Länder tun.“
Doch Peking will seinen Status als Afrikas größter bilateraler Handelspartner „um jeden Preis“ verteidigen, so Musa. China könnte Investitionen kürzen oder Infrastrukturprojekte stoppen, wenn afrikanische Länder zu eng mit den USA kooperieren.
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„Afrika ist zwischen zwei Supermächten gefangen und muss einen Balanceakt vollführen. Es muss abwägen, wie viel es von den USA gewinnen und wie viel es von China verlieren kann.“ Dieser Handelskrieg werde die wirtschaftliche und geopolitische Zukunft Afrikas prägen und entscheidend dazu beitragen, ob sich die großen Mächte des Kontinents nach Westen oder nach Osten orientieren.
„Den Mittelweg gibt es nicht mehr“, sagte Musa. „Dafür hat Trump gesorgt.“
Zölle bis zu 50 Prozent
US-Handelspartner, darunter viele afrikanische Staaten, verhandeln derzeit mit der Regierung Trump über neue Zölle. Die Staaten versuchen, Abkommen auszuhandeln, die Zölle senken oder abschaffen – abhängig davon, was sie dem Weißen Haus anbieten können.

Ein Mann schmilzt auf einem Goldmarkt in Geita, Tansania, am 28. Mai 2022 Goldfragmente, die aus verschiedenen Minen in der Region stammen. Tansania ist einer der wichtigsten Goldproduzenten Afrikas, Gold macht mehr als 90 Prozent der Mineralienexporte des Landes aus. Foto: Luis Tato/AFP via Getty Images
Einige der höchsten Zölle wurden auf afrikanische Importe verhängt. Lesotho, das kurzzeitig mit einem Zoll von 50 Prozent auf seine Exporte in die USA belegt wurde, fürchtet um seine Textilindustrie. Auch Südafrika (31 Prozent) hat Gespräche mit den USA begrüßt, um Lösungen zu finden.
Die hohen Abgaben auf Exporte in die USA könnten in Afrika Milliarden Dollar aus den ohnehin belasteten Haushalten abziehen. Hohe Schulden, Inflation, Kosten der Industrialisierung und Folgen der COVID-19-Pandemie setzen die afrikanischen Länder bereits stark unter Druck.
Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „China Pressuring African Nations Over US Trade Deals“. (deutsche Bearbeitung ks)
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