Angeblicher russischer Durchbruch in Ostukraine vor Alaska-Gipfel

Russische Streitkräfte seien in den letzten beiden Tagen in der Ostukraine vorgestoßen und hätten teilweise die ukrainischen Verteidigungslinien durchbrochen. Dies berichtete der private Washingtoner Think-Tank „Institute for the Study of War“ (ISW). Er dokumentiert den Krieg in der Ukraine täglich.
In einem Beitrag vom 12. August machte das ISW darauf aufmerksam, dass russische Streitkräfte „weiterhin mit begrenzten Sabotage- und Aufklärungsgruppen in die ukrainischen Verteidigungslinien östlich und nordöstlich von Dobropillya (nordwestlich von Pokrovsk) eingedrungen“ seien. Das ISW bezog sich dabei unter anderem auf die ukrainische Beobachtungsgruppe „DeepState“, die täglich Kartenmaterial mit den russischen Stellungen veröffentlicht.

Der Frontverlauf im Ukrainekrieg am 12. August 2025 laut „DeepState“, einer Beobachtungsgruppe, die vom ukrainischen Verteidigungsministerium gefördert wird. Foto: Bildschirmfoto von deepstatemap.live
Die russischen Streitkräfte seien jedoch „bisher noch nicht in der Lage gewesen, Verstärkung zu entsenden, um diese taktische Durchbrechung zu halten“, schrieb das ISW. Der ukrainische Generalstab habe bestätigt, dass „russische Sabotagegruppen in Vesele, Rubizhne, Kucheriv Yar (alle drei nordöstlich von Dobropillya) und Vilne (östlich von Dobropillya) eingedrungen“ seien.
Die Meldung des ISW wurde von zahlreichen internationalen Nachrichtenagenturen mit dem Titel „Russischer Großangriff in der Ostukraine“ aufgegriffen und fand weite Verbreitung, auch in deutschen Medien, darunter der „Tagesschau“.
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Widerspruch von der Front
Oberstleutnant Viktor Tregubow, Sprecher der ukrainischen „Operativ-Strategischen Gruppe Dnipro“ widersprach hingegen den in „verschiedenen Quellen aufgetauchten Informationen über einen angeblichen Durchbruch russischer Truppen an einer der Frontlinien in der OOstukraine. In einem Post auf Telegram kritisierte er:
„Diese Informationen sind nicht zuverlässig und spiegeln nicht die tatsächlichen Fakten wider. Bekanntlich nutzen die Russen die Taktik, kleine Gruppen hinter die erste Verteidigungslinie zu infiltrieren und dabei viele Soldaten zu verlieren, wie es in der Nähe von Dobropillya geschah. Eine kleine feindliche Gruppe umging ukrainische Stellungen und versuchte, sich in unserem Rücken zu verstecken, doch die ukrainischen Streitkräfte wehrten solche Versuche ab. Eine ähnliche Situation ereignete sich vor einer Woche mit dem Durchbruch einer kleinen Gruppe in Pokrowsk, der für den Feind erfolglos blieb.“
Unübersichtliche Frontlage
Die ukrainische Tageszeitung „Kyiv Independent“ hingegen spricht von einem „dramatischen Vorstoß“ der russischen Streitkräfte, die „die ukrainischen Linien durchbrochen“ hätten und damit „die Verteidigung der Region gefährden könnte“.
Der „Vorstoß“ sei „Teil einer größeren russischen Offensive zwischen den beiden umkämpften Städten Pokrowsk und Kostjantyniwka und könnte es Moskau ermöglichen, die verbleibenden Versorgungswege abzuschneiden und den Druck auf die ukrainischen Truppen in diesem Sektor weiter zu erhöhen“, so das Blatt.

Der russische Vorstoß in der Ostukraine zwischen den beiden umkämpften Städten Pokrowsk und Kostjantyniwka am 12. August 2025 laut „DeepState“, einer Beobachtungsgruppe, die vom ukrainischen Verteidigungsministerium gefördert wird. Foto: Bildschirmfoto von deepstatemap.live
Der Militäranalyst Emil Kastehelmi wird von der Zeitung zitiert:
„Angesichts der angespannten politischen Lage können selbst taktische Verstöße einen strategischen Vorteil haben, wenn kurz vor wichtigen Verhandlungen alarmistische Narrative im Informationsraum weit verbreitet werden.“
Selenskyj: „Putin bereitet sich nicht auf Frieden vor“
Der ukrainische Präsident Volodymyr Selenskyj zeigte sich über die russischen Versuche, den Frontverlauf noch vor dem Gipfeltreffen in Alaska zugunsten Moskaus zu verändern, nicht überrascht. Er kommentierte bereits am 11. August auf X unmittelbar vor Bekanntwerden der neuen russischen Offensive den militärischen Vorstoß mit den Worten:
„Heute gab es einen Bericht des Geheimdienstes und des Militärkommandos darüber, worauf Putin setzt und worauf er sich tatsächlich vorbereitet, einschließlich militärischer Vorbereitungen. Er bereitet sich definitiv nicht auf einen Waffenstillstand oder ein Ende des Krieges vor.“
Selenskyj warf Putin Kriegstreiberei vor: Russland verlege „Truppen und Streitkräfte in einer Weise, die auf Vorbereitungen für neue Offensivoperationen hindeutet. Wenn jemand sich auf den Frieden vorbereitet, dann tut er so etwas nicht.“
Unter vier Augen: Trump und Putin
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, gab am 12. August vor der Presse in Washington bekannt, dass sich der amerikanische Präsident Donald Trump am 15. August mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „bilateral“ treffen werde, also unter vier Augen. Außerdem senkte sie die Erwartungen an das Gespräch mit dem Hinweis, das Treffen diene Trump lediglich dazu, „ein besseres Verständnis dafür zu erlangen, wie wir diesen Krieg beenden können“, sagte Leavitt.
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, ergänzte am 12. August in einer Pressekonferenz Einzelheiten zum geplanten Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin. Bruce betonte, dass es von Putin initiiert worden sei und von Trump als „Kennenlerngespräch“ (Feel-out Meeting) und nicht als Verhandlung bezeichnet werde.
Die Ergebnisse dieses Gesprächs würden anschließend der EU, der NATO und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj mitgeteilt. Trump gehe es offenbar darum, erst einmal selbst herauszufinden, ob der russische Präsident zu einem Friedensabkommen mit der Ukraine bereit ist.
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Russische Andeutung: Ist Putin mehr an einem Folgetreffen interessiert?
Am 12. August habe der russische Außenminister Sergej Lawrow in einem Telefonat mit dem US-Außenminister Marco Rubio nicht näher genannte „Aspekte zur Vorbereitung für das bevorstehende Gipfeltreffen“ besprochen. Dies teilte die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS mit.
„Beide Seiten hätten ihr Engagement für die erfolgreiche Durchführung des Treffens bekräftigt.“ Bemerkenswert ist, dass in der TASS-Meldung die vor einigen Tagen bereits verbreitete Ankündigung wiederholt wird, der Kreml gehe davon aus, dass „das nächste Treffen zwischen Putin und Trump auf russischem Territorium stattfinden“ werde.
Damit wird möglicherweise angedeutet, dass das Treffen in Anchorage, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Alaska, hauptsächlich zur Vorbereitung einer weiteren Begegnung der beiden Staatschefs dienen könnte. Eine solche Annahme wird durch Trumps Andeutung, in Alaska handle es sich erst einmal um ein „Feel-out-Meeting“, bestärkt. Deshalb könnte es sein, dass das Gipfeltreffen zunächst ohne konkrete Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg bleiben könnte.
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