Attentat auf Charlie Kirk erinnert USA an die Ermordung Martin Luther Kings

Nach dem Attentat auf den 31-jährigen konservativen Influencer Charlie Kirk auf dem Campus der Utah Valley University am 10. September ist in den USA eine heftige öffentliche Debatte um die politische Kultur des Landes entbrannt. Im Kapitol kam es zum Tumult. Herrscht ein ähnliches politisches Klima in Deutschland?
Titelbild
Auch auf dem Weißen Haus hängen die Flaggen auf halbmast: Charlie Kirk wurde am 10. September 2025 während einer Rede an der Utah Valley University erschossen.Foto: Anna Moneymaker/Getty Images
Von 11. September 2025

Der amerikanische Journalist Erik Kirschbaum kommt in Welt-TV zu dem Schluss: „Amerika ist ein Pulverfass“. Richtig ist: An dem Mordfall wird die Verletzlichkeit der amerikanischen Demokratie sichtbar. Seit mindestens zehn Jahren kommt in der ältesten modernen Demokratie die Spaltung zwischen den beiden Großparteien, Republikaner und Demokraten, Jahr für Jahr immer deutlicher zum Vorschein.

Spätestens seit der von Donald Trump angezweifelten Wahl des Demokraten Joe Biden zum Präsidenten im Jahr 2020 stehen sich beide politischen Machtblöcke unversöhnlich gegenüber.

Bürgerkrieg: Von der Fiktion zur Realität?

Diese anhaltende Spannung hat sich im ganzen Land breitgemacht. Allerorten ist ein deutlicher Vertrauensverlust in das politische System spürbar. Vergangenes Jahr kam ein Film in die Kinos, der diese Spannung fiktiv thematisierte. Der Titel: „Civil War“ (Bürgerkrieg). Die Geschichte des Actionfilms spielt durch, was geschehen könnte, wenn sich ein Präsident verfassungswidrig verhalten würde. Zwei politische Lager bewaffnen sich und ziehen jeweils Teile der US-Streitkräfte auf ihre Seite. Könnte die Fiktion irgendwann zur Wirklichkeit werden?

Politische Morde haben in den USA eine gewisse Tradition. Am bekanntesten ist das Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy (Demokrat) im November 1963 in Dallas. Auch auf den derzeitigen Präsidenten Donald Trump (Republikaner) wurden bereits mehrere Attentatsversuche unternommen: Im Wahlkampf 2024 traf eine Kugel Trump damals ans Ohr. Im September 2024 vereitelte der Secret Service in Trumps Golfklub in Florida einen weiteren Attentatsversuch. Nun das tödliche Attentat auf den Trump-Unterstützer Charlie Kirk. Waren es in den 60-Jahren Demokraten, die buchstäblich ins Fadenkreuz von hasserfüllten politischen Gegnern gerieten, sind es nun Republikaner.

Trump: „Die radikalen Linken“

Und so klagte Präsident Trump in einem vierminütigen Video über die „radikale Linke“, die mit ihrer „überhitzten Rhetorik direkt verantwortlich“ sei „für den Terrorismus, den wir heute in unserem Land erleben“. Charlie Kirk war in sozialen Medien ein einflussreicher Unterstützer der Politik Trumps. Ihm wird nachgesagt, dass er unter jungen Wählern entscheidend zum Comeback Trumps ins Weiße Haus beigetragen habe. Kurz vor dem Attentat verteilte er rote Baseballmützen mit dem Trump-Slogan „Make America Great Again“.

An dieser Stelle wird ein Video von Youtube angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um das Video anzusehen.

„Seit Jahren vergleichen radikale Linke wunderbare Amerikaner wie Charlie mit Nazis und den weltweit größten Massenmördern und Kriminellen“, sagte Trump weiter. Diese Rhetorik müsse sofort aufhören. Trump bezeichnete Kirk als „Patriot, der sein Leben der Sache der offenen Debatte und dem Land, das er so sehr liebte, den Vereinigten Staaten von Amerika, gewidmet“ hat.

Und weiter: „Er kämpfte für Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und das amerikanische Volk. Er ist ein Märtyrer für Wahrheit und Freiheit“, lobte Trump den ermordeten Influencer. Und er kündigte an: „Meine Regierung wird alle finden, die zu dieser Gräueltat und jeder anderen Form von politischer Gewalt beigetragen haben.“ Dabei mutmaßte er auch über „Organisationen, die diese finanzieren und unterstützen“. Zudem ordnete er an, dass im ganzen Land die Flaggen auf halbmast gesetzt werden.

Kapitol in Aufruhr

Wie tief die Gräben zwischen Demokraten und Republikanern inzwischen ausgehoben sind, wurde unmittelbar nach Bekanntwerden des Attentats im Kapitol deutlich. Mehrere US-Medien, darunter die Washingtoner Zeitung „The Hill“, berichteten, dass es im Repräsentantenhaus zum Tumult kam, als die republikanische Abgeordnete Lauren Boebert aus Colorado darum bat, ein stilles Gebet zu sprechen.

„Gibt es jemanden, der uns in einem Moment des Gebets für Charlie und seine Familie anführen könnte?“, fragte sie. Darauf sei laut „The Hill“ „Stöhnen“ in den Reihen der Abgeordneten zu hören gewesen und jemand habe laut „Nein!“ gerufen. Die republikanische Abgeordnete Anna Paulina Luna aus Florida habe „zurückgeschrien“. Es sei „zu einem mehrere Sekunden andauernden Hin und Her“ gekommen.

Der „normalerweise ruhige“ Vorsitzende (Speaker) Mike Johnson habe geschrien und mit seinem Hammer aufs Pult geschlagen: „Das Haus wird zur Ordnung gerufen!“ Bevor er sich an das Plenum wandte, habe Johnson politische Gewalt verurteilt: „Was passiert ist, ist abscheulich. Politische Gewalt ist in der amerikanischen Gesellschaft nur allzu häufig geworden, und das entspricht nicht unserem Wesen. Es verstößt gegen die Grundprinzipien unseres Landes, unser jüdisch-christliches Erbe, unsere Zivilgesellschaft, unsere amerikanische Lebensweise, und es muss aufhören“, sagte Johnson laut der Zeitung später gegenüber Reportern.

US-Medien: „Eine Nation, die wütend ist“

In den USA wird in zahlreichen Medien darüber sinniert, welche Folgen das Attentat für die amerikanische Gesellschaft haben könnte. Als Beispiel sei das Leitmedium „CNN“ angeführt. Der Sender nennt die Ermordung von Kirk „eine nationale Tragödie in einem polarisierten Amerika.“ Und bezeichnet das Attentat als „einen erschreckenden Angriff auf die Meinungsfreiheit und die Demokratie – die einzigen Bollwerke gegen einen beschleunigten Abstieg in sich selbst perpetuierender politischer Gewalt“. CNN sieht weiterhin eine Gefahr darin, „dass der jüngste Mord an einer politischen Persönlichkeit in den USA unbekannte Folgen in einer Nation haben wird, die wütend ist und sich bereits mit einer zerrütteten politischen Ära konfrontiert sieht.“

In diesem Zusammenhang erinnert der TV-Sender an den einstigen Senator Robert Kennedy (Demokrat), Bruder des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy. Dieser sagte in seiner Rede am 4. April 1968 zur Ermordung des Baptisten-Pastors Martin Luther King:

Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Spaltung; was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Hass; was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Gewalt oder Gesetzlosigkeit, sondern Liebe und Weisheit und Mitgefühl füreinander und ein Gefühl der Gerechtigkeit denen gegenüber, die in unserem Land noch immer leiden, egal ob sie weiß oder schwarz sind.“

[etd-related posts=“5242061″]

„Eine Plage, die uns verzehren wird“

Der Sender kommt zu dem Schluss: „Kennedys Worte könnten auch auf die politischen Spaltungen von heute zutreffen. Seine Rede ist rückblickend umso ergreifender, als er selbst zwei Monate später ermordet wurde.“

Eine Möglichkeit, die derzeitige politische Spannung wieder abzubauen, bestünde darin, „dass hochrangige Führer der Republikaner und Demokraten gemeinsam Solidarität bekunden“. Doch der Sender bleibt skeptisch: „Aber in einer Zeit, in der jede Seite der anderen vorwirft, Gewalt zu schüren, ist das unvorstellbar.“

David Axelrod, der namhafte einstige politische Berater von Barak Obama, macht sich ebenfalls in einem X-Post Sorgen: Unabhängig von der politischen Einstellung eines jeden Einzelnen „ist die grausame Ermordung von Charlie Kirk bei einer öffentlichen Veranstaltung auf einem Universitätscampus eine unbeschreibliche Tragödie für seine Familie, aber auch für unser Land. Wenn wir nicht umkehren, wird die Eskalation der politischen Gewalt zu einer Plage, die uns verzehren wird“.

Was vertrat Charlie Kirk?

Der konservative Influencer hatte in dem namhaften sozialen Netzwerk X 5,5 Millionen Follower. Auf Instagram kam er auf 8 Millionen Follower. Laut dem katholischen Kölner „Domradio“ kritisierte Kirk „die Gender-Ideologie, Schwangerschaftsabbrüche, warb für das traditionelle Familien-Bild“ und für freien Waffenbesitz. Mit Vertretern der katholischen Kirche habe er „über den richtigen Weg zum Glauben“ diskutiert. „Das Wichtigste sei, dass die Menschen zu Jesus finden, die Kirche wolle sie aber zum Katholizismus bringen, kritisierte er aus evangelikaler Perspektive“, schreibt „Domradio“ in einem Beitrag auf seiner Website. Für das politisch linke Amerika galt er damit jedoch als politisch rechts bis rechtsextrem.

[etd-related posts=“5242276″]

Ein politisches Klima, das wir auch in Deutschland haben?

Der Kolumnist Gunnar Schupelius wies am 11. September in „Welt-TV“ darauf hin, dass der Mord in einem „Klima extremer politischer Polarisierung“ geschehen sei, ein Klima, „das wir auch in Deutschland haben“. Der Mord sei ein Zeichen für die Stimmung, die an den amerikanischen Universitäten herrsche: eine „Stimmung der Intoleranz. Hier wird Hass geschürt auf alles, was als konservativ und rechts eingestuft wird“, so Schupelius.

„Wenn wir mal nach Deutschland schauen, dann ist dies hier ja ganz genauso“, glaubt der Kolumnist, schränkt jedoch ein: „Vielleicht nicht so ausgeprägt wie in den USA“. Aber auch in Deutschland sei es so, „dass Konservative an den Universitäten nichts mehr zu sagen haben“. Er befürchtet: „Wir sind auch hier kurz vor der Gewalt an den Universitäten.“ Er warnt vor der „Hegemonie der Linken an den Universitäten“ und hält das Thema für gravierend. Der Mord an Kirk sei „für uns alle ein Signal, ein Symbol für die Zuspitzung der politischen Lage an den Universitäten und im ganzen Land“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion