Bomben, Schüsse, Molotows: Kanadische Theater während Shen-Yun-Welttournee bedroht

Das Thema transnationale Repression erfährt wachsende Dringlichkeit im Westen. Die G7 versprachen, den Versuchen der Kontrolle und Einschüchterung autoritärer Staaten wie China entgegenzutreten. Auch das New Yorker Tanzensemble Shen Yun ist davon betroffen. Kanadische Theater in drei Provinzen berichten von Gewaltandrohungen, inklusive mit Bomben und Molotowcocktails.
Titelbild
Shen-Yun-Vorstellung im National Arts Centre in Ottawa am April 20, 2025.Foto: NTD
Von 11. Juli 2025

In Kürze:

Bombendrohungen gegen kanadische Theater, KPCh unter Tatverdacht

Transnationale Repression: G7 versprachen, dem entgegenzutreten

Getanzter Protest gegen die „größte Diktatur der Welt“


 

„Wir haben Molotowcocktails und Gewehre vorbereitet“, hieß es in einer Droh-E-Mail mit einem chinesischen Absender, die das Queen Elizabeth Theatre in Vancouver am 30. März dieses Jahres erhielt – kurz bevor eine Reihe von Aufführungen des New Yorker Tanzensembles Shen Yun Performing Arts beginnen sollte.

„Wir werden am Tag der Aufführung von Shen Yun als Zuschauer hereinkommen“ drohte der Absender – und dann werde man „Waffen ziehen und auf die Schauspieler schießen“. Man werde auch „Molotowcocktails in Richtung Bühne werfen“, so hieß es in einer E-Mail, die auf Irisch-Gälisch verfasst war.

Die Royal Canadian Mounted Police erklärte bezüglich der Drohung: „Die RCMP nimmt Bedrohungen der Sicherheit von in Kanada lebenden Personen sehr ernst und möchte allen versichern, dass unser Hauptaugenmerk jederzeit auf der Sicherheit und dem Schutz der Öffentlichkeit liegt“, versicherte die Polizeibehörde, die sowohl auf Bundes- als auf Provinzebene tätig ist, gegenüber der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times.

Bildschirmfoto einer E-Mail an Vancouver Civic Theatres, die das Queen Elizabeth Theatre verwalten. Vorsichtshalber wurden im Theater die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, und die Polizei plante vor jeder Vorstellung, Suchhunde zum Einsatz zu bringen. Foto: bereitgestellt

Der Tag kam, die Aufführung kam, und alle verliefen vom 9. bis 13. April ohne Zwischenfälle.

Shen-Yun-Tänzerinnen während einer Aufführung. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shen Yun Performing Arts

Bombendrohung mit System

In Kanada waren es Theater in drei Provinzen, die in diesem Jahr von Gewaltandrohungen betroffen waren: in Vancouver (British Columbia), in Montreal (Quebec), sowie in Mississauga und Kitchener (Ontario). In Calgary (Alberta), gab es keine Bombendrohung, aber Parolen wurden an die Türen der Konzerthalle und auf dem Boden im Eingangsbereich geschmiert. Eine vermummte Gestalt wurde gesehen, konnte jedoch unerkannt entkommen.

Am 19. März, zwei Tage vor Beginn der Aufführungen in Mississauga, bekam das dortige Living Arts Centre eine E-Mail in tschechischer Sprache. Der Name des Absenders auf Chinesisch hieß übersetzt „Für das Land kämpfen“. Die E-Mail drohte: „Ich habe eine Menge Sprengstoff im Theater platziert.“ Es erging die Forderung, man solle alle Shen-Yun-Aufführungen absagen und bis zum nächsten Nachmittag eine Erklärung abgeben, sonst würde das Kulturzentrum in die Luft gesprengt.

Vier Minuten später, um 0:48 Uhr Ortszeit, erhielt das Theater Centre In The Square im nahegelegenen Kitchener eine identische E-Mail vom gleichen Absender. Shen Yun sollte dort eine Woche später, am 27. März, auftreten. Um die Sicherheitsprotokolle einzuhalten, informierten beide Theater die örtliche Polizei. Eine Untersuchung durch die Waterloo Regional Police folgte. In beiden Städten kamen die Behörden zu dem Schluss, dass die Drohungen nicht glaubwürdig seien. Die Veranstaltungen verliefen reibungslos.

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Seit seiner Gründung 2006 hat Shen Yun fast 160 Versuche dokumentiert, Aufführungen zu verhindern – mal durch Desinformationskampagnen in westlichen Medien und mal durch Bombendrohung sowie angedrohte Morde oder Vergewaltigungen. Reifen von Tourbussen wurden angeritzt, um möglichst einen Unfall auf der Autobahn zu provozieren.

Tänzerinnen von Shen Yun Performing Arts proben eine klassische chinesische Tanzroutine im Shen-Yun-Hauptsitz in Orange County in New York. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shen Yun Performing Arts

Mit Tanz gegen die „größte Diktatur der Welt“

Für Shen Yun besteht kein Zweifel, wer hinter den Aktionen steckt. Das Ensemble erklärt auf seiner Website, ein Unternehmen der darstellenden Künste zu sein, welches „sich der größten Diktatur der Welt entgegen[stellt]“. Und tatsächlich: Auch die chinesischen Botschaften und Konsulate in Dutzenden Ländern zeigten sich im Kampf gegen Shen Yun bestrebt, wirtschaftlichen Druck oder diplomatische Interventionen auszuüben.

So wie in Lettland im November 2024. Das Dailes Theater in der Hauptstadt Riga erhielt unerwartet einen neunseitigen Brief von der chinesischen Botschaft – zwei Monate vor den Aufführungen von Shen Yun dort. Das Theater wurde aufgefordert, die Ausrichtung der Aufführungen zu „überdenken“. Der Direktor des Theaters reagierte nicht auf den Brief und erklärte, dass es „absolut inakzeptabel“ sei, dass eine ausländische Botschaft darüber entscheiden wolle, was für das lettische Publikum „geeignet“ sei.

Die Aufführung am 5. Januar 2025 fand statt – Shen Yuns Debüt in einer ehemaligen Sowjetrepublik. Die Vorstellung war bereits frühzeitig ausverkauft, die Zuschauer waren begeistert.

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„China vor dem Kommunismus“

Auf Plakaten, Flyern und Werbevideos von Shen Yun wird erklärt, dass die Zuschauer in den Vorstellungen ein anderes China zu Gesicht bekommen werden, ein „China vor dem Kommunismus“. Durch Tanz und Musik beabsichtigen die Künstler, 5.000 Jahre traditionelle chinesische Kultur Revue passieren zu lassen.

Die Ersten Tänzer und Tänzerinnen William Li (l.), Angelia Wang (M.) und Marilyn Yang von Shen Yun. Foto: Epoch Times

Laut der Website des Ensembles finden die Künstler von Shen Yun ihre Inspiration und Kraft in der „spirituellen Disziplin, die Falun Dafa heißt“ – eine Reihe meditativer Übungen, kombiniert mit einer moralischen Lehre, die auf den Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht basiert.

Bei Shen Yun streben die Künstler danach, ihre Fähigkeiten und ihren moralischen Charakter zu verfeinern. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shen Yun Performing Arts

Allerdings wird Falun Dafa, oder auch Falun Gong genannt, von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) seit über 25 Jahren verfolgt. Von Haft und Zwangsarbeit, Folter, Mord und Organraub an Lebenden wird berichtet.

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Der damalige chinesische Staatschef, Jiang Zemin, begann im Jahr 1999 eine brutale Verfolgungskampagne – vermutlich aufgrund der wachsenden Popularität der Meditationsbewegung und dem Gegensatz der spirituellen Grundsätze von Falun Gong zur atheistischen Kampfideologie der KPCh. Auch viele der Shen-Yun-Künstler haben in ihren Familien Erfahrungen mit der Staatsgewalt in China gemacht.

3. Dezember 2024, Middletown, New York – Shen-Yun-Tänzerin Ellie Rao hält ein altes Foto ihrer Eltern in den Händen. Ihr Vater Zhuoyuan Rao wurde in China verhaftet, als sie vier Jahre alt war – wegen seines Glaubens an Falun Gong. Wenige Wochen später war er tot. Foto: Samira Bouaou/Epoch Times

Kanada: Kein isolierter Fall von Einschüchterungen

Sue Zhang, Koordinatorin des Shen-Yun-Veranstalters in Vancouver, zeigte sich angesichts der Zunahme von Drohungen gegen das Kunstensemble besorgt. Zhang sagte, sie glaube, „diese Drohungen gegen Shen Yun seien Teil der Eskalation der transnationalen Repression gegen Falun Gong“ durch Peking.

Die Epoch Times erfuhr im vergangenen Jahr aus zwei Quellen, dass Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im Jahr 2022 in einem geheimen Treffen mit hochrangigen Funktionären eine neue internationale Strategie gegen Falun Gong angewiesen hatte. Den Informanten zufolge bemängelte Xi, dass die bisherigen Bemühungen, Falun Gong im Ausland zu unterdrücken, im Wesentlichen gescheitert seien.

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Besorgt zeigte sich auch der konservative kanadische Abgeordnete Garnett Genuis von den Drohungen gegen Shen Yun. „Es ist beunruhigend zu hören, dass es Drohungen gegen Shen Yun gibt“, so der Parlamentarier, der die kanadische Regierung aufforderte, mehr zu tun, um die transnationale Repression in Kanada zu bekämpfen.

Unter transnationaler Repression versteht man die verschiedenen Methoden autoritärer Regime, ihre Kritiker auch über Grenzen hinweg zum Schweigen zu bringen. Dies zeigt sich etwa durch Versuche der Kontrolle und Einschüchterung.

Falsche Identitäten sollen Verwirrung stiften

Auch mit falschen Identitäten wird gearbeitet. Anfang Dezember 2024 erhielt ein kanadischer Parlamentarier, der Shen Yun öffentlich unterstützt hatte, eine E-Mail von jemandem, der behauptete, ein ehemaliger Shen-Yun-Tänzer zu sein. Laut einem Vorfall-Tracker des Falun Dafa Information Center enthielt die E-Mail Berichte über angebliche Überlastungen und Traumata während ihrer oder seiner Zeit bei dem Ensemble. Der Politiker zweifelte an der Echtheit der E-Mail.

Am selben Tag erhielt auch ein schwedischer Parlamentarier, der Shen Yun ebenfalls öffentlich gelobt hatte, eine ähnliche Nachricht – von einer anderen E-Mail-Adresse und unterzeichnet von einer anderen Person. Wie Shen Yun später in beiden Fällen bestätigte, gibt es keine ehemaligen oder aktuellen Künstler bei Shen Yun mit diesen Namen.

In den Jahren 2010 und 2011 erhielten die Northern und Southern Alberta Jubilee Auditorien in Edmonton und Calgary E-Mails, in denen sich Personen als Falun-Gong-Praktizierende ausgaben. Dies geht aus einem Bericht über ausländische Einmischung und Unterdrückung von Falun Gong in Kanada hervor, der der Foreign Interference Commission des kanadischen Parlaments aus dem Jahr 2024 vorgelegt wurde.

In dem Bericht heißt es, diese E-Mails hätten einen „drohenden Ton“ gehabt und sowohl den Theatermanager als auch den Kulturminister der Provinz Alberta beschuldigt, „bösartig“ zu sein, wenn sie Shen Yun nicht unterstützten. Außerdem hieß es, dass diejenigen, die sich der Show widersetzten, „bestraft“ würden.

„Das Ziel dieser E-Mails bestand offenbar darin, Falun-Gong-Praktizierende als irrational, fanatisch und unausgeglichen darzustellen und Feindseligkeit zwischen ihnen und den E-Mail-Empfängern zu schüren, um die Gruppe und ihre Aktivitäten zu diskreditieren“, heißt es in dem Bericht.

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Gemeinsame Erklärung der G7-Staatschefs

Bei dem G7-Treffen am 17. Juni im kanadischen Kananaskis in der Provinz Alberta sprachen sich die Staats- und Regierungschefs gegen transnationale Repression aus. Sie versprachen, der Verfolgung von Dissidenten, Journalisten, Menschenrechtsverteidigern, religiösen Minderheiten und Angehörigen der Diaspora durch ausländische Staaten und deren Stellvertreter entgegenzutreten.

Die G7 verurteilten in einer Erklärung alle Formen solcher Repressionen, darunter den Einsatz von Spionagesoftware zu Überwachungszwecken, Verleumdungskampagnen mit der Absicht, ihre Zielgruppen zu diskreditieren oder auch die Androhung oder Anwendung physischer Gewalt.

Die Epoch Times ist ein langjähriger Medienpartner von Shen Yun Performing Arts.

Der Artikel basiert auf „From Bomb Threats to Smear Campaigns: How Beijing Targets a US Dance Company in Canada“ von Carolina Avendano, erschienen bei theepochtimes.com.



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