China baut Partnerschaften mit Lateinamerika aus

Der Zollstreit zwischen China und den USA hat sich vorübergehend etwas abgekühlt. Peking hat noch weitere Handelspartner im Visier – wie Lateinamerika.
Xi kündigte fünf Kooperationsprogramme mit Lateinamerika und der Karibik an.
Chinas Staatschef Xi Jinping kündigte fünf Kooperationsprogramme mit Lateinamerika und der Karibik an.Foto: Johannes Neudecker/dpa
Epoch Times15. Mai 2025

Peking will seinen Handel mit der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (CELAC) weiter ausbauen. Staats- und Parteichef Xi Jinping sagte zur Eröffnung des China-CELAC-Forums in Peking am Dienstag, 13. Mai, China werde unabhängig von Veränderungen in der Welt immer ein „guter Freund und Partner“ der Region sein.

Sein Land wolle die Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik in Infrastruktur, Rohstoffen und Nahrungsmitteln sowie 5G-Technologie und Künstlicher Intelligenz verstärken.

China verschafft sich Vorteile in Lateinamerika

Die USA sind noch der wichtigste Handelspartner der Region, dicht gefolgt von China. 2024 betrug das Handelsvolumen laut Peking 518,4 Milliarden US-Dollar (heute rund 466,8 Milliarden Euro).

Durch die neuen US-Zölle stehen viele Länder der Region vor der Frage, ob sie sich eher Peking oder Washington zuwenden. Seit April 2025 erheben die USA einen pauschalen Zollsatz von 10 Prozent, der auch für die meisten lateinamerikanischen Staaten gilt. Gegen Kuba und Venezuela bestehen spezifische Sanktionen, die über Zölle hinausgehen. Der chinesische Staatschef rief zu einer gemeinsamen Front gegen die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf.

Xi erklärte bei seiner Rede, es gebe keine Gewinner bei Zollkriegen oder Handelskriegen. „Schikane und Hegemonie führen nur zur Selbstisolation.“ Er kündigte Kredite in Höhe von 8,3 Milliarden Euro für die „Entwicklung“ der Länder Lateinamerikas und der Karibikregion an. Vor Ort waren unter anderem der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und der kolumbianische Präsident Gustavo Petro.

Kolumbien, Ecuador und Peru setzten mit ihren Agrarprodukten stark auf den US-Markt und suchen aber nun neue Absatzmöglichkeiten. Die Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) orientieren sich verstärkt nach China, das ein großer Abnehmer von Agrarprodukten ist, aber auch nach Japan und zur EU.

Bilaterale Abkommen über Neue Seidenstraße

Die CELAC wurde 2010 in Mexiko ins Leben gerufen. Das Gründungstreffen fand am 2. und 3. Dezember 2011 in Caracas, Venezuela, statt. Als einer der wichtigsten Impulsgeber galt der 2013 verstorbene venezolanische Staatschef Hugo Chávez, der Mao Zedong „bewunderte“. Chávez baute gezielt die politischen Beziehungen Venezuelas zu China aus.

Bis 2024 schlossen sich 22 von 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik Chinas Belt and Road Initiative (BRI), der Neuen Seidenstraße, an: Argentinien, El Salvador, Costa Rica, Peru, Chile, Bolivien, Venezuela, Uruguay, Kuba, Jamaika, Guyana, Grenada und Nicaragua.

Mexiko und Argentinien, die größten Volkswirtschaften des Kontinents, haben bislang kein offizielles BRI-Abkommen unterzeichnet. Panama zog sich als erstes Land in diesem Jahr aus seinem Vertrag zurück.

Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) investiert auch in Lateinamerika massiv in Infrastrukturprojekte wie Häfen, Verkehrswege und Energieversorgung. Begehrt sind die Rohstoffe Lateinamerikas, darunter die Lithiumvorkommen in Chile. Aus Brasilien kauft China verstärkt Sojabohnen.

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Ähnlich agiert Peking in Afrika, das mittlerweile als „zweiter Kontinent Chinas“ gilt. Dort investierte China Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur, was zu hohen Verschuldungen der Staaten führt.

Was China in Lateinamerika erreichen will

Wie in Afrika will die KPCh ihre politische und wirtschaftliche Macht ausdehnen. Sie sucht den Zugang zu den Märkten Lateinamerikas und hat nach eigenen Angaben mehr als 200 Infrastrukturprojekte in der Region umgesetzt werden.

Im Jahr 2000 wickelten zentralamerikanische Staaten noch rund 60 Prozent des Außenhandels mit den USA ab. Seit 2010 sinkt der Anteil der Vereinigten Staaten am lateinamerikanischen Handel relativ – besonders in Südamerika –, weil China stark investiert hat.

In vielen Ländern löste China die USA als wichtigen Exportmarkt ab. Für Brasilien, Chile und Peru sind China schon seit Längerem der wichtigste Markt. Im November erregte Peru Aufmerksamkeit, als Präsidentin Dina Boluarte und Xi den Tiefwasserhafen Chancay einweihten, der von Chinas staatlichem Schifffahrtsunternehmen Cosco betrieben wird.

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Ein großer Konfliktpunkt zwischen den USA und China in Lateinamerika ist der Panamakanal. Nach dem Ausstieg aus der BRI schickte Panama lediglich seinen Botschafter als ranghöchsten Vertreter nach Peking, während Staaten wie Chile, Brasilien und Kolumbien mit großen Delegationen anreisten.

Der rote Drache in Chiles Stromversorgung

Die Kritik an Chinas Vorgehen wächst, da viele BRI-Infrastrukturprojekte ohne ausreichende Berücksichtigung sozialer und ökologischer Folgen geplant oder umgesetzt werden.

Ein Beispiel ist der Coca-Codo-Sinclair-Staudamm in Ecuador, der über 7.600 Risse aufwies und massive Erosionen verursachte. Diese wiederum gefährden eine der wichtigen Ölpipelines des Landes, die für den Export benötigt werden.

Mit „People-to-People“-Programmen lockt die KPCh Lateinamerikaner an und bildet sie in China aus. Einige der Absolventen erhalten anschließend Positionen in ihren Ländern. Auch Akademiker, Journalisten, Politiker und Beamte der Region binden China ein.



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