Dänische Regierungschefin zu Besuch: Streit um Grönlands Zukunft spitzt sich zu

Die Ambitionen der US-Regierung von Präsident Donald Trump, die zum Staatsgebiet von Dänemark gehörige Insel Grönland unter amerikanische Kontrolle zu bringen, haben in Kopenhagen Geschäftigkeit ausgelöst. Am Mittwoch, 2. April, hat Ministerpräsidentin Mette Frederiksen die dortige Hauptstadt Nuuk besucht. Die Visite war eine Reaktion auf den Besuch von US-Vizepräsident JD Vance auf einer US-Luftwaffenbasis auf Grönland wenige Tage zuvor.
Dänemark gelobt Achtung der Rechte der Indigenen
Frederiksen warnte gegenüber Reportern vor einer Übernahme der dünn besiedelten Insel durch die USA. „Grönland gehört den Grönländern“, äußerte die Regierungschefin. Gleichzeitig gelobte sie, ihren Teil dazu beizutragen, dass Dänen und Grönländer in Dänemarks Einflusssphäre gleiche Rechte haben.
Anzuerkennen, dass dies nicht immer der Fall war, hatte in Dänemark einige Zeit in Anspruch genommen. Erst gegen Ende 2022 einigten sich Frederiksen und der damalige grönländische Ministerpräsident Mute Egede auf die Einrichtung einer Untersuchungskommission. Diese soll Verletzungen der Rechte und der Menschenwürde von Ureinwohnern auf Grönland durch die dänische Regierung in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg aufarbeiten.
Diese Geschichte war für die Bewohner der Insel geprägt von Zwangsumsiedlungen, der Schließung bestehender Siedlungen, Benachteiligungen bei Gehältern und im Schulwesen. Im Jahr 1952 erfolgte die Angliederung der früheren Kolonie an das Königreich ohne Referendum. In den 1960er-Jahren gab es „Experimentierkinder“, die zu Zwecken der Assimilation für längere Aufenthalte nach Dänemark geschickt wurden.
Grönland im Visier von Zwangsassimilation und Gesellschaftsexperimenten
Wie der dänische Rundfunk erst vor knapp drei Jahren enthüllte, gab es zudem noch Zwangssterilisationsprogramme gegen Indigene. In der Zeit zwischen 1966 und 1975 bekamen etwa 4.000 Frauen in Grönland, einige von ihnen noch minderjährig, im Rahmen einer Kampagne der dänischen Gesundheitsbehörden ein intrauterines Verhütungsmittel oder eine Spirale eingesetzt.
Dieses Programm betraf etwa die Hälfte der Frauen in gebärfähigem Alter, die auf Grönland lebten. Die Gesundheitsbehörden wollten, so die Begründung, einem „dynamischen Bevölkerungswachstum“ auf der Insel gegensteuern. Damals wies diese 40.000 Einwohner auf – bei einer Fläche von 2,16 Millionen Quadratkilometern. Eine Vertreterin Grönlands sprach im dänischen Parlament mit Blick auf die Praktiken von „Völkermord“.
Noch Ende des vergangenen Jahres gab es in Grönland Demonstrationen gegen die Inobhutnahmepolitik der dänischen Regierung. Während durchschnittlich nur ein Prozent der ethnisch dänischen Kinder davon betroffen sind, sind es 5,6 Prozent der Inuit-Kinder. Laut Statistik leben etwa 15.000 Grönländer in Dänemark, was weniger als 0,5 Prozent der dänischen Bevölkerung ausmacht. Diese sehen sich nach wie vor Bestrebungen zur Zwangsassimilation ausgesetzt.
USA wollen die Insel seit Mitte des 19. Jahrhunderts erwerben
Nun hat Mette Frederiksen in einer Erklärung im Vorfeld ihres Grönlandbesuchs geäußert, sie freue sich auf eine weitere „enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Grönland und Dänemark“. Sie habe „den tiefsten Respekt davor, wie das grönländische Volk und die grönländischen Politiker mit dem großen Druck auf Grönland umgehen“.
Im Rahmen ihres Besuchs traf sie mit dem früheren Badmintonspieler und designierten Premier von Grönland, Jens-Frederik Nielsen, zusammen. Dieser erklärte zu Beginn der Woche, er begrüße den Besuch der Regierungschefin aus Kopenhagen. Dänemark, so Nielsen, bleibe „Grönlands engster Partner“. Am 7. April soll die neue grönländische Regierung ihr Amt antreten.
Grönland liegt geografisch auf dem nordamerikanischen Kontinent. Die USA hatten bereits 1867 und 1946 Kaufangebote für Grönland vorgelegt. Das Land soll eine Vielzahl an unerschlossenen Rohstoffen und Bodenschätzen beherbergen. Neben Gold, Platin, Kupfer, Zink, Nickel, Molybdän und Eisen werden auch Rubine und Diamanten vermutet.
Unabhängigkeit bleibt Ziel – kurzfristig erscheint sie jedoch als nicht erreichbar
Die Infrastruktur für den Abbau ist jedoch kaum vorhanden, die Kosten sind hoch und viele Bergbauprojekte sind politisch umstritten. Grönland gilt zudem als sicherheitspolitisch wichtig, da geopolitische Konflikte in der Arktis auch Nordamerika in Mitleidenschaft ziehen könnten. Auch deshalb hatten die USA dort die 1951 errichtete Pituffik Space Base, ehemals Thule Air Base, militärisch zu nutzen begonnen.
Umfragen zufolge spricht sich eine deutliche Mehrheit der Bewohner der Insel für eine Unabhängigkeit von Dänemark aus. Für eine Zugehörigkeit zu den USA ist jedoch nur ein geringer Teil der Bürger. Die oppositionelle Naleraq-Partei, die für eine besonders schnelle Loslösung von Dänemark eintritt, spricht sich jedoch für eine deutliche Annäherung an Washington aus.
Die neue Regierung beinhaltet zwar auch Befürworter der Unabhängigkeit. Allerdings hatte Nielsen deutlich gemacht, dass diese nicht schnell vonstattengehen werde. Grönland wolle seine Beziehungen zu Kopenhagen stärken, bis die Insel in der Lage sei, sich vollständig in Eigenregie verwalten zu können.
Neue Regierung in Grönland beklagt „Respektlosigkeit“
Auch zu den USA wolle er eine „respektvolle Beziehung“ anstreben. Darunter verstehe er jedoch nicht, „über eine Annexion oder einen Kauf“ Grönlands zu sprechen. Beides hatte US-Präsident Donald Trump zuletzt als Option benannt.
Während seines Besuchs auf einer US-Militärbasis im Norden Grönlands hatte US-Vizepräsident JD Vance Dänemark beschuldigt, keine gute Arbeit bei der Sicherheit der Insel zu leisten. Die USA würden dies effektiver bewerkstelligen. Frederiksen nannte diese Einschätzung „nicht fair“ und erklärte, es sei die Sache der Menschen in Grönland, ihre eigene Zukunft zu bestimmen.
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