Das sollten Sie über den Angriff Israels auf die Hamas in Katar wissen

Israel hat in Katar gezielt Mitglieder der Führungsebene der Hamas angegriffen. Die USA wurden kurz vorher informiert – doch die Warnung des Verbündeten kam zu spät. Die Hamas bezeichnet den Angriff als „gescheitert“. Politiker kritisieren den Angriff weltweit.
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Nach den Explosionen in der Hauptstadt Katars, Doha, am 9. September 2025. Ein israelischer Militärsprecher teilte der AFP mit, dass das Militär am 9. September Luftangriffe auf Doha durchgeführt habe, um hochrangige Führer der palästinensischen Miliz Hamas zu treffen.Foto: Jacqueline Penney/AFPTV/AFP via Getty Images
Von , 10. September 2025

In Kürze:

  • In Doha wurden fünf Hamas-Funktionäre und ein Mitglied des katarischen Sicherheitsdienstes getötet, meldet die Hamas.
  • Die USA wurden kurz vorher von Israel informiert – eine Warnung von Trump an Katar kam jedoch zu spät.
  • Die Hamas bezeichnet den Angriff als „gescheitert“.

 

Die israelische Armee hat am 9. September einen Überraschungsangriff auf Doha in Katar durchgeführt, um mehrere politische Führer der Hamas auszuschalten. Katar hat im anhaltenden Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen die Rolle eines Vermittlers übernommen.

Der israelische Angriff erfolgte zu einem Zeitpunkt, zu dem die Führer der international als terroristische Organisation eingestuften Gruppe den jüngsten Vorschlag der USA prüften. Ziel ist, die Freilassung der Geiseln zu erreichen, welche die Hamas am 7. Oktober 2023 gefangen genommen hatte, und den seither andauernden Kampf im Gazastreifen zu beenden.

Der UN-Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird sich heute in einer Dringlichkeitssitzung mit den israelischen Angriffen in Katar beschäftigen.

Derweil setzte die EU-Kommission ihre Unterstützung für Israel aus. Man werde alle entsprechenden Zahlungen stoppen, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europaparlament in Straßburg. Es solle allerdings keine Auswirkungen für die Arbeit mit der israelischen Zivilgesellschaft oder der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geben. Die EU ist im Umgang mit Israel tief gespalten.

Israels UN-Botschafter Danon sagte: „Es war kein Angriff auf Katar, es war ein Angriff auf die Hamas. Wir sind nicht gegen Katar oder irgendein arabisches Land, wir kämpfen gerade gegen eine Terrororganisation.“

Hamas-Funktionäre in Doha getötet

„Seit Jahren leiten diese Mitglieder der Hamas-Führung die Operationen der Terrororganisation, [sie] sind direkt für das brutale Massaker vom 7. Oktober verantwortlich und haben den Krieg gegen den Staat Israel orchestriert und geleitet“, erklärte das israelische Militär in einer Pressemitteilung vom 9. September.

Kurz nach dem Angriff gab die Hamas eine Stellungnahme ab, in der sie behauptete, dass fünf ihrer Mitglieder getötet worden seien: Jihad Labbad, Hammam Al-Hayya, Abdullah Abdul Wahid, Moamen Hassouna und Ahmed Al-Mamluk. Auch ein Mitglied des katarischen Sicherheitsdienstes, das sie als Cpl. Badr Al-Hamidi identifizierte, sei bei dem Angriff getötet worden. Ein Sohn des höchstrangigen Hamas-Anführers im Ausland, Chalil al-Hayya, sowie dessen Büroleiter, seien darunter.

Die Hamas bezeichnete den Angriff in der katarischen Hauptstadt Doha als „gescheitert“. Kein Mitglied ihres Verhandlungsteams sei dabei getötet worden.

Al-Hayya (auch Al-Haja) ist der höchste Hamas-Führer im Ausland, der die Hamas-Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit Israel um eine Waffenruhe leitet. Al-Haja hielt sich die meiste Zeit in Katar auf. Andere höhere Hamas-Funktionäre im Ausland leben ebenfalls zumeist in Katar oder in der Türkei. Israel hatte zuletzt mit Angriffen auf Hamas-Führer im Ausland gedroht.

Epoch Times kann die Opferzahlen des Angriffs nicht unabhängig überprüfen. Seit Jahren unterhält die Hamas ein Büro in Doha, ein Teil ihrer politischen Führung lebt außerhalb des Gazastreifens.

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Katar erlaubt der Hamas, in Doha zu arbeiten

Im Zuge ihres Angriffs vom 7. Oktober 2023 töteten die Hamas und andere palästinensische Militante etwa 1.200 Menschen, überwiegend Zivilisten, und entführten 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. Etwa 20 sollen noch am Leben sein.

Während Bewaffnete der Hamas weiterhin im Gazastreifen kämpfen und die Geiseln von einem geheimen Ort zum nächsten bringen, versuchen die Unterhändler der Hamas in Doha, die verbleibenden Geiseln gegen Hunderte Palästinenser auszutauschen, die in Israel mit Anklagen des Terrorismus inhaftiert sind. Außerdem fordern sie ein Ende der Kämpfe, den Rückzug Israels aus dem Gazastreifen und mehr humanitäre Hilfe für das Gebiet.

Die Regierung Katars, die die Hamas nicht als Terrororganisation eingestuft hat, erlaubt der Gruppe, weiterhin in ihrer Hauptstadt Doha zu operieren. Im Verlauf des anhaltenden Konflikts im Gazastreifen bot die Regierung Katars an, bei den Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel zu vermitteln.

Ägypten und die USA fungierten ebenfalls als zwei der drei wichtigsten Vermittler in den Verhandlungen. Katar spielt eine Schlüsselrolle bei der Stationierung von US-Streitkräften in der Region.

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USA wurden kurz vorher informiert – Warnung von Trump kam zu spät

In einem Beitrag auf Truth Social am Dienstagnachmittag sagte Trump, dass der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Entscheidung über den Angriff auf Doha getroffen habe. Er selbst habe keinen Einfluss auf diese Angelegenheit gehabt.

„Einseitige Bombardierungen in Katar, einem souveränen Staat und engen Verbündeten der USA, der sich sehr engagiert und mutig mit uns für den Frieden einsetzt, bringen weder Israel noch Amerika ihren Zielen näher“, schrieb Trump. „Die Eliminierung der Hamas, die vom Elend der Menschen in Gaza profitiert hat, ist jedoch ein lohnenswertes Ziel.“

Israels Premierminister Netanjahu veröffentlichte ebenfalls eine Erklärung. „Israel hat ihn initiiert, Israel hat ihn durchgeführt, und Israel übernimmt die volle Verantwortung“, schrieb er in einem Beitrag auf X. „Die Tage, an denen Terroranführer an irgendeinem Ort der Welt Immunität genossen haben, sind vorbei“, sagte Netanjahu.

In seinem Truth Social-Post sagte Trump, dass er, sobald er über den israelischen Angriff informiert worden war, sofort den Sonderbeauftragten Steve Witkoff beauftragt habe, „die Katarer über den bevorstehenden Angriff zu informieren, was er auch tat, leider jedoch zu spät, um den Angriff noch zu verhindern.“

Trump fügte an, er habe inzwischen mit katarischen Führern gesprochen und ihnen „versichert, dass so etwas auf ihrem Boden nicht wieder passieren wird“. Außenminister Marco Rubio sei angewiesen, das „Verteidigungskooperationsabkommen mit Katar abzuschließen“.

Hamas sollte Vorschlägen zustimmen

Der israelische Angriff auf Doha erfolgte, kurz nachdem US-Vertreter den neuesten Vorschlag der Trump-Regierung zur Beendigung des Gaza-Konflikts überbracht hatten.

Am 7. September schrieb Trump auf Truth Social, Israel habe die Bedingungen bereits akzeptiert. Nun sei es an der Zeit, dass die Hamas dasselbe tue. „Ich habe die Hamas vor den Folgen einer Ablehnung gewarnt. Dies ist meine letzte Warnung, es wird keine Weitere geben!“, schrieb Trump. Die konkreten Inhalte des Vorschlags wurden bislang nicht veröffentlicht.

Am selben Tag erklärte die Hamas, sie sei weiterhin offen für ein Abkommen, das zu einem dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen, einem vollständigen Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem umkämpften Gebiet, der bedingungslosen Einreise humanitärer Hilfe und einem Gefangenenaustausch führen würde.

Nach dem Angriff am 9. September in Doha hieß es von der Hamas, Netanjahu habe kein ernsthaftes Interesse an einem Abkommen: „Der Angriff auf die Verhandlungsdelegation, während sie über den jüngsten Vorschlag von US-Präsident Donald Trump diskutierte, bestätigt zweifelsfrei, dass Netanjahu und seine Regierung keine Abkommen erzielen wollen.“

Auch Majed Al-Ansari, Sprecher des Außenministeriums von Katar, verurteilte den Angriff. Er nannte ihn einen „eklatanten Verstoß gegen alle internationalen Gesetze und Normen“ sowie „eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Katarer und Einwohner Katars“. Das schrieb er in einer Presseerklärung, die auf X veröffentlicht wurde.

Politiker kritisieren den Angriff weltweit

Politiker aus aller Welt äußerten am 9. September Kritik an dem israelischen Angriff. Der Außenminister von Saudi-Arabien nannte ihn einen Akt „brutaler israelischer Aggression“ und verurteilte „die eklatante Verletzung der Souveränität des Staates Katar“.

Jordaniens König Abdullah II. bekundete ebenfalls Solidarität mit Katar. Er erklärte, der regierende Monarch Katars, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, habe die volle Unterstützung Jordaniens, um die „Sicherheit, Stabilität und Unversehrtheit seines Landes und seiner Bürger“ zu gewährleisten.

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Neben dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz verurteilten auch der britische Premierminister Keir Starmer, der kanadische Premierminister Mark Carney und der französische Präsident Emmanuel Macron den Angriff in separaten Erklärungen.

Reaktionen aus dem US-Senat

Reaktionen der US-Abgeordneten auf den Angriff auf Doha waren gemischter Natur. Der republikanische Senator James Lankford, Mitglied des Geheimdienstausschusses des Senats, erklärte gegenüber der Epoch Times: „Die Israelis haben sehr, sehr deutlich gemacht, dass sie nach den Führern der Hamas suchen, egal ob sie sich in Teheran oder in Gaza-Stadt verstecken. Und sie werden Leute angreifen, die versuchen, Israelis zu töten.“

Senator Mark Kelly, Demokrat und Mitglied des Senatsausschusses für Streitkräfte und des Senatsausschusses für Nachrichtendienste, sagte gegenüber Reportern, er sei sich nicht sicher, wer bei dem Angriff in Doha getötet worden sei.

Er betonte jedoch, dass zwischen Hamas-Unterhändlern und Hamas-Kämpfern zu unterscheiden sei. Die gezielte Bekämpfung von Hamas-Unterhändlern sei „etwas anderes […] als die Verfolgung von Personen, die operativ als Terroristen tätig sind“. Die Demokratin aus Arizona bezeichnete den Angriff auf Katar generell als „ziemlich aggressive“ Maßnahme Israels.

Mit Material der Agenturen

Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „What to Know About the Israeli Strike Targeting Hamas Leaders in Qatar“. (deutsche Bearbeitung ks)



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