Dealmaker auf Reisen: Erkenntnisse von Trumps Golf-Trip

Drei Hauptstädte in vier Tagen. Märchenhafter Reichtum, soweit das Auge schweift. Trump am Persischen Golf. So präsentieren die weltweit ausgestrahlten Fernsehbilder den amerikanischen Präsidenten auf seiner ersten offiziellen Staatsreise in seiner zweiten Amtszeit.
Mit ihm sitzt bekanntermaßen ein Geschäftsmann im Weißen Haus. Deshalb kümmert sich nicht ein angelernter Wirtschaftsminister und auch kein ideologisches Parteiprogramm um das „Ankurbeln“ der amerikanischen Wirtschaft, sondern der Präsident persönlich. Und deshalb läuft’s. Für die amerikanischen Firmen und für die Arbeiter. Das ist das Signal, das er an seine Wähler zu Hause sendet. Er beweist, dass er eines seiner wichtigsten Wahlversprechen einhält. Welche Erkenntnisse kann man als Beobachter aus dieser Reise von Donald Trump noch ziehen?
Syrien: Aussöhnung mit Ex-Terrorist
Am Rande der Geschäfte im Wert von zwei Billionen Dollar – gewissermaßen beiläufig – wurde plötzlich das Undenkbare Wirklichkeit: Der US-Präsident begrüßte am 14. Mai während seines Besuchs in der saudischen Hauptstadt Riad den neuen syrischen Machthaber Ahmad al-Sharaa.
Dieser hatte im Dezember mit seiner Rebellenarmee das Regime des langjährigen syrischen Diktators Bashar al-Assad gestürzt. Zuvor hatte al-Sharaa zeitweise einen Ableger der islamistischen Terror-Organisation al-Qaida geführt und Amerikaner bekämpft und getötet. Bis zu seiner Machtergreifung in Damaskus hatten die USA deshalb ein Kopfgeld auf seine Ergreifung beziehungsweise Tötung ausgesetzt: 10 Millionen Dollar.
Nun totale Kehrtwende. Laut Presseberichten sei Trump vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan überredet worden, sich mit al-Sharaa zu treffen. Mittels Dolmetscher habe das Gespräch 37 Minuten gedauert. Ergebnis: Trump kündigte an, seine Regierungsmannschaft werde prüfen, welche Möglichkeiten es für eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien gebe.
Konkret nannte er die Aufhebung der Sanktionen, die Syrien derzeit vom internationalen Finanzsystem abschneiden. Damit wird beispielsweise das Engagement von humanitären Hilfsorganisationen ermöglicht und ausländische Investitionen und Handel werden gefördert.
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Auch Vorteil für Deutschland
Anders als noch bei den beiden Treffen der vormaligen deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit al-Sharaa im Januar und im März erheben die Amerikaner offenbar für die Annäherung keine Vorbedingungen. Für Deutschland ermöglicht Trumps Entspannungsdiplomatie gegenüber Syrien zudem ganz konkret, syrische „Schutzsuchende“ überzeugender als bisher dazu zu ermutigen, in ihr Heimatland zurückzukehren. In Deutschland leben nach Angaben der Hamburger Onlineplattform „Statista“ 975.000 Syrer, davon 712.000, die als „Schutzsuchende“ registriert sind.
Geschäfte im Wert von 2 Billionen Dollar
Das muss man erst mal hinbekommen: Geschäfte über mehr als 2 Billionen Dollar hat Trump laut Angaben des amerikanischen Finanzmagazins „Forbes“ in den drei reichsten Staaten der Welt ausgehandelt. Die „New York Times“ berichtete am 16. März gar von 4 Billionen Dollar, die Trump als „langfristige Geschäftsabsichten“ angekündigt habe.
Es geht vor allem um die Sparten Rüstungsprojekte, Flugzeugbau und Künstliche Intelligenz (KI). Katar kauft etwa 210 Boeings. Die Emirate investieren 4 Milliarden Dollar in ein Aluminiumschmelzprojekt in Oklahoma. Saudi-Arabien kauft für 142 Milliarden Dollar Waffensysteme und militärische Ausrüstung, um nur einige Beispiele zu nennen.
Besonders interessiert SICH Saudi-Arabien für den KI-Bereich. Der kalifornische Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen, Nvidia, wird 18.000 Chips für KI an das saudische Unternehmen Humain verkaufen. Humain schließt außerdem laut „Forbes“ zudem Verträge mit Global AI, Cisco und Amazon, die eine „KI-Zone“ in Saudi-Arabien aufbauen wollen, darunter KI-Infrastruktur sowie Netzwerke, um ein effizienteres KI-Training zu ermöglichen, gab Humain bekannt.
Mit solchen KI-Größenordnungen ist absehbar, dass Saudi-Arabien – und wohl auch die anderen Golfstaaten – „Old Europe“ in Kürze technisch weit überholen könnten. Ziel der arabischen Staaten am Golf ist es seit mindestens zehn Jahren ohnehin, für eine Zeit nach dem Verbrauch von Erdöl vorzusorgen. Sollte vor allem Europa nicht mehr abhängig vom Bezug fossiler Energie aus der Region sein, könnte eine neue Abhängigkeit durch KI entstehen, wenn sich Europa in diesem Bereich abhängen lässt.
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Randbemerkung: Iran
Als stets bedeutsam entpuppen sich Trumps Randbemerkungen zu völlig anderen Themen. So brachte der amerikanische Präsident an seinem ersten Tag in Saudi-Arabien die derzeit laufenden direkten Verhandlungen mit dem Iran über dessen Atomprogramm ins Gespräch.
In der Annahme, seine Stimme finde möglicherweise höheres Gewicht, wenn er sich vor Ort in der Nahostregion äußere, nannte Trump den Iran am 13. Mai die „zerstörerischste Kraft“ im Nahen Osten, machte Teheran für die Instabilität in der gesamten Region verantwortlich und warnte, dass die Vereinigten Staaten dem Iran „niemals“ erlauben würden, eine eigene Atomwaffe zu erlangen.
Der Iran habe nach seinen Worten die Wahl, die Verbreitung von „Chaos und Terror“ fortzusetzen oder einen Weg zum Frieden einzuschlagen. „Ich möchte mit dem Iran ein Abkommen treffen“, sagte Trump weiter. „Aber wenn die iranische Führung diesen Olivenzweig ablehnt, wird uns keine andere Wahl bleiben, als massiv maximalen Druck auszuüben.“ Trump machte diese Randbemerkung während einer Veranstaltung zu Investitionen in Saudi-Arabien, wie zahlreiche Medien berichteten.
In Katar nahm Trump noch einmal Bezug auf den Iran. Dort lobte er das kleine Land am Golf als „Vermittler zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran“. Trump war der erste US-Präsident, der Katar einen offiziellen Staatsbesuch abstattete.
Ungewöhnlich: Weist auf Not in Gaza hin
Ungewöhnlich war bereits die Ankündigung, dass Trump bei seiner großen Nahost-Tour nicht Israel, den engsten regionalen Verbündeten Amerikas, besuchen werde. Damit wich er natürlich auch dem anhaltenden Konflikt in Gaza aus, während heftige israelische Angriffe auf die Hamas zur gleichen Zeit zig palästinensische Opfer hervorriefen und das letzte Krankenhaus in Gaza endgültig zerstörten.
An seinem Abreisetag ging Trump dann doch noch auf den wichtigsten Nahostkonflikt ein: Er wolle eine Lösung sehen und würdigte in seltener Weise das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Viele Menschen würden aufgrund der israelischen Blockade, die Hilfslieferungen verhindert, verhungern, sagte Trump kurz vor seinem Rückflug vor der Weltpresse.
Arabische Welt: Stolz auf Kamel-Eskorte
Zahlreiche arabische Fernsehsender berichteten tagelang live über nahezu jede Bewegung Trumps in der Region. Viel Anerkennung erhielt der amerikanische Präsident für sein Treffen mit dem neuen syrischen Machthaber al-Sharaa. Auch dass dieses Mal Israel keinerlei Erwähnung fand, sondern die amerikanische Delegation sich voll und ganz auf die arabischen Gaststaaten konzentrierte, wurde aufmerksam vermerkt.
Doch manchmal spielen „Pomp and Circumstance“ eine wichtigere Rolle als die eigentliche Politik. So wurde viel mediales Aufheben um den Besuch Trumps in Katar gemacht: Dort trottete eine Ehrenwache in Prachtuniform auf weißen Pferden und Kamelen neben Trumps Wagenkolonne her. Besonders Kimberly Halkett, die White-House-Korrespondentin des katarischen Fernsehsenders „Al Jazeera“, der über eine weltweite Reichweite verfügt, glaubt, dass „die Opulenz“, mit der Trump in den Golfstaaten empfangen worden sei, „ein Verkaufsargument für sein heimisches Publikum gewesen“ sei. Sie glaubt weiterhin: „ Die Amerikaner liebten den Prunk und die Pracht. Sie hielten es für interessant, das Staatsessen mit Kamelen und einige der Tee- und Kaffeezeremonien zu sehen“, sagte Halkett auf „Al Jazeera“.
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Fazit:
Trump hat mit dieser Reise in der arabischen Welt massiv gepunktet. Er hat an Zustimmung gewonnen. Er hat das ramponierte Amerikabild zurechtgerückt. Er hat für eine neue Welle der Sympathie gegenüber den USA gesorgt. Das ist Entspannungspolitik mittels Softpower. Und das wird es vor allem seinen europäischen Kritikern schwer machen, für ihre distanzierte Haltung gegenüber Trump in der arabischen Welt Gehör oder Verständnis zu finden. Insofern hat Trump als Nebeneffekt die Europäer in den Golfstaaten und möglicherweise in allen 22 arabischen Staaten kaltgestellt, aber für die Sicherheit Amerikas einen großen Schritt unternommen.
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