Drusen erobern Stadt Suwaida in Südsyrien vollständig zurück – über 128.000 Menschen vertrieben

Kämpfer der Minderheit der Drusen haben die Stadt Suwaida im Süden Syriens nach Angaben von Aktivisten vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Nach einem Großangriff der Drusen hätten sich „die Stammeskämpfer am Samstagabend aus Suwaida zurückzogen“, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Laut ihren Angaben gab es mehr als 1.000 Tote.
Der Sprecher einer bewaffneten drusischen Gruppe, Bassem Fakhr, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Beduinen seien aus der Stadt vertrieben worden. „Wir wollen die Waffenruhe einhalten, aber die Beduinen greifen uns von mehreren Gebieten außerhalb der Stadt aus an“, sagte er.
Ein AFP-Reporter sah dutzende niedergebrannte Häuser, verbrannte Autos und Bewaffnete, die Geschäfte in Brand steckten, die sie zuvor geplündert hatten.
Rubio fordert mehr Sicherheit für die Drusen
US-Außenminister Marco Rubio forderte auf der Onlineplattform X die sofortige Einstellung aller Kämpfe in der Unruheregion im Süden Syriens. Die andauernden Vergewaltigungen und das „Abschlachten unschuldiger Menschen“ müssten ein Ende haben, schrieb er.
Rubio warnte die Regierung in Damaskus indes vor dem Abzug ihrer Sicherheitskräfte aus Suwaida. Die Truppen müssten in Südsyrien bleiben, „um den Islamischen Staat und andere gewalttätige Dschihadisten davon abzuhalten, in das Gebiet einzudringen und Massaker zu verüben“, erklärte Rubio im Onlinedienst X. Nur so könne ein „vereintes, inklusives und friedliches Syrien“ erreicht werden.
Er forderte die Regierung zudem auf, Mitglieder der Sicherheitskräfte, die während der Kämpfe Gräueltaten begangen hätten, zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Beobachtungsstelle, Augenzeugen und Drusen warfen den Regierungskräften in Suwaida vor, auf der Seite der Beduinen und ihrer sunnitischen Verbündeten gekämpft und Gräueltaten verübt zu haben.
Über 128.000 Menschen vertrieben
Das syrische Innenministerium bestätigte ein Ende der Gefechte in der Stadt und die „Evakuierung“ der Kämpfer. Auch AFP-Journalisten am Stadtrand von Suwaida berichteten am Sonntag, dass es ruhig geblieben sei.
Nach Angaben der UNO wurden durch die Kämpfe mehr als 128.000 Menschen aus der Provinz vertrieben. In einem Bericht der UN-Organisation für Migration (IOM) vom Sonntag hieß es, die Zahl der Flüchtlinge sei ab dem 19. Juli „steil angestiegen, mit mehr als 43.000 Vertriebenen an einem einzigen Tag“.
Brüchige Waffenruhe
Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte, deren Angaben nicht unabhängig überprüft werden können, sprach von anhaltenden Angriffen auf die Stadt. In anderen Teilen der Provinz Suwaida werde trotz der Verkündung einer Waffenruhe weiter gekämpft. Syriens Informationsminister Hamsa al-Mustafa sagte ebenfalls, die Waffenruhe sei weiterhin brüchig.
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Die Gewalt im Süden Syriens war vor rund einer Woche ausgebrochen. In der Provinz Suwaida hatten am 14. Juli Unruhen zwischen Kämpfern der islamischen Minderheit der Drusen und sunnitischen Beduinen begonnen.
Truppen der syrischen Übergangsregierung griffen ein. Als Reaktion bombardierte Israel Regierungsgebäude in Damaskus und Konvois der Regierungsarmee auf dem Weg nach Suwaida mit dem erklärten Ziel, die Drusen in Syrien zu schützen.
Israel hatte in den Konflikt eingegriffen und syrische Sicherheitskräfte in Suwaida und Damaskus beschossen, um nach eigenen Angaben die Drusen zu beschützen, stimmte dann aber am 16. Juli einer Waffenruhe zu. Einige Beobachter gehen davon aus, dass Israel durch das Eingreifen auch die Präsenz islamistischer Kräfte nahe seiner Grenze zu Syrien verhindern will. Auch syrische Regierungskräfte wollte Israel bisher dort nicht stationiert sehen.
Drusen werden von Beduinen bekämpft
Beide Volksgruppen sind seit langem verfeindet. Zur Unterstützung der Beduinen kamen Kämpfer syrischer Stämme in die Region. Den Beduinen gelang es so, zeitweise Teile der gleichnamigen Provinzhauptstadt einzunehmen.
Unter den Todesopfern seien 336 drusische Kämpfer und 298 drusische Zivilisten, von denen 194 „von Kräften des Verteidigungs- und Innenministeriums in Schnellverfahren hingerichtet“ worden seien, so die Beobachtungsstelle.
Unter den Toten sind laut der Beobachtungsstelle auch 312 Sicherheitskräfte der Regierung und 21 Beduinen. Bei den israelischen Angriffen wurden 15 weitere Regierungskämpfer getötet. (afp/red)
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