Ehemaliger US-Diplomat fordert Schutz vor Pekings langem Arm

Chinas Repression gegen Falun Gong ist kein Einzelfall in den USA: Ein Ex-Diplomat fordert Schutz. Auch in Europa wächst die Sorge um die Sicherheit von Dissidenten.
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Robert Destro, ehemaliger Staatssekretär im US-Außenministerium, spricht am 4. September 2024 in Washington über Zwangsorganentnahmen und fordert Maßnahmen gegen die Repression von Falun Gong durch Peking.Foto: Alex Martin für The Epoch Times
Von , 9. September 2025

In einer Zeit, in der autoritäre Regime wie China ihre Einflussnahme über Grenzen hinweg ausdehnen, ist die Verfolgung von Dissidenten im Ausland eine Herausforderung, der sich kein Land entziehen kann, das sich der Wahrung von Menschenrechten verpflichtet fühlt.

Robert Destro, ehemaliger Beauftragter im US-Außenministerium für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit unter der ersten Trump-Administration, forderte kürzlich in einem Interview mit The Epoch Times die US-Regierung dazu auf, die Unterdrückung von Falun-Gong-Praktizierenden im eigenen Land priorisiert anzugehen. „Wir sollen zuerst unsere eigene Maske aufsetzen, bevor wir anderen helfen“, sagte Destro mit Verweis auf die Sicherheitsanweisung im Flugzeug. „Am Beispiel von Falun Gong in den USA müssen wir zeigen, was hier geschieht.“

Der Hintergrund: Falun Gong und die Verfolgung durch die KPCh

Falun Gong, auch Falun Dafa genannt, ist eine spirituelle Disziplin, die Elemente der Meditation mit moralischen Prinzipien wie Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht verbindet. In den 1990er-Jahren erlangte sie in China immense Popularität – Schätzungen gehen von 70 bis 100 Millionen Praktizierenden aus. Doch im Juli 1999 initiierte die KPCh unter Jiang Zemin eine Kampagne zur Auslöschung der Praxis, die als Bedrohung für die ideologische Dominanz der Partei wahrgenommen wurde. Seither dokumentieren Menschenrechtsorganisationen tausende Fälle von Haft, Folter, Zwangsarbeit und sogar Zwangsorganentnahmen. Die KPCh setzte zudem staatlich kontrollierte Medien und ihren Einfluss auf ausländische Presse ein, um die Verfolgung zu stützen.

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Die Verfolgung beschränkt sich jedoch nicht nur auf China. Laut einem Bericht der US-Kongresskommission für Menschenrechte aus dem Jahr 2025 führt die KPCh seit über zwei Jahrzehnten eine transnationale Kampagne gegen Falun Gong, die Spionage, Desinformation und physische Bedrohungen umfasst. Dies betrifft auch Shen Yun Performing Arts, eine in New York ansässiges Tanzensemble, das 2006 gegründet wurde, um traditionelle chinesische Kultur wiederzubeleben und „China vor dem Kommunismus“ zu zeigen.

Destro, heute Professor für Rechtswissenschaften an der Catholic University of America, betont die Notwendigkeit, die Rechte der Praktizierenden zu schützen: „Werden sie belästigt? Werden sie bedroht? Diese Geschichten müssen erzählt werden.“ Seine Forderung kommt zu einem Zeitpunkt, da Berichte über Eskalationen der KPCh-Repression in den USA zunehmen – ein Muster, das auch von Organisationen wie Freedom House als Teil einer umfassenden Kampagne transnationaler Unterdrückung beschrieben wird.

Eskalation unter Xi Jinping

Insiderquellen deuten auf eine Verschärfung hin: Im Jahr 2022 soll Xi Jinping in einer geheimen Sitzung eine neue Strategie angeordnet haben, um Falun Gong und Shen Yun Performing Arts global zu unterdrücken.

Im Dezember 2024 berichtete The Epoch Times exklusiv über dieses Treffen der chinesischen Führung und über Xis Unzufriedenheit mit den bisherigen Maßnahmen, Falun Gong mundtot zu machen.

Laut dem chinesischen Dissidenten Yuan Hongbing, einem ehemaligen Rechtsprofessor an der Peking-Universität, der Verbindungen zur politischen Führungsebene Pekings unterhält und heute im Exil in Australien lebt, hat Xi Jinping die bisherigen Maßnahmen als ineffektiv kritisiert.
Yuan, der die Details an The Epoch Times weitergab, berichtet, dass Xi eine aggressivere weltweite Kampagne aus Desinformation und „Lawfare“ – dem gezielten Missbrauch rechtlicher Mittel zur Unterdrückung – forderte, einschließlich der systematischen Diffamierung des Falun-Gong-Gründers Li Hongzhi.
Yuan zufolge wird diese Kampagne vom Ministerium für Staatssicherheit und dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit geleitet, unter der Aufsicht des höchsten politisch-rechtlichen Gremiums der KPCh. Xi habe dabei besonders den Einsatz von Social-Media-Konten und etablierten Mainstream-Medien betont, die keine erkennbaren Verbindungen zur KPCh aufweisen.
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Seitdem haben Bedrohungen in den USA zugenommen. Das Falun Dafa Information Center registrierte zwischen März 2024 und Juni 2025 154 Vorfälle, darunter Drohungen mit Bomben, Schüssen und Brandstiftung gegen Praktizierende von Falun Gong, Shen-Yun-Einrichtungen und Theater.

Die Mehrheit ereignete sich auf US-Boden, oft anonym und mit Impersonationen, um Falun Gong zu diskreditieren. Ähnliche Vorfälle wurden in Europa dokumentiert, etwa eine Bombendrohung gegen eine Shen-Yun-Aufführung in Dijon, Frankreich, im Februar 2025.

In Deutschland erhielten während der Shen-Yun-Tournee 2025 zwei Theater Bombendrohungen, wie das Falun Dafa Information Center und The Epoch Times berichteten. Diese Taktiken unterstreichen die weltweite Reichweite der KPCh-Repression.

Cheng Peiming: Ein Überlebender von Zwangsorganentnahme

Ein besonders eindrückliches Beispiel liefert der Fall von Cheng Peiming, dem ersten bekannten Überlebenden einer Zwangsorganentnahme. Cheng, der 1998 mit der Praxis von Falun Gong begonnen hatte, wurde 2001 aufgrund seines Glaubens verhaftet und später im Daqing Vierten Krankenhaus in der Provinz Heilongjiang einer Operation unterzogen. Dabei wurden Teile seiner Leber und Lunge entfernt, was eine 35 Zentimeter lange Narbe hinterließ. Unabhängige medizinische Gutachten in den USA haben diese Entnahme bestätigt.

Seit Cheng im Jahr 2024 öffentlich über seine Erlebnisse berichtete – darunter in Washington und bei Vorführungen des Dokumentarfilms „State Organs“ – mehren sich bedrohliche Vorfälle gegen ihn.

So drangen am 2. November 2024 Unbekannte in sein Haus im US-Bundesstaat New York ein: Das Garagentor war aufgebrochen, zwei Innentüren standen offen, und im Garten fanden sich tiefe Reifenspuren. Zudem war das Sicherheitssystem während des Vorfalls für mehrere Stunden deaktiviert.

Bereits zuvor war es zu ähnlichen Vorfällen gekommen, wie das Falun Dafa Information Center berichtete: Im Oktober 2024 wurde Chengs Auto nach einer Filmvorführung in Delaware absichtlich zerkratzt. Mehrfach wurden außerdem Nägel in seinen Autoreifen gefunden – in einem Fall führte dies zu einem geplatzten Reifen während der Fahrt.

Durchgesickerte interne Notizen aus dem Sicherheitsbüro der Provinz Heilongjiang legen nahe, dass chinesische Behörden eine dreistufige Strategie verfolgen:

1. Cheng zur Rückkehr nach China zu zwingen,

2. ihn zu einem Widerruf seiner Aussagen im Tausch gegen Sicherheitsgarantien für seine Familie zu drängen, oder

3. falls dies scheitert, ihn zu eliminieren und den Tod als Selbstmord zu tarnen.

„Chengs öffentliche Aussagen haben für großes Aufsehen gesorgt, und die höchsten KPCh-Führer nehmen ihn sehr ernst […] Alle Abteilungen befassen sich mit Cheng Peiming, jeder will sich hervortun und Anerkennung erlangen“, wird ein Insider vom Falun Dafa Information Center zitiert.

Durch Fälle wie dem von Cheng wird die Brutalität der Verfolgung greifbar – ein Aspekt, den der Dokumentarfilm „State Organs“ eindringlich thematisiert. In diesem Zusammenhang lobt Destro den Film als „großartige Initiative“, da er solche Geschichten sichtbar macht und zur Sensibilisierung beiträgt.

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Eine Bedrohung für alle

Destro warnt: „Unterdrückung betrifft nicht nur Falun Gong, sondern alle.“ Er verweist auf die Vertuschung der COVID-Ursprünge durch die KPCh, die Millionen Tote verursachte. Die Handhabung des Ausbruchs 2020 – die Vertuschung von Ursprung und früher Verbreitung des Virus sowie die Untererfassung der Todesfälle – gilt als wesentlicher Faktor, der die Pandemie auslöste.

Die Menschenrechtsorganisation Freedom House sieht China als führend in transnationaler Repression, die auch Uiguren, Tibeter und andere trifft. Für Europa, das enge wirtschaftliche Bande zu China pflegt, birgt dies Risiken: Ähnliche Taktiken werden gegen Dissidenten in Deutschland eingesetzt, etwa durch Überwachung chinesischer Studentenvereine an Universitäten oder diplomatischen Druck auf Veranstaltungen. Das Europäische Parlament verurteilte 2024 die Verfolgung mit Bezug auf Fälle in EU-Ländern. US-Gesetze wie der Falun Gong Protection Act signalisieren Gegenmaßnahmen, doch Experten wie jene von Human Rights Watch fordern mehr internationale Koordination.

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Robert Destro unterstreicht die Dringlichkeit: „Falun-Gong-Praktizierende müssen ihre Geschichten immer wieder erzählen, um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass transnationale Repression ein reales Problem ist, und um die US-Regierung zum Handeln zu bewegen.“

Dieser Beitrag basiert auf dem Artikel „Former Official Calls for Federal Action on Beijing’s Repression of Falun Gong on US Soil“ von Olivia Li, erschienen auf theepochtimes.com.



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