„Ein Inferno“ – Deutsche helfen beim Kampf gegen Mega-Brände in Spanien

Spanien kämpft seit zwei Wochen gegen unzählige Feuer – es sind die schlimmsten Brände seit Jahrzehnten. Deutsche helfen nun den lokalen Einsatzkräften. Was steckt hinter dieser extremen Brandwelle?
Es sind die schlimmsten Waldbrände in Spanien seit Jahrzehnten.
Es sind die schlimmsten Waldbrände in Spanien seit Jahrzehnten.Foto: Sven Käuler/dpa
Epoch Times20. August 2025

Im Kampf gegen die schlimmsten Wald- und Vegetationsbrände seit Jahrzehnten wird Spanien nun auch von Deutschen unterstützt. 67 Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen griffen nach dreitägiger Anfahrt und einer kurzen Erholungsnacht ins Geschehen ein. Und zwar in Jarilla in der Region Extremadura im Westen des Landes, wo eines der größten der vielen Feuer wütet, die Spanien seit zwei Wochen in Atem halten.

Es ist ein Einsatz, der es in sich hat: Regionalmedien wie die Digitalzeitung „Extremadura 7Días“ bezeichneten die Lage als „verheerendes Inferno“. 15.000 Hektar brannten in Jarilla bereits ab. Die Luft ist voller Rauch, es ist sehr heiß und staubig, permanent sind Löschflugzeuge zu sehen und zu hören.

Ohne Ortskenntnisse sind die Deutschen auf gute Zusammenarbeit mit den Spaniern angewiesen.

Ohne Ortskenntnisse sind die Deutschen auf gute Zusammenarbeit mit den Spaniern angewiesen. Foto: Sven Käuler/dpa

Die deutschen Helfer stehen vor einem schwierigen Einsatz.

Die deutschen Helfer stehen vor einem schwierigen Einsatz. Foto: Sven Käuler/dpa

Ohne Ortskenntnisse sei es „sehr schwer“, betont Simon Friz im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Man kommt an, hat wenig Zeit, sich vorzubereiten und muss sehr schnell in den Einsatz gehen“, erklärt der Teamleiter des sogenannten EU-Waldbrandmoduls Deutschland. Daher müsse man zunächst viel erkunden. Weitere Herausforderungen seien die Vegetation und die Topographie. „Es sind sehr steile Hänge, das geht hier bis auf 1.600 Meter Höhe hoch.“ Es sei schwierig, an die Brandfläche heranzukommen.

22 größere Feuer in Spanien gleichzeitig aktiv

In dem beliebten Urlaubsland brennt es nicht nur in Jarilla. Es gebe aktuell insgesamt 22 größere aktive Feuer, teilte die Ministerin für Ökologischen Wandel, Sara Aagesen, im Interview des staatlichen Radiosenders RNE mit. Betroffen seien im Nordwesten neben Extremadura auch die Regionen Kastilien und León, Galicien und Asturien, aber auch Valencia im Osten des Landes.

Bisher wurden vor allem dünn besiedelte Gebiete in Mitleidenschaft gezogen.

Bisher wurden vor allem dünn besiedelte Gebiete in Mitleidenschaft gezogen. Foto: Pablo Garcia/AP/dpa

Auch Teile des Jakobsweg gesperrt

Aufgrund der Feuer mussten bereits mehr als 33.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Der Agrarverband COAG schätzt die direkten Schäden für Land- und Viehwirtschaft auf mindestens 600 Millionen Euro. Die Feuer zogen auch Teile von Naturschutzgebieten wie die Südhänge des Gebirges Picos de Europa in Mitleidenschaft. Acht Landstraßen, Teile des Jakobsweges und einige Zugstrecken waren am Mittwoch noch gesperrt. Es gab bereits vier Todesopfer. Dutzende wurden wegen Brandstiftung festgenommen.

Regierungschef verspricht schnelle Hilfe beim Wiederaufbau

Kurz vor der Ankunft der Deutschen mit 23 Fahrzeugen hatte Regierungschef Pedro Sánchez Jarilla besucht. Dort kündigte er an, seine Regierung werde die am stärksten betroffenen Gebiete zu Notstandszonen erklären, um schnelle staatliche Hilfe für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen zu können.

Eines der Probleme in Jarilla (und auch anderswo) ist, „dass der Wind sich regelmäßig dreht, was die Brandbekämpfung kompliziert macht, weil man sich nicht darauf einstellen kann, dass das Feuer an einem Platz bleibt“, erklärt Frank Frenser, Pressesprecher der Feuerwehr Bonn, der auch in Spanien im Einsatz ist, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Man werde deshalb einen Bereich absichern, in dem es bereits gebrannt hat, und darauf achten, dass keine Glutnester zurückbleiben und keine neuen Brände entstehen.

Lokale Freiwillige versuchen am 19. August 2025 in Vilela Seca, Portugal, während eines Waldbrands nahe der spanischen Grenze, die Flammen einzudämmen. Foto: Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images

Neben Deutschland schickten auch Frankreich, Italien und Finnland Helfer und Löschflugzeuge. Die Niederlande, Tschechien und die Slowakei unterstützen mit Löschhubschraubern. Die Hilfe ist dringend nötig: Nach Schätzungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems EFFIS wurden seit Jahresbeginn über 3.900 Quadratkilometer Natur zerstört – eine Fläche, die etwa eineinhalbmal größer als das Saarland ist. Es handelt sich um die größte Zerstörung in Spanien seit Beginn der EFFIS-Erfassungen im Jahr 2006. Auch im Nachbarland Portugal brennt es vielerorts und seit vielen Tagen, vor allem im Zentrum des Landes. Dort wurde am Mittwoch das dritte Todesopfer gemeldet.

Was steckt hinter der extremen Brandwelle?

Doch was ist der Grund dieser Mega-Brände? Viele spanische Experten führen sie in erster Linie auf die massive Zunahme von Wald- und Buschland im Zuge der Landflucht zurück. Derzeit brennen in der Tat vor allem dünn besiedelte, schwer zugängliche Gebiete, oft ungenutzte Wälder, in denen sich große Mengen brennbaren Materials ansammeln. „Es brennt das vernachlässigte Spanien, über das niemand spricht“, titelte die Zeitung „El Periódico“.

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Thomas Hickler, Professor für Quantitative Biogeographie am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt, verweist dagegen auf zunehmende Hitze und Dürre, die „ganz eindeutig der Hauptgrund für die Rekordbrände in Spanien dieses Jahr“ seien.

Temperaturen sinken nach Hitzewelle – Hoffnung auf Regen

In einem Punkt sind sich aber die meisten einig: Die Brände sind extrem schnell, unberechenbar und selbstverstärkend.

Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte: „Es gibt Gebiete, in denen das Feuer unter keinen Umständen durch menschliche Mittel kontrolliert werden kann. Nur die Witterung wird eine Kontrolle ermöglichen.“ Etwas Hoffnung macht, dass die Temperaturen nach Ende einer ungewöhnlich langen, 16-tägigen Hitzewelle seit Dienstag fast im gesamten Land sinken. Auch in Jarilla. Das erleichtert die Löscharbeiten. Man hofft auch auf Regen. Der ist in den nächsten Tagen am Einsatzort der Deutschen jedoch vorerst nicht in Sicht. (dpa/red)



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