Einnahmen der US-Regierung steigen auf Rekordniveau: Zölle statt Einkommenssteuer?

Die US-Regierung erzielt Rekordeinnahmen durch neue Importzölle – und denkt laut über die Abschaffung der Einkommenssteuer nach. Europäische Exporteure betrachten dies mit gemischten Gefühlen.
Titelbild
US-Präsident Donald Trump unterzeichnet eine Verfügung zur Erhebung von Zöllen auf importierte Waren während einer Veranstaltung zur Handelspolitik unter dem Motto „Make America Wealthy Again“.Foto: Andrew Harnik/Getty Images)
Von 12. Mai 2025

Mit seiner Wirtschaftspolitik hat Donald Trump in seiner Präsidentschaft stets auf einen unkonventionellen Kurs gesetzt. Im April erreichten die Zolleinnahmen der Vereinigten Staaten einen neuen Höchststand: Laut dem Finanzministerium flossen 15,9 Milliarden Dollar in die Staatskasse – ein Anstieg um 105 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein am 22. April wurden 11,69 Milliarden Dollar verbucht.

Ein Großteil dieser Einnahmen geht auf neue Handelsmaßnahmen zurück, die Donald Trump im Rahmen seiner wirtschaftspolitischen Agenda durchgesetzt oder angekündigt hat. Unter dem Slogan „Make America Wealthy Again“ strebt er eine einheitliche Importsteuer von 10 Prozent auf die meisten Handelspartner an. Für bestimmte Länder sind zusätzliche Gegenzölle vorgesehen. Diese Staaten sollen innerhalb einer Frist von 90 Tagen ihre eigenen Zölle auf 10 Prozent absenken können, um mit den USA neue Handelsabkommen zu verhandeln. Nach Angaben der US-Regierung laufen bereits Gespräche mit mehreren Dutzend Nationen.

Finanzielle Ambitionen mit historischen Parallelen

Trump selbst äußerte sich gegenüber dem Präsidenten von El Salvadors am 14. April in typischer Zuspitzung: Die USA hätten früher „2 Milliarden Dollar am Tag verloren“, jetzt „machen wir 3 Milliarden Dollar am Tag“. Zwar liegt diese Schätzung deutlich über den realen Zahlen, doch die Richtung ist klar: Trump sieht Zölle als tragende Säule der künftigen Staatsfinanzierung. Am 27. April betonte er vor Journalisten, die Zolleinnahmen könnten langfristig ausreichen, um die Einkommenssteuer vollständig abzuschaffen und gleichzeitig Steuerentlastungen für die Bürger zu ermöglichen.

Tatsächlich finanzierte sich die US-Regierung vor 1913 zu 90 Prozent über Zölle. Erst mit der Einführung der Einkommenssteuer verschob sich die fiskalische Last auf direkte Steuern. Auch im Deutschen Kaiserreich bildeten Zölle über Jahrzehnte hinweg eine tragende Säule der Staatsfinanzierung, ehe sie im Zuge liberaler Steuerreformen und wachsender Industrialisierung zurückgedrängt wurden.

Peter Navarro, der Handelsberater des Präsidenten, äußerte sich optimistisch: Er prognostizierte jährliche Einnahmen von rund 600 Milliarden Dollar – also etwa 6 Billionen Dollar innerhalb eines Jahrzehnts. Diese Schätzung liegt jedoch deutlich über den Einschätzungen unabhängiger Institute: Die Tax Foundation erwartet für die kommenden zehn Jahre Einnahmen von mehr als 2,1 Billionen Dollar, das Tax Policy Center rechnet bis 2035 mit rund 3,3 Billionen Dollar. Eine Prognose des Yale Budget Lab geht für den Zeitraum von 2026 bis 2035 von etwa 3,1 Billionen Dollar aus.

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Steuerpolitische Perspektiven: Entlastung für Millionen

Die Regierung kündigte zudem an, Einkommen bis 150.000 Dollar künftig steuerfrei zu stellen – sobald der Haushalt ausgeglichen sei. Auch die Besteuerung von Trinkgeldern, Überstunden und Sozialabgaben soll entfallen. Dies würde insbesondere mittlere Einkommen entlasten. Nach Angaben des US-Steuerdienstes (IRS), zahlen die obersten 5 Prozent der Steuerpflichtigen bereits 61 Prozent des gesamten Einkommenssteueraufkommens. Sie zahlen durchschnittlich 169.466 Dollar pro Jahr an Einkommenssteuer.

Gleichzeitig machen Ökonomen wie Torsten Slok von Apollo Global Management auf die Risiken aufmerksam. Gegenüber der Epoch Times erklärte er, dass deutlich höhere Zollsätze erforderlich seien, um Einnahmen aus der Einkommenssteuer im Umfang von derzeit etwa 2,5 Billionen Dollar pro Jahr zu erzielen. Dies würde Zollsätze von bis zu 200 Prozent bedeuten. Dies könnte die Importpreise verdoppeln, mit negativen Folgen für Konsum und Wirtschaftswachstum. Der effektive US-Zolltarif liegt derzeit bei rund 22,5 Prozent – dem höchsten Stand seit mehr als 100 Jahren.

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Europa und Deutschland als indirekt Betroffene

Für Deutschland und Europa ist die Entwicklung von erheblicher Bedeutung: Zölle als primäres fiskalisches Instrument bedeuten eine Abkehr von der multilateralen Handelsordnung zugunsten bilateraler Vereinbarungen. Sollten die USA den Kurs beibehalten, wären deutsche Exportbranchen – insbesondere die Automobil- und Maschinenbauindustrie – erneut mit Hürden konfrontiert.

Darüber hinaus stellt Trumps Ansatz ein alternatives Steuerkonzept zur Diskussion: Nationale Finanzierung durch Konsum- und Grenzsteuern statt durch direkte Abgaben auf Arbeit und Einkommen. Dieses Konzept wird in Zeiten wachsender Steuerlast auch in Europa mit Interesse, aber – zumal es historisch nicht unbekannt ist – ebenso mit Skepsis beobachtet.

Dieser Beitrag enthält Teile aus einem Artikel von Andrew Moran, der in der Englischen Epoch Times unter dem Titel „US Tariff Revenues Reach Record $15 Billion in April: Treasury“ erschienen ist.



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