Erdoğan löst neue Krise mit Israel aus

Zwischen der Türkei und Israel kracht es, nachdem der türkische Staatschef sagt: „Möge Allah Zerstörung und Elend über das zionistische Israel bringen.“ Israels Außenminister wirft ihm Antisemitismus vor.
Die Haltung des türkischen Präsidenten im Nahost-Konflikt dürfte bei seinem Besuch Treffen mit Kanzler Scholz für Kontroverse sorgen.
Die Haltung des türkischen Präsidenten im Nahost-Konflikt sorgt schon länger für Kontroversen.Foto: Christoph Soeder/dpa
Von 1. April 2025

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Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan löste eine diplomatische Krise mit Israel aus. In einer Rede nach dem Beginn des Zuckerfestes sagt er am Sonntag, 30. März: „Möge Allah […] Zerstörung und Elend über das zionistische Israel bringen.“

⚡️ Turkish President Erdogan to Israel today: May my Allah destroy and devastate Zionist Israel for the sake of His glorious name Al-Qahhar (The Subduer). pic.twitter.com/zA4YWpYrbz

— War Intel (@warintel4u) March 30, 2025

Israel: „Erdoğan hat sein antisemitisches Gesicht gezeigt“

Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar reagierte umgehend und äußerte sich auf X:

„Diktator Erdoğan hat sein antisemitisches Gesicht gezeigt. Erdoğan ist sowohl für die Region als auch für sein eigenes Volk gefährlich, wie in diesen Tagen deutlich wird. Wir hoffen, dass die Länder des NATO-Bündnisses dies erkennen – und zwar bald.“

Wenig später wies das türkische Außenministerium die „unverschämten“ Aussagen Sa’ars zurück: „Diese respektlosen und unbegründeten Anschuldigungen sind Teil des Versuchs, die von Netanjahu und seinen Partnern begangenen Verbrechen zu vertuschen.“

In der Erklärung heißt es weiter: „Die Propagandaaktivitäten israelischer Amtsträger werden niemals die Entschlossenheit der Türkei erschüttern, die Wahrheit in aller Deutlichkeit auszusprechen. Wir werden weiterhin an der Seite der unschuldigen Zivilisten stehen, die von Israel angegriffen werden, und ihre Rechte verteidigen.“

Israels Außenministerium: „Jeder nimmt wahr, was er dem jüdischen Staat antun will“

Auch darauf gab es wieder eine Antwort aus Israel. Das israelische Außenministerium zitierte die Erklärung des türkischen Außenministeriums auf X und schrieb:

„Was hat das türkische Außenministerium beunruhigt?“ Es gebe die Möglichkeit, die Worte „des Diktators“ zu erklären. „Machen Sie deutlich, dass Erdoğan kein Antisemit ist und keinen obsessiven Hass auf den jüdischen Staat hegt.“

Und weiter: „Jeder weiß, was Erdoğan den Nationen und Völkern der Region angetan hat, von Zypern bis Syrien. Jeder sieht, was er seinem eigenen Volk (und Pikachu) antut. Und jeder nimmt wahr, was er dem jüdischen Staat antun will.“

Pikachu ist zu einem Symbol des Protests gegen Erdoğan geworden. Bei den Demonstrationen gegen die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters taucht die gelbe Videospielfigur regelmäßig auf. Regierungsnahe Medien sprechen von „psychologischer Kriegsführung“ – um die Proteste sympathischer erscheinen zu lassen.

Erdoğans Drohungen

Die Beziehungen beider Staaten sind angespannt. Ankara unterstützt die Palästinenser und kritisiert regelmäßig Israels Politik in Gaza und dem Westjordanland.

Erdoğan nannte die Hamas mehrfach eine „Widerstandsgruppe“, Israel einen „Terrorstaat“. Die Hamas, die Gaza regiert und von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft, strebt eine Zerstörung Israels an.  

Die Türkei unterstützt laut einem US-Thinktank die Hamas auch finanziell. Erdoğan traf sich zudem mehrfach mit dem früheren Hamas-Führer Ismail Hanija und die Hamas unterhält Büros in der Türkei, deren Standorte jedoch nicht öffentlich bekannt sind.

Erdoğan hat mit militärischer Einmischung gedroht, falls Israels Konflikt mit der Hamas eskalieren sollte. Im Oktober 2024 warf er Israel vor, die Türkei angreifen zu wollen. Ilter Turan, ehemaliger Rektor der Bilgi-Universtität in Istanbul, bezeichnet dies laut DW als Ablenkungsstrategie von innenpolitischen Misserfolgen. Er hält eine aktive Beteiligung der Türkei am Krieg für unwahrscheinlich.

Hamas will weltweiten bewaffneten Widerstand

Am 30. März erklärte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu, Israel arbeite an einem Plan zur Umsiedlung der Einwohner des Gazastreifens. Er bot der Führung der Hamas freies Geleit an, falls die Organisation ihre Waffen ablegt. Die Hamas lehnt eine Entwaffnung kategorisch ab.

Die Hamas rief als Reaktion zum weltweiten bewaffneten Widerstand gegen den Umsiedlungsplan auf. Jeder, der eine Waffen tragen könne, solle handeln, forderte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri. „Haltet keine Bombe, keine Patrone, kein Messer und keinen Stein zurück. Lasst alle ihr Schweigen brechen.“

Israel greift Hisbollah-Vertreter an

Am Dienstag, 1. April, führte Israel einen Luftangriff auf einen führenden Hisbollah-Vertreter im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut aus.

Die israelische Armee erklärte, der von ihr ins Visier genommene Hisbollah-Funktionär, Hassan Bdair, habe kürzlich Kämpfer der islamistischen Hamas „angeleitet und ihnen bei der Planung eines schwerwiegenden und unmittelbar bevorstehenden Terroranschlags gegen israelische Zivilisten geholfen“.

Die israelische Armee, der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und der Auslandsgeheimdienst Mossad teilten mit, Bdair sei bei dem Angriff „eliminiert“ worden. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden bei dem Angriff insgesamt vier Menschen getötet.

Es war der zweite israelische Angriff im Süden Beiruts binnen weniger Tage, nachdem Raketen aus dem Libanon in Richtung Israels abgefeuert worden waren. Die Hisbollah bestreitet, hinter den Raketenangriffen zu stehen. Vor vier Monaten trat ein Waffenruheabkommen zwischen Israel und Hisbollah in Kraft.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen und der Türkischen Epoch Times)



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