Erdoğan nach Treffen mit Trump: „Konstruktive und fruchtbare Gespräche“

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sieht nach seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump „bedeutende Fortschritte“ in den Beziehungen beider Länder. Im Zentrum standen Handelsabkommen, Energiepartnerschaften und Waffenlieferungen. Internationale Reaktionen reichen von vorsichtigem Optimismus bis zu scharfer Kritik.
US-Präsident Donald Trump und der türkische Präsident Erdogan. (Archivbild)
US-Präsident Donald Trump und der türkische Präsident Erdogan. (Archivbild)Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Von 26. September 2025

In Kürze:

  • Erdoğan spricht nach Treffen mit Trump von „bedeutenden Fortschritten“ in den bilateralen Beziehungen
  • Themen: Handel, Energiewirtschaft, F-35-Kampfjets und NATO-Sanktionen gegen Russland
  • Turkish Airlines bestellt bis zu 225 Boeing-Jets – größter Deal der Firmengeschichte
  • Internationale Beobachter warnen vor Risiken für Israel und NATO durch engere Kooperation

 

Nach seinem Empfang im Weißen Haus hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan von „bedeutungsvollen“ Fortschritten im Verhältnis zwischen der Türkei und den USA gesprochen. Im Gespräch mit US-Präsident Donald Trump ging es unter anderem um bilaterale Angelegenheiten, aber auch um die Lage in der Region.

Erdoğan hatte sich eine Woche lang in den USA aufgehalten. Nach seiner Teilnahme an der 80. UN-Generalversammlung in New York und seinem ersten Besuch bei Trump während dessen zweiter Amtszeit ist er mittlerweile nach Ankara zurückgekehrt. Wie „Hürriyet Daily News“ berichtet, hat der türkische Präsident die Gespräche mit Trump als „aufrichtig, konstruktiv und fruchtbar“ bezeichnet.

Erdoğan verkündet Fortschritte bei Wirtschaftsbeziehungen

Der türkische Präsident würdigte auch „Schritte zur Erleichterung unseres bilateralen Handels“, über die er mit Trump gesprochen habe. Dabei sei es auch um die Überprüfung der Zölle gegangen. Man strebe ein Ziel von 100 Milliarden US-Dollar an Handelsvolumen an. Im Vorfeld des Treffens hatte die Türkei ein nichttarifäres Handelshindernis für die USA, den Iran und Syrien abgeschafft. Diese Länder dürfen Pistazien ohne vorherige Schädlingsrisikoanalyse dorthin einführen.

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Am Freitag kündigte Turkish Airlines den Kauf von bis zu 225 Boeing-Jets an – davon sollen 150 zwischen 2029 und 2034 geliefert werden. Dazu komme eine Option auf 75 weitere. Über den Kaufpreis machte die Fluggesellschaft keine Angaben. Turkish Airlines führt dem Bericht der „Turkish Minute“ zufolge auch Gespräche mit den Triebwerksherstellern Rolls-Royce und GE Aerospace. Dabei gehe es um Triebwerke, Ersatzteile und Wartungsdienstleistungen für Dreamliner.

Ein weiteres Thema zwischen den Vertretern beider Länder war auch die Zusammenarbeit im Energiewesen. So sei es um Partnerschaften in Bereichen wie Kernenergie oder LNG gegangen. Erdoğan lobte seinen „sehr herzlichen“ Empfang im Weißen Haus. Die Beziehungen der Türkei zu Donald Trump seien „immer sehr gut“ gewesen. Der „aufrichtige Dialog“, den man während dessen erster Amtszeit geführt habe, werde sich fortsetzen.

Trump: „Er ist eine harte Nuss“

International war jedoch vor allem ein Angebot Trumps an Erdoğan ein Thema. Der US-Präsident hatte Ankara die Aufhebung noch bestehender Sanktionen und die Lieferung amerikanischer F-35-Kampfjets in Aussicht gestellt. Im Jahr 2019 stoppten die USA deren Lieferung an die Türkei, nachdem Ankara russische S-400-Raketenabwehrsysteme erworben hatte. In der NATO sorgte dies für Irritationen.

Im Gegenzug solle sich die Türkei weitreichenden Sanktionen gegen Russland anschließen, um ein Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine zu erzwingen. Die Türkei pflegt sowohl zur Ukraine als auch zu Russland intakte Beziehungen und bemüht sich seit Kriegsbeginn 2022 um Vermittlung.

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Mit Blick auf Gaza, wo Erdoğan und seine Regierung bislang vor allem durch aggressive Rhetorik gegenüber Israel aufgefallen sind, hofft man in Ankara nun auf einen „baldigen Durchbruch“. Erdoğan erklärte, Trumps „Vision des globalen Friedens“ zu unterstützen. Beide Seiten seien dafür, das Blutvergießen zu stoppen. Der US-Präsident meinte zu den weit abweichenden Positionen Erdoğans bezüglich des Nahostkonflikts:

„Er ist sehr meinungsstark. Normalerweise kann ich meinungsstarke Leute nicht leiden, aber ich mag ihn hier, aber er ist eine harte Nuss.“

USA haben Erdoğan seiner Legitimität versichert

Mittlerweile gibt es auch bereits internationale Reaktionen auf das Treffen zwischen Trump und Erdoğan. „Al Jazeera“-Korrespondentin Kimberly Halkett schreibt, es sei „tatsächlich um die Optik für den türkischen Führer gegangen“. Nach vier Jahren, in denen sein Verhältnis zu Washington „eisig“ gewesen wäre, ist er „jetzt wieder auf so etwas wie die Siegerstraße gekommen“.

Ähnlich sieht das auch der US-Botschafter in Ankara und Sondervertreter für Syrien, Tom Barrack. Im Gespräch mit Steve Witkoff im Rahmen des „Concordia Summits“ in New York äußerte Barrack, dass es zwischen der Türkei und den USA „viele Missverständnisse“ gebe. Die Türkei sei auf der einen Seite ein wichtiger und der zweitgrößte NATO-Partner. Andererseits gebe es seit zehn Jahren auch die gleichen Streitpunkte.

Die Türkei handele mit Russland, sie verurteile weder die Muslimbruderschaft noch die Hamas. Präsident Trump habe den einzig klugen Schritt gesetzt, indem er Erdoğan Legitimität zugestanden und erklärt habe:

„Wisst ihr was? Ich habe das alles satt. Machen wir einen mutigen Schritt und geben wir ihnen eine Beziehung auf Augenhöhe und das, was sie brauchen.“

Türkische Opposition reagiert kritisch auf Ergebnisse

Kritisch kommentiert der deutsch-türkische Journalist Erkan Pehlivan die Ergebnisse des Treffens. Auf X schrieb er mit Blick auf die von Erdoğan verkündeten Energiedeals:

„In den vergangenen Jahren hatte Erdoğan verkündet, man sei im Schwarzen Meer auf 710 Mrd. Kubikmeter (Gas) gestoßen. Gleichzeitig hat die Türkei in den USA einen Vertrag über den Kauf von Flüssiggas für 20 Jahre vereinbart, insgesamt 80 Milliarden (4 Md. m3/Jahr) Kubikmeter LNG. Genie!“

Der frühere Basketballstar Enes Kanter Freedom zeigte sich erfreut darüber, dass Trump mittels einer flapsigen Bemerkung über gefälschte Wahlen eine wichtige Aussage gemacht habe:

„Ich bin froh, dass auch Trump einräumt, der Diktator Erdoğan ist der Meister der Wahlfälschung!“

Kanter war als Basketballprofi beim Verband NBA in Ungnade gefallen, weil er die kommunistische Partei Chinas und deren Vorgehen gegen die Uiguren kritisiert hatte. China ist ein bedeutender Markt für die Vermarktung von Spielen. Die Türkei hat ihm wegen seiner Kritik an Erdoğan und seiner unverbrüchlichen Loyalität zum 2024 verstorbenen prowestlichen Islamgelehrten Fethullah Gülen die Staatsbürgerschaft entzogen. Vor drei Jahren wurde Kanter US-Staatsbürger und fügte seinem Namen die Bezeichnung „Freedom“ hinzu.

Bedenken in Israel: Türkei unter Erdoğan „kein verlässlicher Partner“

Die Initiative „Stop Antisemitism“ warnt vor einer Lieferung von F-35-Kampfjets. Sie weist darauf hin, dass der türkische Staatschef die Hamas nicht als Terrororganisation, sondern als „Widerstandsbewegung“ einstuft.

Die in Israel lebende Industriekauffrau und Managerin Helena Bauernfeind äußerte auf Facebook mit Blick auf das türkisch-amerikanische Verhältnis, die Türkei sei „kein gewöhnliches Partnerland“. Dies zeige das Agieren Erdoğans in Syrien ebenso wie seine aggressive Rhetorik, mit der er Spannungen im östlichen Mittelmeer anheize. Er distanziere sich nicht nur von Israel, sondern ergreife offen Partei für die terroristische Hamas in Gaza. In der Region sei Erdoğan kein Stabilitätsfaktor.

Realpolitik sei gut, aber es sei gefährlich, einem autoritären Partner Waffengeschäfte zu erlauben, die letztlich Israel und andere Verbündete benachteiligen könnten. Die USA stünden jetzt vor der Entscheidung zwischen kurzfristigen strategischen Vereinbarungen und langfristigem Vertrauen in die Zuverlässigkeit der NATO. Für Israel jedoch gelte:

„Jeder Schritt, der Erdoğans militärische Macht stärkt, birgt ein Risiko – für die Stabilität des östlichen Mittelmeers ebenso wie für das ohnehin fragile Gleichgewicht im Nahen Osten.“



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