EU-Rechnungshof kritisiert: Einzelne Länder haben begonnen Medikamenten zu horten

Trotz Gegenmaßnahmen bleibt das Risiko für Engpässe bei wichtigen Arzneimitteln in der EU. Bei manchen oft verwendeten Medikamenten sieht der Europäische Rechnungshof große Abhängigkeiten.
Immer wieder kommt es in der EU zu Engpässen bei Medikamenten. (Archivbild)
Immer wieder kommt es in der EU zu Engpässen bei Medikamenten. (Archivbild).Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Epoch Times17. September 2025

Der Europäische Rechnungshof hat die 27 EU-Länder zu einer besseren Zusammenarbeit bei Arzneimittel-Engpässen ermahnt. Einzelne Staaten hätten ohne Rücksicht aufeinander „begonnen, Arzneimittel zu horten – mit der möglichen Folge, dass sich Engpässe anderswo verschärfen“, warnte der Rechnungshof mit Sitz in Luxemburg in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse. Außerdem stimmten sich die Länder untereinander nicht ab.

„Arzneimittel-Engpässe können schwerwiegende Folgen für die Patienten haben, die öffentliche Gesundheit gefährden und sind für Ärzte, Apotheken und Länder mit hohen Kosten verbunden“, sagte der am Rechnungshof zuständige Prüfer Klaus-Heiner Lehne. Die EU müsse das Problem angehen und bei Medikamentenlieferungen unabhängiger von Lieferanten aus Drittstaaten außerhalb Europas werden.

Der EU-Rechnungshof forderte, eine bereits geplante Reform der europäischen Arzneimittelgesetze rasch umzusetzen. Bislang können sich die Länder häufig nicht untereinander mit Medikamenten versorgen, weil sich die Zulassungsbedingungen oder die Angaben auf den Verpackungen leicht unterscheiden. Dies könnte sich mit einem Gesetzespaket ändern, über das die 27 Mitgliedsländer derzeit noch mit dem Europaparlament verhandeln.

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500 Arzneimittel sind in Deutschland schwer verfügbar

In Deutschland sind derzeit mehr als 500 Arzneimittel als schwer verfügbar gemeldet. Besonders betroffen sind seit mehreren Monaten Antibiotika-Säfte für Kinder, das Asthma-Mittel Salbutamol sowie ADHS-Medikamente. Bei Fieber- und Erkältungsmitteln und Hustensäften sieht die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände die Versorgung für den kommenden Winter hingegen gesichert.

Die Zahl der von EU-Ländern gemeldeten Arzneimittelengpässe habe 2023 und 2024 eine Rekordhöhe erreicht. Zwischen Januar 2022 und Oktober 2024 verzeichneten die EU-Staaten den Angaben zufolge bei 136 Arzneimitteln einen kritischen Mangel.

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Prüfer: Teils „vollständig von Asien abhängig“

Die EU brauche eine wirksame Lösung zur Behebung kritischer Engpässe, fordert Klaus-Heiner Lehne vom Rechnungshof. Zudem betont er: „Bei gängigen Schmerzmitteln wie Paracetamol und Ibuprofen ist die EU vollständig von Asien abhängig.“

Eine der Hauptursachen für Engpässe seien Schwachstellen in den Lieferketten, so der Rechnungshof. Darüber hinaus sei der EU-Binnenmarkt für Arzneimittel zersplittert und der freie Handel eingeschränkt.

Die für Gesetzesvorschläge zuständige EU-Kommission teilte mit, man nehme die Forderung des Rechnungshofs nach einem stärkeren EU-Rahmen zur Kenntnis. Die Behörde hofft, dass bereits eingebrachte Gesetzesvorhaben zur Bekämpfung von Engpässen bald von den EU-Staaten und dem Europaparlament angenommen werden, damit sie Wirkung zeigen könnten. (afp/dpa/red)



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