Ex-Botschafter fordert Visumsentzug für ZDF-Studioleiter – Journalistenverband kritisiert „wahrheitswidrige Diffamierung“

Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland und Trump-Vertraute Richard Grenell will dem ZDF-Journalisten Elmar Theveßen das Visum für die USA entziehen. Der Arbeitgeber des Washingtoner Studioleiters verweist auf die Pressefreiheit. Unterdessen haben Unternehmen in den USA Mitarbeiter suspendiert, die sich abfällig über den Tod des Influencers Charlie Kirk geäußert haben.
US-Präsident Trump hat eine neue Sondermission für Richard Grenell. (Archivbild)
Der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, fordert den Entzug des Visums für den ZDF-Journalisten Elmar Theveßen.Foto: Susan Walsh/AP/dpa
Von 15. September 2025

Der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, fordert, dass dem Journalisten Elmar Theveßen das Visum für die USA entzogen wird. Theveßen ist seit 2019 Leiter des ZDF-Studios in Washington.

Auf X bezeichnete Grenell Theveßen als „Aufwiegler“, für die es in Amerika keinen Platz gebe. Der „linksradikale Deutsche“, der sich als Journalist „ausgibt“, rufe immer wieder zu Gewalt gegen Menschen auf, mit denen er politisch nicht einer Meinung sei.

Der 58-Jährige gilt als Vertrauter Trumps und fungiert in dessen Regierung als Gesandter für Sondermissionen. In seinem X-Beitrag postete Grenell auch eine Sequenz aus der ZDF-Sendung „Auslandsjournal – der Podcast“. Dort sagte Theveßen „ganz bewusst“ über den stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus, Stephen Miller, dass dieser „sehr extreme Überzeugungen“ vertrete. Miller käme „ein Stück weit aus der Ideologie des Dritten Reiches“.

Unterdessen hat das ZDF auf die Forderung Grenells reagiert. Wie „Welt“ berichtet, habe der Sender die Aussagen zur Kenntnis genommen. Theveßens Arbeit sei jedoch durch die Pressefreiheit geschützt. Diese sei ein hohes Gut, in Deutschland wie auch in den USA.

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DJV: Gewissenhafte Arbeit im Zusammenhang mit dem Kirk-Attentat

In einem Schreiben an die US-Botschaft in Berlin kritisierte der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) die Äußerungen Grenells scharf. Er diffamiere Theveßen „wahrheitswidrig“ als Linksradikalen, „der zur Gewalt gegen politische Gegner auffordere“. Es sei nicht die Aufgabe von Journalisten, „Trauergesänge anzustimmen“, schreibt DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster weiter.

Vielmehr hätten Berichterstatter die Verpflichtung, Informationen und Hintergründe zu recherchieren und zu senden beziehungsweise zu schreiben. „Gerade im Zusammenhang mit dem Attentat auf Charlie Kirk kommen die deutschen Medien dieser Aufgabe vollständig und gewissenhaft nach“, betont Beuster. „Der Rausschmiss kritischer Journalisten würde einen sehr dunklen Schatten auf das Bild der USA in aller Welt werfen.“

Für Aufsehen sorgte auch Theveßens Auftritt in der Talkshow „Markus Lanz“. Dort beschrieb der Studioleiter den ermordeten Influencer Charlie Kirk als einen Menschen mit „sehr, sehr scharf rechten Überzeugungen“. Zudem behauptete er, dass Kirk dazu aufgefordert habe, Homosexuelle zu steinigen. Wie Epoch Times berichtete, ist diese Aussage jedoch falsch. Auf der Internetseite FactCheck.org wird klargestellt, dass Kirk am 8. Juni 2024 in seinem Podcast auf ein Pride-Video der Kinder-Influencerin Ms. Rachel (Rachel Accurso) reagiert habe. Ms. Rachel hatte mit dem Bibelvers „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Matthäus 22/Levitikus 19) ihre Unterstützung für die LGBTQ+-Community begründet.

Kirk erwiderte darauf, dass die Influencerin den Zusammenhang auslässt: Wer Gott liebe, müsse auch sein Gesetz achten. Dabei verwies er auch auf das Kapitel zuvor (Levitikus 18/20), in dem Homosexualität mit der Todesstrafe belegt werde. Kirk hatte keine Forderung gestellt, sondern mit der zitierten Stelle kritisiert, dass Accurso selektiv Bibelverse verwende.

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ZDF räumt ein: Zusammenhang nicht deutlich dargestellt

Der Kritik an der Behauptung Theveßens bei „Markus Lanz“ begegnete das ZDF auf eine Anfrage von „Bild“ und räumte ein, dass der Zusammenhang „nicht deutlich genug“ dargestellt worden sei. Eine redaktionelle Richtigstellung blieb bislang aus.

Wie die amerikanische Ausgabe der Epoch Times berichtet, haben einige Menschen in den USA ihre Jobs verloren, weil sie über den erschossenen Kirk spotteten oder sich abfällig äußerten.

Die betroffenen Berufe reichen von Lehrern bis zu Linienpiloten. Einer der prominentesten Fälle war die Entlassung des MSNBC-Analysten Matthew Dowd am Tag nach der Ermordung Kirks.

Geheimdienstmitarbeiter und Piloten beurlaubt

Verkehrsminister Sean Duffy sagte, dass mehrere Piloten von American Airlines nicht mehr fliegen dürfen. Auch Mitarbeiter von Delta Airlines seien suspendiert und Untersuchungen eingeleitet worden.

„Dieses Verhalten ist widerlich, und sie sollten gefeuert werden“, schrieb Duffy auf X als Reaktion auf die Nachricht von American Airlines. „Jedes Unternehmen, das für die Sicherheit der Reisenden verantwortlich ist, kann dieses Verhalten nicht tolerieren.“

Der Sprecher des Secret Service, Anthony Guglielmi, bestätigte in einer E-Mail an Epoch Times, dass der Dienst auf die Kommentare eines seiner Agenten aufmerksam gemacht wurde. Dieser sei mittlerweile beurlaubt. „Der US-Geheimdienst wird kein Verhalten tolerieren, das gegen unseren Verhaltenskodex verstößt“, sagte Guglielmi.

Auch die Influencerin Laura Loomer macht auf X mobil. Am Tag nach Kirks Tod schrieb sie: „(…) Ich werde meine Nacht damit verbringen, alle, die ich online finde und die seinen Tod feiern, berühmt zu machen. Bereiten Sie sich also darauf vor, dass Ihre gesamten beruflichen Zukunftspläne ruiniert werden, wenn Sie so krank sind, seinen Tod zu feiern. Ich werde euch wünschen lassen, ihr hättet niemals den Mund aufgemacht. Diese Menschen müssen in der Gesellschaft verurteilt werden, und es darf niemals einen Ort geben, an dem sie sich versammeln können, ohne sich für ihr Verhalten schämen zu müssen.“



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