Ex-Hamas-Geisel: Das ist absichtliches Verhungern – UN-Sicherheitsrat tritt zusammen

Die Anerkennung eines palästinensischen Staates sei das „Schlimmste, was Europa jetzt tun könnte“, sagt Tal Shoham. Er befand sich auch als Geisel bei der Hamas – und kennt den Ort, an dem das jüngste, erschreckende Video gedreht wurde. Shoham weiß: ein paar Meter weiter sitzt die Hamas und hat Essen. „Fleisch, Fisch, jede Menge Brot, alles, was sie brauchen.“ Heute trifft sich der UN-Sicherheitsrat zur Lage der Geiseln.
Titelbild
Erinnerung an von der Hamas entführte Geiseln im Gazastreifen.Foto: via dts Nachrichtenagentur
Epoch Times4. August 2025

In Kürze:

  • Eine ehemalige Geisel der Hamas äußert zu dem jüngsten Video mit Evyatar David: die Hamas hat genug Essen.
  • Er sah auch „viele Kisten mit humanitären Hilfsgütern, die die Hamas der Öffentlichkeit gestohlen hat, den Bewohnern von Gaza, und sie für sich behalten hat“.
  • CDU-Außenpolitiker Kiesewetter kritisiert die deutsche Nahost-Politik
  • Der UN-Sicherheitsrat trifft sich zu einer Dringlichkeitssitzung zu den im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

 

Angesichts der aktuellen Videos von israelischen Geiseln spricht der österreichisch-israelische Staatsbürger Tal Shoham, der 505 Tage in Geisel-Haft der Hamas war, von „absichtlicher Propaganda“ der Hamas.

Evyatar David, mit dem er zusammen in Gefangenschaft der Terroristen war, sei offenbar in einem „ganz, ganz schlechten Gesundheitszustand“, sagte er am Sonntag den „ARD-Tagesthemen“. Das sei „absichtliches Verhungern“, sagte Shoham weiter. Wenn er die Bilder sehe, „dann glaube ich wirklich, er hat nicht mehr viele Tage zu leben. Jedenfalls nicht unter den Umstanden.“ Er glaube nicht, „dass noch Hoffnung übrig ist“.

Es ist genug Essen da

„Ich habe den Tunnel wiedererkannt, es ist genau der Tunnel, in dem wir zusammen acht Monate lang festgehalten wurden. Und ich weiß, es ist eine Tatsache, dass nur ein paar Meter weiter, hinter den eisernen Türen, die den Tunnel verschließen, eine Gruppe der Hamas-Terroristen sitzt und in Mengen Essen hat. Fleisch, Fisch, jede Menge Brot, alles, was sie brauchen.“ Er selbst habe während seiner Gefangenschaft jeden Tag Kraft finden müssen, „aus mir heraus, aus meiner neuen Familie heraus, die sich im Tunnel gebildet hat“.

[etd-related posts=“4677486,5207775″]

Auf die Frage, was die Hamas mit dem Video von Evyatar David bezwecken wolle, antwortete Shoham: „Es wird aus dem Video ganz deutlich, dass das absichtliche Propaganda der Hamas ist, Evyatar und Rom in so schlechtem Zustand zu zeigen und sie mit Kindern in Gaza zu vergleichen.“

Hamas stiehlt „Kisten mit humanitären Hilfsgütern“

Er habe „viele Kisten mit humanitären Hilfsgütern gesehen, die die Hamas der Öffentlichkeit gestohlen hat, den Bewohnern von Gaza, und sie für sich behalten hat“.

Zur Anerkennung eines Palästinenser-Staates sagte Shoham: „Wir sehen, dass es der Hamas gut geht, wenn die europäischen Regierungen auf eine Anerkennung des palästinensischen Staates drängen“. Es wäre „das Schlimmste, was Europa jetzt tun könnte“.

Tal Shoham (m) wurde vor seiner Freilassung am 22. Februar 2025 in Rafah im südlichen Gazastreifen von der Terrororganisation Hamas auf einer Bühne vorgeführt, bevor er an das Rote Kreuz übergeben wurde. Foto: Abood Abusalama/Middle East Images/AFP via Getty Images

 

Die Bundeswehr hatte am Sonntag erneut Paletten mit Lebensmitteln und Medizin per Flugzeug über dem Gazastreifen abgeworfen. Bei den ersten beiden Flügen der Luftwaffe am Freitag, 1. August, gelangten 34 Paletten mit insgesamt knapp 14 Tonnen Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern in das Kriegsgebiet. Auch Spanien, Frankreich, Großbritannien sowie weitere westliche Länder hatten angekündigt, Hilfsgüter über dem Palästinensergebiet abzuwerfen.

Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, reihte sich indes in die Zahl der Kritiker der Luftbrücken ein. Diese würden die „sich verschlimmernde Hungersnot“ nicht beenden, erklärte er bei X. „Sie sind teuer, ineffizient und könnten ausgehungerte Zivilisten sogar töten.“ Zahlreiche weitere Hilfsorganisationen hatten die Abwurfsaktionen im Laufe der Woche aus denselben Gründen kritisiert.

Außenminister Johann Wadephul (CDU) sieht die Luftabwürfe nicht als einzige Maßnahme gegen die „absolut dramatische Lage“ in Gaza. Die Bundesregierung arbeite „unter Hochdruck daran, den etablierten humanitären Landweg mit den erfahrenen UN-Organisationen wieder aufzubauen, den die Luftabwürfe nicht ersetzen können“. Denn nur über den Landweg könnten „Hilfsgüter die Menschen in ausreichender Menge erreichen“.

[etd-related posts=“5207865,“]

Politische Lösung ohne Hamas

In seiner Reaktion auf die Videos betonten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ebenso wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dass die Hamas keine Rolle in der politischen Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern spielen dürfe. „Wir fordern die totale Demilitarisierung der Hamas, ihren kompletten Ausschluss von jeglicher Form der Regierung und die Anerkennung Israels durch den Staat Palästina“, erklärte der französische Präsident.

Die Bilder zeigten die „niederträchtige Grausamkeit“ und die „grenzenlose Unmenschlichkeit“ der Hamas, erklärte Macron. Er unterstrich, dass die unverzügliche Freilassung aller noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln für seine Regierung die „absolute Priorität“ habe.

Kiesewetter fordert Entwaffnung der Hamas

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter kritisiert derweil die Nahost-Politik der schwarz-roten Bundesregierung. „Warum wirft Deutschland Hilfspakete über Gaza ab, die laut Bundeskanzler bis zu 100 Prozent in Hamas-Hände fallen, also die direkte Unterstützung der Hamas bewirken?“ Die Bundesrepublik müsse unter Einbindung der arabischen Staaten eine Initiative zur Entwaffnung der Hamas anführen, forderte Kiesewetter.

Eine Perspektive für den Gazastreifen werde es nur geben, wenn die Hamas vollständig zerschlagen sei. „Das wäre wesentlich sinnvoller, als einseitig Israel zu kritisieren und gerade in der Stunde der Bewährung unsere Staatsräson als leere Worthülse dastehen zu lassen“, zitierte ihn der „Tagesspiegel“.

Und weiter: „Es gilt, unverbrüchlich an der Seite Israels zu stehen und die pro-palstinensischen israelfeindlichen Narrative in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu entlarven.“ Großbritannien und Frankreich erwägen, Palästina als Staat anzuerkennen. Deutschland bleibt hingegen zurückhaltend. Für Merz sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt.

UN-Sicherheitsrat tritt zusammen

Der UN-Sicherheitsrat kommt am Dienstag zu einer Dringlichkeitssitzung „über die schlimme Lage der Geiseln in Gaza“ zusammen. „Während eine weltweite Kampagne gegen den Staat Israel geführt wird, lassen Hamas-Terroristen die israelischen Geiseln hungern und misshandeln sie“, schrieb Danny Danon, israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, auf der Plattform X. Es sei an der Zeit, dass der UN-Sicherheitsrat die Taten der Hamas „unmissverständlich verurteilt“.

[etd-related posts=“5206183,5207390,“]

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Sonntag um Hilfe bei der Versorgung der im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln.

Die Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, das Rote Kreuz die Geiseln mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen zu lassen – jedoch nur unter weitreichenden Bedingungen. So müsse Israel eine umfassende und dauerhafte Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichen, teilte ein Sprecher der Al-Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Terrororganisation, auf Telegram mit.

Zudem müsse Israel jegliche Luftaufklärung während der Zeit einstellen, in der Hilfe zu den Geiseln gelangt.

Israel meldet Eintreffen von 23.000 Tonnen Hilfsgütern

Nach Angaben der israelischen Militärbehörde Cogat erreichten in den vergangenen sieben Tagen 23.000 Tonnen Hilfsgüter die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen auf dem Landweg. Sie seien von UN- und anderen Organisationen übernommen worden.

Laut Helfern und Augenzeugen werden die meisten Lkws von Bewohnern geplündert. UN-Organisationen beklagen zudem, dass die derzeit etwa 200 Lkw-Ladungen am Tag nicht ausreichten. Nach UN-Angaben droht eine Hungersnot. (dts/dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion