Explosionen in Doha: Israels Armee greift Hamas-Spitze in Katar an

Israels Armee hat die Führung der Hamas im Golfstaat Katar angegriffen. Ziel war vermutlich Al-Haja, der höchste Hamas-Führer im Ausland. Al-Haja hatte das Waffenruhe-Abkommen zu Jahresbeginn als Triumph über Israel beschrieben.
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Nach den Explosionen in der Hauptstadt Katars, Doha, am 9. September 2025. Ein israelischer Militärsprecher teilte AFP mit, dass das Militär am 9. September Luftangriffe auf Doha durchgeführt habe, um hochrangige Führer der palästinensischen Miliz Hamas zu treffen.Foto: Jacqueline Penney/AFPTV/AFP via Getty Images
Epoch Times9. September 2025

Israels Armee hat die Führungsspitze der islamistischen Hamas in Doha, der Hauptstadt des Golfstaats Katar, angegriffen. „Jahrelang leiteten diese Mitglieder der Hamas-Führung die Operationen der Terrororganisation, sind direkt für das brutale Massaker vom 7. Oktober verantwortlich und orchestrierten und steuerten den Krieg gegen den Staat Israel“, teilte das israelische Militär mit.

Nach den Angriffen warnt der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu „Terroristenführer“ vor Vergeltung. „Die Zeiten, in denen Terroristenführer irgendwo Immunität genießen können, sind vorbei“, sagte Netanjahu bei einer Veranstaltung in der US-Botschaft in Jerusalem.

Zum weiteren Verlauf des Kriegs im Gazastreifen sagte er, dieser könne „sofort“ beendet werden, wenn die Hamas dem US-Vorschlag für eine Waffenruhe zustimme.

Netanjahu fügte an, Israel habe dem am 7. September von US-Präsident Donald Trump bekanntgegebenen Vorschlag „grundsätzlich zugestimmt“, an dessen Anfang müsse die „sofortige Freilassung“ aller im Gazastreifen verbliebenen israelischen Geiseln stehen.

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Netanjahu: Angriff auf Hamas von Israel initiiert

Die politische Vertretung der Hamas befindet sich in Doha. Der Nachrichtenkanal „Al-Arabija“ berichtete, dass bei dem Angriff nach vorläufigen Informationen Chalil al-Haja getötet worden sei.

Al-Haja ist der höchste Hamas-Führer im Ausland, der auch die Hamas-Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit Israel um eine Waffenruhe leitet. Al-Haja hielt sich die meiste Zeit in Katar auf. Andere höhere Hamas-Funktionäre im Ausland leben ebenfalls zumeist in Katar oder in der Türkei.

Ein Hamas-Vertreter sagte dem katarischen Fernsehsender „Al-Dschasira“, die Führungsebene der islamistischen Palästinenserorganisation habe überlebt. Mehrere Menschen seien getötet worden, darunter der Sohn des Leiters des in Katar befindlichen Hamas-Verhandlungsteams, Chalil al-Hajja.

Antwort auf Attentat in Jerusalem

Israel übernahm laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die volle Verantwortung für den Angriff in Katar. „Die heutige Aktion gegen die führenden Terroristenführer der Hamas war eine völlig unabhängige israelische Operation. Israel hat sie initiiert, Israel hat sie durchgeführt“, hieß es in einer Stellungnahme von Netanjahus Büro.

Der Angriff sei eine direkte Antwort auf das vom bewaffneten Arm der Hamas beanspruchte Attentat mit sechs Toten an einer Bushaltestelle in Jerusalem vom Vortag, erklärte die israelische Regierung.

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Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Sicherheitskräfte nach dem Anschlag angewiesen, „sich für die Möglichkeit eines Angriffs auf Hamas-Anführer bereit zu machen“, hieß es einer von Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz veröffentlichten Erklärung.

Die USA seien im Vorfeld informiert worden, hieß es aus Regierungskreisen in Washington.

Waffenruhe im Januar war für al-Haja ein Triumph über Israel

Al-Haja hatte das Abkommen über eine Waffenruhe zu Jahresbeginn als Triumph über Israel beschrieben. „Unser Volk hat die erklärten und verborgenen Ziele der Besatzung vereitelt. Wir beweisen heute, dass die Besatzung unser Volk und seinen Widerstand niemals besiegen wird“, so al-Haja weiter.

Die im Januar in Kraft getretene Waffenruhe brach nach zwei Monaten zusammen. Israel hatte sich geweigert, im Zuge einer nächsten Phase der Waffenruhe über eine Beendigung des Krieges zu verhandeln, so wie es ursprünglich vereinbart gewesen war.

Die Massaker an Israelis vom 7. Oktober 2023 hatte al-Haja als Wendepunkt in der Geschichte der palästinensischen Sache bezeichnet, bei denen Israel ins Mark getroffen worden sei.

Die Hamas werde sich weiterhin daran ausrichten, Jerusalem und die Al-Aksa-Moschee Israel zu entreißen, sagte al-Haja. Er fügte hinzu: „Unser Feind wird von uns niemals einen Moment der Schwäche sehen.“

Reaktionen der arabischen Welt

Katar verurteilte den Angriff scharf. Dieser habe auf Wohngegenden gezielt, in denen Mitglieder des politischen Büros der Hamas wohnten, erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums Madschid al-Ansari. Er sprach von einem „eklatanten Verstoß gegen alle internationalen Rechte und Normen“ und einer „ernsthaften Gefahr für die Sicherheit“ der Bevölkerung in Katar.

Der saudiarabische Kronprinz und De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman erklärte nach einem Telefonat mit Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani, er habe Doha gegenüber seine volle Solidarität ausgedrückt. Er verurteilte den israelischen Angriff als „eklatanten“ Verstoß gegen das Völkerrecht, wie es in einer von der staatlichen saudiarabischen Nachrichtenagentur veröffentlichten Erklärung hieß.

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Kritik kam auch aus Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie von UN-Generalsekretär António Guterres. Dieser bezeichnete den Angriff als „eklatante Verletzung“ der Souveränität Katars.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den „brutalen israelischen Angriff“ ebenfalls als „eklatante Völkerrechtsverletzung, die die regionale Sicherheit und Stabilität gefährdet“, wie es in einer von der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa verbreiteten Erklärung seines Büros hieß.

Der mit der Hamas verbündete Islamische Dschihad bezeichnete den Angriff als „offensichtlich kriminellen Akt, der alle menschlichen Standards und Werte sowie die grundlegendsten Gesetze und Regeln des Völkerrechts verletzt“.

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmail Bakaei, sagte im Staatsfernsehen, der israelische Einsatz stelle eine „eklatante Verletzung aller internationalen Regeln“ dar sowie eine „Verletzung der nationalen Souveränität und territorialen Integrität Katars“. Teheran ist einer der wichtigsten Unterstützer der Hamas.

Vorherige Warnung aus Israel

Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hatte vor zehn Tagen Angriffe auf Hamas-Führer im Ausland angedroht. „Mit unseren Aktionen sind wir noch nicht fertig“, sagte er nach einem Angriff auf den Hamas-Sprecher Abu Obaida. „Die meisten Hamas-Führer sind im Ausland, und wir werden auch zu ihnen vordringen.“

Auch der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte gestern eine scharfe Warnung an die Hamas ausgesprochen. „Heute wird ein gewaltiger Hurrikan über den Himmel der Stadt Gaza hereinbrechen und die Dächer der Terror-Hochhäuser werden beben“, schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X.

„Dies ist die letzte Warnung an die Mörder und Vergewaltiger der Hamas in Gaza und in den Luxushotels im Ausland: Lasst die Geiseln frei und legt die Waffen nieder – oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet“, schrieb Katz weiter.

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Katar spielt wichtige Rolle für Hamas

Katar vermittelt zusammen mit Ägypten und den USA im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas. Die Verhandlungen um eine Waffenruhe kommen seit Monaten nicht voran.

Nach den Unruhen der arabischen Aufstände in der Region eröffnete die Hamas 2012 ein politisches Büro in Katar. Schon vorher war aus dem Golfemirat viel Geld an die Hamas geflossen, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernommen hatte. Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel wurden Forderungen an die Regierung Katars lauter, das Büro zu schließen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren hat Israel bereits zahlreiche ranghohe Hamas-Anführer und Kommandeure im Gazastreifen getötet, unter ihnen Jihia al-Sinwar und Mohammed Deif. Den damaligen politischen Führer der Hamas, Ismail Hanija, tötete Israel bei einem Anschlag in Teheran.

(dpa/afp/red)



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