Trump will Frieden in der Ukraine – Russen sind geteilter Meinung

Viele Russen halten US-Präsident Donald Trump für eine starke Führungspersönlichkeit. Doch ebenso halten sie ihn für unberechenbar, so ein Analyst. Die Erwartungen aus Trumps erster Präsidentschaft hätten sich nicht erfüllt.
Bereits wenige Stunden nach seiner Amtseinführung hatte Donald Trump (r) angekündigt, er wolle möglichst schnell mit Putin (l) reden. (Archivbild)
Donald Trump (r.) teilte mehrfach mit, den Ukraine-Krieg schnell beenden zu wollen. Dazu gehört auch, die diplomatische Beziehung zu Wladimir Putin (l.) und Russland wieder zu verbessern.Foto: Susan Walsh/AP/dpa
Von , 2. März 2025

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Der US-amerikanische Präsident Donald Trump ist im vergangenen Monat mit dem Versprechen ins Weiße Haus zurückgekehrt, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu beenden. Dieser dauert schon mehr als drei Jahre an.

Die US-Regierung strebt dazu einen entgegenkommenden Ansatz gegenüber Moskau und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an.

Schulterschluss von Trump mit Russland

Am 27. Februar sagte Putin, die ersten Kontakte Moskaus mit der neuen US-Regierung unter Trump hätten „gewisse Hoffnungen geweckt“. Am selben Tag trafen sich Vertreter der USA und Russlands in Istanbul. Sie vereinbarten eine Reihe von Maßnahmen, um die Beziehungen nach Jahren der Feindschaft zu normalisieren.

Zwei Wochen zuvor hatten Putin und Trump ein wegweisendes Telefongespräch geführt, das Letzteres anschließend als „langwierig und äußerst produktiv“ bezeichnete.

Am nächsten Tag forderte Trump die Wiederaufnahme Russlands in die Gruppe der G-7-Staaten (ehemals G8). Moskau hatte sich 2017 aus dieser Gruppe zurückgezogen, nachdem seine Mitgliedschaft drei Jahre zuvor ausgesetzt worden war. „Ich würde sie gerne wieder dabeihaben“, sagte Trump vor Reportern. „Ich denke, es war ein Fehler, sie rauszuschmeißen.“

Russland „geteilter Meinung über Trump“

Sergej Schoigu, Chef des russischen Sicherheitsrates, bezeichnete Trumps versöhnliche Haltung gegenüber Moskau als „revolutionär“.

„Wir werden sehen, was hier passiert, und wir werden entsprechend reagieren“, sagte Schoigu in einer von der russischen Nachrichtenagentur TASS am 12. Februar zitierten Äußerung.

Laut Stanislav Aleksandrovich Pritchin, einem russischen Politikanalysten, deckt sich Schoigus vorsichtiger Optimismus weitgehend mit der öffentlichen Meinung in Russland.

„Während Trumps erster Amtszeit waren die Erwartungen [in Russland] hoch, dass sich die bilateralen Beziehungen positiv entwickeln würden“, so Pritchin gegenüber The Epoch Times in den USA. „Aber das hat sich nicht so erfüllt“, sagte er.

„Deswegen ist die russische Öffentlichkeit immer noch geteilter Meinung über Trump“, fügte Pritchin hinzu, der am Moskauer Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen die Abteilung für Zentralasien leitet.

Politologe: Hohe Erwartung an Trumps Ansatz

Ferit Temur, ein auf eurasische Angelegenheiten spezialisierter türkischer Politologe, sagte, die öffentliche Wahrnehmung von Trump in Russland sei „im Allgemeinen positiv“.

„Es besteht die Erwartung, dass Trumps Ansatz effektiv sein wird, um eine Lösung für die Ukraine-Frage zu finden – zu Moskaus Gunsten“, sagte Temur gegenüber The Epoch Times. Der Politologe hat sowohl in Russland als auch in der Ukraine studiert und gearbeitet.

Am 18. Februar fand in der saudischen Hauptstadt Riad eine erste Gesprächsrunde zwischen Vertretern der USA und Russlands statt. Dabei ging es auch um mögliche Wege zur Beendigung des Konflikts.

Seitdem haben beide Seiten wiederholt erklärt, dass die Vorbereitungen für ein persönliches Treffen zwischen Putin und Trump im Gange sind. „Die erste Phase der Verhandlungen in Riad und Trumps positive Äußerungen gegenüber Russland wurden von der russischen Öffentlichkeit gut aufgenommen“, sagte Pritchin. „Sie haben eine Grundlage für Optimismus im Hinblick auf kommende Gespräche und eine mögliche Lösung der Ukraine-Krise geschaffen.“

Pritchin betonte jedoch auch, dass die beiden Seiten weiterhin „unterschiedliche Vorstellungen“ in Bezug auf „bestimmte Aspekte der internationalen Beziehungen“ hätten. „Deshalb“, so fügte er hinzu, „sind sich einige Russen – insbesondere Experten – nicht ganz sicher, ob diese Schritte [der Trump-Regierung] zu einer vollständigen Wiederherstellung der Beziehungen führen werden“.

Russen wollen Frieden

Erst kürzlich sprach der Osteuropaexperte und Vorsitzende der Eurasischen Gesellschaft, Alexander Rahr, davon, dass in der russischen Bevölkerung eine gewisse Kriegsmüdigkeit herrsche. Ebenso bestehe der Wunsch nach Frieden. „Die Mehrheit der Russen will den Frieden.“ Dies spiegele sich auch in aktuellen Umfragen wider.

„Aber die Mehrheit der Russen will auch keine Niederlage“, sagte Rahr. Putin werde aus der Notwendigkeit heraus unterstützt, den Krieg nicht zu verlieren, so der Politikwissenschaftler. „Das ist eine ernsthafte Sache. Dahingehend sind die Russen Patrioten.“

Im Februar 2022 marschierte Russland in die Ostukraine ein und annektierte die vier Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Diese werden von Moskau nun als russisches Staatsgebiet betrachtet.

Nach Angaben Moskaus zielte die „spezielle Militäroperation“ in der Ukraine darauf ab, ethnische Russen zu schützen und die Osterweiterung der NATO zu stoppen. Moskau behauptet zudem, dass der „Maidan“-Aufstand in Kiew 2014, der den prorussischen Präsidenten der Ukraine von der Macht verdrängte, ein von den USA inszenierter „Staatsstreich“ war. Er wird auch als „farbige Revolution“ bezeichnet.

Russland will den aktuellen Krieg erst dann beenden, wenn die Ukraine ihre Truppen aus den von Russland beanspruchten Regionen zurückzieht. Zudem soll es Garantien geben, dass die Ukraine niemals der NATO beitreten wird.

Der Realität ins Auge sehen

Am 26. Februar sagte Trump, er werde sich in den anstehenden Gesprächen mit Russland „sehr bemühen“, um sicherzustellen, dass die Ukraine „so viel [Gebiet] wie möglich zurückerhält“. In früheren Äußerungen haben Mitglieder von Trumps außenpolitischem Team jedoch eingeräumt, dass jede künftige Einigung den „Realitäten“ auf dem Schlachtfeld Rechnung tragen müsse.

Kurz vor Trumps Amtsantritt erklärte sein nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz gegenüber ABC News: „Ich glaube nicht, dass es realistisch ist zu sagen, dass wir jeden Russen von jedem Zentimeter ukrainischen Bodens vertreiben werden.“ Laut Waltz hat auch Trump „diese Realität anerkannt“.

Seit seiner Rückkehr ins Amt hat Trump eine Reihe von Erklärungen abgegeben, in denen er andeutete, dass Moskaus Bedenken gegen die NATO-Erweiterung berechtigt seien.

„Lange vor Präsident Putin haben sie [die Russen] gesagt, dass sie das auf keinen Fall zulassen würden“, sagte der US-Präsident am 12. Februar vor Reportern. Damit bezog er sich auf die Präsenz der NATO an Russlands Grenzen – etwas, das Moskau seit Langem als „rote Linie“ betrachtet. „Sie sagen das schon seit Langem, dass die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen werden kann“, fügte er hinzu. „Und ich habe kein Problem damit.“

Am 26. Februar ging Trump noch weiter und sagte, die Ukraine könne einen Beitritt zum westlichen Bündnis „vergessen“.

Pritchin: „Schwierig, einen Kompromiss zu finden“

Pritchin bezeichnete Trumps Anerkennung der russischen Sicherheitsbedenken – was die NATO-Erweiterung betrifft – als ein „sehr positives“ Zeichen. „Allerdings gibt es einige europäische Staats- und Regierungschefs, denen dieses Verständnis fehlt und die weiterhin eine Politik verfolgen, die Russland bedroht“, äußerte der Politikanalyst.

„Selbst bei einer besseren Verständigung zwischen Russland und den Vereinigten Staaten wird es schwierig sein, in diesem Dreieck Russland-EU-USA einen Kompromiss zu finden“, fügte Pritchin hinzu. „Aus diesem Grund bleibe ich skeptisch, was die kurzfristigen Aussichten auf die Schaffung einer stabilen Sicherheitsarchitektur in Europa angeht.“

Temur zufolge könnten die jüngsten Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung unter Trump und Washingtons traditionellen Verbündeten in Europa Russland ermöglichen, „seine regionalen und globalen Interessen zu maximieren“.

Trump stark, aber „impulsiv“

Die russische Öffentlichkeit sieht von Trump eine positive wie auch eine negative Seite. „Er wird als starke Führungspersönlichkeit angesehen, die schwierige Entscheidungen treffen kann“, sagte Pritchin. „Aber er ist nicht konsequent oder systematisch.“ Pritchin fügte hinzu: „Er ist impulsiv und kann leicht seine Meinung ändern, was eine Atmosphäre der Unberechenbarkeit schafft. Daher sind die Erwartungen der russischen Öffentlichkeit zurückhaltend.“

Pritchin nannte Trumps stürmische Beziehungen zum ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj als Beispiel für die scheinbare Inkonsequenz des US-Präsidenten.

Am 19. Februar bezeichnete Trump Selenskyj als „Diktator ohne Wahlen“ und forderte Kiew später auf, Neuwahlen abzuhalten. Ebenso sei der ukrainische Staatsführer „unbeliebt“.

Selenskyj deutete an, dass Trump durch russische „Desinformation“ getäuscht worden sei. Pritchin zufolge waren viele Russen erfreut über Trumps Einschätzung des ukrainischen Staatsführers als „Diktator“. Moskau habe „immer wieder betont, dass es unmöglich sei, Abkommen mit ihm zu unterzeichnen, weil er nicht der rechtmäßige Präsident sei“.

Pritchin wies hierbei auf „eine weitere Kehrtwende von Trump“ hin, da dieser jetzt seine Ansicht zu Selenskyj geändert hat. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Keir Starmer am 27. Februar wurde Trump von einem Reporter gefragt, ob er Selenskyj immer noch als „Diktator“ betrachte. „Habe ich das gesagt?“, antwortete Trump. „Ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe.“

Wortgefecht im Weißen Haus

Am nächsten Tag traf sich Selenskyj mit Trump im Oval Office. Die Staatsoberhäupter wollten ein Rohstoffabkommen bezüglich ukrainischer Bodenschätze unterzeichnen.

Dieses Treffen wurde jedoch von einem hitzigen Streit überschattet, in dem Selenskyj Trumps jüngste Annäherungsversuche an Moskau und Putin offen infrage stellte.

Trump beschuldigte den ukrainischen Staatschef daraufhin, „mit dem Dritten Weltkrieg zu spielen“. Ebenfalls warnte er davor, dass Kiew Gefahr laufe, die Unterstützung der USA zu verlieren, wenn es sich weigere, Kompromisse für den Frieden einzugehen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Russians React to Trump’s Peace Overtures With Cautious Optimism“. (Deutsche Bearbeitung mf)

 

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion