Geiselnehmer Olofsson gestorben: Das Gesicht hinter dem „Stockholm Syndrom“:

Der schwedische Bankräuber Clark Olofsson, der 1973 vier Menschen als Geiseln nahm und für die Entstehung des Begriffs „Stockholm-Syndrom“ mitverantwortlich war, ist tot. Olofsson sei nach längerer Krankheit mit 78 Jahren in einem Krankenhaus gestorben, teilte seine Familie am Donnerstag dem schwedischen Onlinemedium Dagens ETC mit.
Olofsson war einer der bekanntesten Wiederholungstäter seines Landes. Er wurde wegen einer ganzen Reihe von Straftaten verurteilt, darunter Raub, versuchter Mord, Drogenhandel und Körperverletzung, und verbrachte mehr als die Hälfte seines Lebens im Gefängnis. Sein Leben wurde in der Netflix-Serie „Clark“ von 2022 erzählt.
Bekannt war er vor allem wegen seiner Rolle beim Überfall auf die Kreditbanken in Stockholm am 23. August 1973. Ein anderer Bankräuber, Jan-Erik Olsson, hatte die Bank überfallen und vier Angestellte in seine Gewalt gebracht, drei Frauen und einen Mann. Vor dem Gebäude drängten sich Polizisten und Medien.
Eine der ersten großen Liveübertragungen
Der unter Drogen stehende Olsson, bekannt als „Janne“, forderte drei Millionen Kronen und die Freilassung des berüchtigten Bankräubers Clark Olofsson aus dem Gefängnis. Die Regierung ging darauf ein und brachte Olssons Kumpanen zu Kreditbanken.
Das ganze Land verfolgte vor dem Fernseher gebannt die Geiselnahme. Es war eine der ersten großen Liveübertragungen in Schweden.
Eine der Geiseln, Kristin Enmark, beschrieb später in ihrem Buch „Ich wurde das Stockholm-Syndrom“, sie habe in Olofsson ihren Retter gesehen. „Er versprach, dafür zu sorgen, dass mir nichts passiert, und ich beschloss, ihm zu glauben“, schrieb sie. „Ich war 23 Jahre alt und hatte Angst um mein Leben.“
Enmark telefonierte während der Geiselnahme mehrmals mit den Behörden und schockierte die Öffentlichkeit, als sie die Bankräuber verteidigte.
„Ich habe kein bisschen Angst vor Clark und dem anderen Typen. Wissen Sie, wovor ich mich fürchte? Dass die Polizei uns etwas antut, dass sie die Bank stürmt“, sagte sie dem damaligen Regierungschef Olof Palme am Telefon. „Ob Sie’s glauben oder nicht, wir haben eine wirklich nette Zeit.“ Sie würden sich „Geschichten erzählen“ und Dame spielen, berichtete Enmark.
Am sechsten Tag beendete die Polizei das Geiseldrama. Sie bohrte ein Loch in das Dach der Bank und versprühte Tränengas. Olsson und Olofsson ergaben sich und die Geiseln kamen frei. Später weigerten sie sich, gegen ihre Geiselnehmer auszusagen.
Experten debattierten seitdem über die Frage, ob es sich bei dem „Stockholm-Syndrom“ um einen tatsächlichen psychiatrischen Zustand handelt. Einige argumentieren, dass es sich um einen Schutzmechanismus handelt, um eine traumatische Situation zu bewältigen. (afp)
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