George Simion vor Wahlsieg: Europa schaut nach Bukarest

Rumänien wählt am Sonntag erneut seinen Präsidenten – mitten in einer schweren politischen Krise. George Simion liegt in den Umfragen klar vorn. Kommt eine Annäherung an Ungarn, die Slowakei und Trump oder Brüssel und die NATO?
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George Simion hat gute Chancen, am Sonntag den ersten Wahlgang zur Präsidentenwahl in Rumänien zu gewinnen.Foto: Daniel Milhaulescu/AFP via Getty Images
Von 4. Mai 2025

Am Sonntag wählen die Rumänen ihren Präsidenten. Europa blickt gespannt auf die Wiederholungswahl, die nach dem Ausschluss von Georgescu erfolgt. Zur Wahl stehen elf Kandidaten, davon gelten fünf Politiker als realistische Anwärter auf das Amt. Das sind:

  • George Simion, ein euroskeptischer Nationalist;
  • Nicușor Dan, Bürgermeister von Bukarest;
  • Crin Antonescu, ein erfahrener Zentrist und ehemaliger Premierminister;
  • Victor Ponta, ein weiterer ehemaliger Premierminister und Trump-Unterstützer; und
  • Elena Lasconi, die Zweitplatzierte der annullierten Wahl 2024.

Wenn kein Kandidat mehr als die Hälfte der Stimmen gewinnt, findet am 18. Mai eine Stichwahl statt.

Politische Krise nach Wahlannullierung

Rumänien steckt seit November in einer politischen Krise. Damals gewann der nationalistische Kandidat Călin Georgescu den ersten Wahlgang. Daraufhin wurde die Wahl annulliert und Georgescu von der diesmaligen Wahl ausgeschlossen. Seine Beschwerde dagegen wurde vom Verfassungsgericht abgelehnt. Daraufhin wies die Wahlkommission die Kandidatin Diana Sosoaca ebenfalls ab.

Es wird ein enges Rennen erwartet. In einer Umfrage Ende April führte George Simion mit 29 Prozent vor Crin Antonescu (26 Prozent) und Nicusor Dan (23 Prozent). Beide kämpfen am Sonntag darum, gegen Simion in die Stichwahl einzuziehen.

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Die fünf Spitzenkandidaten

Der aktuelle Favorit ist Simion. Der 38-jährige Anführer der Alliance for Uning Romanians (AUR) unterstützt US-Präsident Trump und landete bei der vergangenen Wahl mit fast 14 Prozent der Stimmen auf Platz vier.

Der AUR-Anführer positionierte sich deutlich für Georgescu. Die Annullierung der Wahl bezeichnete Simion als „Putsch“. Gleichzeitig rief er damals zur Ruhe auf und dazu, „nicht auf die Straße zu gehen“. Er kritisierte die Höhe der an die Ukraine gesendeten Hilfsgelder und nannte den russischen Präsidenten Wladimir Putin einen „Kriegsverbrecher“.

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Der zweite Kandidat Nicușor Dan ist seit mehreren Jahren Bürgermeister der Hauptstadt Rumäniens, er kandidiert als unabhängiger Zentrist, ist pro-EU und pro-NATO. Im Wahlkampf konzentrierte er sich auf die Bekämpfung von Korruption und die Beseitigung von Bürokratie. Er unterstützt die Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 3,5 Prozent und die weitere Unterstützung der Ukraine.

Ähnlich positionierte sich Crin Antonescu, ein früherer Führer der Regierungskoalition und der Nationalen Liberalen Partei (PNL). Der 65-Jährige befürwortet die Erhöhung der Verteidigungsausgaben, die fortgesetzte Unterstützung der Ukraine und die feste Verankerung Rumäniens in der EU und der NATO.

Victor Ponta, der im Jahr 2015 als Premierminister nach einem tödlichen Brand in einem Nachtclub zurücktrat, beschreibt sich als „Rumenia-First“-Kandidat. Er unterstützte Georgescu, steht für Donald Trump ein und gilt als Nationalist.

Elena Lasconi bezeichnete die Absage der vorherigen Wahl als „Putsch“. Die Bürgermeisterin in Zentralrumänien wurde bei jener Wahl Zweite. Seither zog ihre Partei die Unterstützung für sie zugunsten Nicușor Dan zurück.

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Distanz zu Brüssel – Nähe zu Fico und Orbán

Antonescu und Dan vertreten einen klar proeuropäischen Kurs. Beide unterstützen die Ukraine und fordern weitere militärische Hilfe. Sie betonen die Notwendigkeit, sich stärker an Europa zu orientieren, statt in den Nationalismus oder den Einflussbereich Moskaus zu geraten.

Oliver Jens Schmitt von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften warnt vor geopolitischer Verschiebung, sollte Simion gewinnen. Ein Präsident Simion könnte Rumänien zwischen proeuropäischen und prorussischen Tendenzen schwanken lassen.

Schmitt sieht die Gefahr, dass Rumäniens Beziehung zu Brüssel abkühlt und sich das Land stärker an Victor Orbán in Ungarn und Robert Fico in der Slowakei orientiert.

Simion als Bewunderer Trumps

George Simion pflegt eine enge ideologische Nähe zu Donald Trump und dessen „Make America Great Again“-Bewegung, wie das Magazin „Politico“ schreibt.

Simion präsentiert sich offen als Bewunderer Trumps: Er trägt öffentlich Trump-Baseballkappen und hat sich mit ehemaligen Trump-Beratern wie Steve Bannon und Jack Posobiec getroffen. Im Februar 2025 nahm er an der Conservative Political Action Conference (CPAC) in den USA teil und traf dort internationale rechte Persönlichkeiten wie Nigel Farage und Eduardo Bolsonaro.

Trotz seiner Kritik an der EU befürwortet Simion den Verbleib Rumäniens in der NATO und betont die Bedeutung der US-amerikanischen Militärpräsenz im Land. Er sieht sich als Verteidiger rumänischer Interessen gegen eine „korrupte Elite“ – was an Trumps Rhetorik erinnert.

Ähnlich wie in Deutschland ist das Amt des Präsidenten in Rumänien zwar vorwiegend repräsentativ. Besonders in der Außenpolitik könnte es jedoch einflussreich sein.



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