Gewalt im südlichen Syrien: Regierung verkündet Waffenruhe

Nach Gewalt im südlichen Syrien mit Dutzenden Toten hat die Regierung in Damaskus eine Waffenruhe verkündet. Es gelte eine „vollständige Waffenruhe nach einer Einigung mit den Würdenträgern“ im Ort Suwaida, teilte Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra mit.
„Wir werden nur auf Beschuss antworten und uns um Angriffe verbotener Gruppen kümmern“, teilte er der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge mit. Dies gelte für „alle Einheiten“ der syrischen Regierungstruppen.
Die Truppen sind im Süden vorgerückt, nachdem es dort seit Sonntag zu Gewalt zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen-Clans gekommen war.
Ausgangssperre ab 8 Uhr
Die Truppen würden Zivilisten beschützen und die Sicherheit wiederherstellen, teilte Ahmed al-Dalati, Kommandeur für innere Sicherheit in der Provinz, mit. Er verkündete eine Ausgangssperre in dem Ort ab 8:00 Uhr früh. Anwohner sollten in ihren Häusern bleiben, diese berichteten von Explosionen und Schüssen mit Maschinengewehren.
Begonnen hatte die Gewalt in der südlichen Provinz nach einem Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstraße zwischen Damaskus und Suwaida. Angehörige örtlicher Stämme errichteten demnach einen Kontrollpunkt, an dem sie den jungen Mann gestoppt haben sollen, brutal schlugen und ausraubten. Daraufhin hätten drusische Kämpfer ihrerseits Beduinen entführt, was in der Gegend schließlich zu Gewalt geführt habe.

Das Verteidigungsministerium schickte Militäreinheiten, um die Gewalt zu beenden. Foto: Malek Khattab/AP/dpa
Das Verteidigungsministerium schickte Militäreinheiten, um die Gewalt zu beenden. Die Truppen kämpften dabei an der Seite der Beduinen, teilte die Beobachtungsstelle mit, die von Mörserbeschuss und Drohnenangriffen berichtete.
Die Angehörigen der religiösen Minderheit der Drusen leben neben Syrien vor allem in Israel, Jordanien und im Libanon. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee – der jüdische Staat sieht sie als Verbündete.
Bei der Gewalt zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen wurden laut der Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte seit Sonntag mehr als 100 Menschen getötet und rund 200 weitere verletzt, darunter auch Kinder. Die Zahlen sind nicht unabhängig überprüfbar.
Drusen gespalten über weitere Schritte
Die geistliche Führung der Drusen in Suwaida begrüßte die Ankunft der Truppen. Drusische Milizen sollten die Waffen niederlegen und mit den Truppen zusammenarbeiten, forderte die geistliche Führung in einer Mitteilung. Würdenträger aus der Gegend bemühten sich, eine Waffenruhe durchzusetzen.
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Einer der drei wichtigsten geistlichen Anführer der Drusen in Syrien, Hikmat al-Hidschri, rief seine Unterstützer dagegen zum Kampf gegen die Regierungstruppen auf. Drusischen Vertretern zufolge war der gewaltsame Einmarsch der Regierungstruppen in der Region nicht vorab vereinbart.
In Syrien wurde vor einem halben Jahr der langjährige Machthaber Baschar al-Assad gestürzt, der das Land 2011 in einen mehr als zehn Jahre langen Bürgerkrieg geführt hatte. Die neue Regierung von Präsident Ahmed al-Scharaa hat die Kontrolle in Damaskus übernommen und ist bemüht, im Land Stabilität herzustellen. In den vergangenen Monaten kam es trotzdem zu einigen Kämpfen zwischen Volksgruppen und Milizen und auch zu Terroranschlägen. (dpa/red)
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