Gewaltkriminalität, Obdachlosigkeit und Fentanyl in Washington: Was steckt dahinter?

US-Präsident Trump will die Landeshauptstadt Washington sicherer machen. Während die Genauigkeit der Polizeistatistik infrage gestellt wird, unterstützt die Polizeigewerkschaft der Polizei Trumps Eingreifen. 2023 starben in der Stadt allein 523 Menschen an Überdosen von Drogen wie Fentanyl – mehr Menschen als in jedem anderen US-Bundesstaat außer West Virginia.
Titelbild
Polizisten untersuchen am 11. August 2025 das Fahrzeug eines Verdächtigen in der South Capitol Street in Washington, D.C.Foto: Alex Wong/Getty Images
Von 14. August 2025

In Kürze:

  • Seit Jahresbeginn gab es 100 Tötungsdelikte in Washington, D.C.
  • Gegen einen Polizeikommandanten wird wegen möglicher Manipulation der Kriminalitätszahlen ermittelt.
  • 2022 starben in der Hauptstadt mehr Menschen als in jedem US-Bundesstaat außer West Virginia an Überdosen von Drogen wie Fentanyl.

 

Nach mehreren aufsehenerregenden Gewaltverbrechen in Washington, D.C. hat US-Präsident Donald Trump die Kontrolle über die Polizeibehörde übernommen und die Nationalgarde aktiviert.

Auf einer Pressekonferenz am Montag, 11. August, erklärte Trump, er werde „die Hauptstadt unseres Landes vor Verbrechen, Blutvergießen, Chaos und Elend retten“. Dazu rief er einen Notstand der öffentlichen Sicherheit aus.

Die Äußerungen und Maßnahmen des Präsidenten lösten eine Debatte über das Ausmaß der Gewaltverbrechen und der Obdachlosigkeit in der Stadt aus.

Zu den Opfern von Gewaltkriminalität gehörte auch ein Mitarbeiter des Department of Government Efficiency (DOGE), der blutüberströmt auf der Straße zurückgelassen wurde.

Unterdessen stoßen sinkende Zahlen bei Gewaltverbrechen in einer Stadt, die für ihre hohe Mordrate bekannt ist, auf Skepsis in der Polizeigewerkschaft. Sie behauptet, diese seien manipuliert worden.

Präsident Trump vs. Bürgermeisterin Bowser

Am 10. August schrieb Trump auf Truth Social, die örtlichen Obdachlosen müssten „sofort wegziehen“, und fügte hinzu: „Wir werden euch Unterkünfte geben, aber weit weg von der Hauptstadt.“ Und: „Ihr Kriminellen, ihr müsst nicht wegziehen. Wir werden euch ins Gefängnis stecken, wo ihr hingehört“, fügte er hinzu.

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Gemäß dem Home Rule Act von Washington, D.C. kann der Präsident im Notfall für 30 Tage die Kontrolle über das Metropolitan Police Department (MPD) übernehmen. Für eine längere Übernahme wäre die Zustimmung des Kongresses erforderlich.

Während ihrer eigenen Pressekonferenz sagte die demokratische Bürgermeisterin der US-Hauptstadt, Muriel Bowser, dass der Anstieg der Gewaltverbrechen nach Corona durch neue Gesetze und „Maßnahmen, die Gewalttäter von unseren Straßen geholt und unseren Polizisten mehr Werkzeuge an die Hand gaben“, bekämpft worden sei.

Die Bürgermeisterin von Washington, D.C., Muriel Bowser, spricht am 30. Januar 2025 bei einer Pressekonferenz am Reagan National Airport in Arlington, Virginia. Foto: Ting Shen/AFP via Getty Images

Sie sagte, sie habe bisher von der Regierung keine weiteren Einzelheiten zu den Plänen für die Obdachlosen der Stadt erhalten.

Opfer in Regierungskreisen

Trump bezog sich auf seiner Pressekonferenz auf die jüngsten Gewaltverbrechen in Washington, die auch Regierungsmitarbeiter betroffen haben.

Anfang des Monats wurde der 19-jährige Edward Coristine, eine zentrale Figur bei DOGE, bei einem versuchten Autoraub um 3 Uhr morgens von zehn Jugendlichen in der Nähe des historischen Stadtviertels DuPont Circle angegriffen.

Laut einem Polizeibericht, der der Epoch Times vorliegt, sagte Coristine, er habe seine Freundin ins Auto gestoßen und „sich dann um die Täter gekümmert“. Die Jugendlichen flohen, als die Polizei eingriff. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.

Auf X lobte DOGE-Mitarbeiter Marko Elez seinen Kollegen und sagte, er habe „eine junge Frau vor einem versuchten Autodiebstahl geschützt“. Trump sagte auf der Pressekonferenz, er könne „nicht glauben, dass er noch lebt“.

Der Präsident verwies auch auf den Tod des 21-jährigen Eric Tarpinian-Jachym, der am 30. Juni erschossen wurde. Tarpinian-Jachym, ein Student der University of Massachusetts, war Praktikant bei dem republikanischen Abgeordneten Ron Estes. Die Polizei von Washington geht davon aus, dass er bei der Schießerei, bei der zudem zwei weitere Personen verletzt wurden, ein unbeteiligter Passant war.

Die Polizei und das FBI haben eine Belohnung von insgesamt 40.000 US-Dollar für Hinweise zur Aufklärung der Tötung ausgesetzt.

Zahlen zur Gewaltkriminalität

Bis zum 12. August zählte die Metropolitan Police seit Jahresbeginn 100 Tötungsdelikte in der Stadt. Im Vorjahr waren es in diesem Zeitraum 112, die Zahl ging daher etwas zurück.

Im Jahr 2024 gab es über 180 Tötungsdelikte in D.C., was einer Mordrate von 27,3 pro 100.000 Einwohner entspricht. Damit lag die Hauptstadt Washington laut einer Analyse des Rochester Institute of Technology auf Platz vier unter den größten Städten des Landes, hinter St. Louis, New Orleans und Detroit.

Die gemeldeten Fälle von sexuellen Übergriffen, Raubüberfällen und Angriffen mit tödlichen Waffen gingen laut Polizeistatistik im Jahr 2025 zurück.

Angehörige des Militärs am 12. August 2025 in Washington, D.C. Foto: Kayla Bartkowski/Getty Images

Ein Polizeibericht über Autodiebstähle zeigt jedoch einen Anstieg nach dem Jahr 2018 und einen massiven Sprung im Jahr 2023. Im Juni jenes Jahres wurden 140 Autodiebstähle verzeichnet. Seitdem sind Autodiebstähle tendenziell zurückgegangen und erreichten im April 2025 mit 17 Fällen und im Juli mit 16 Fällen wieder das Niveau von 2018. Im Mai wurden 50 und im Juni 36 Fälle gemeldet.

Angeblich manipulierte Zahlen

Im Januar 2025 präsentierte US-Staatsanwalt Matthew Graves die neuesten Zahlen zur Gewaltkriminalität in D.C. und erklärte, dass die Daten aus dem Jahr 2024 ein 30-Jahres-Tief zeigten. Sein Büro führte den Rückgang auf gezielte Polizeiarbeit gegen Drogenhandel und Anklagen in Fällen mit Waffenbesitz zurück.

Mittlerweile läuft eine Untersuchung gegen einen Polizeibeamten. Der Nachrichtensender „NBC4 Washington“ berichtete, dass der frühere Kommandant des 3. Distrikts, Michael P., beurlaubt wurde, während gegen ihn wegen möglicher Manipulation der Kriminalstatistik ermittelt wird. In einer E-Mail an Epoch Times bestätigte Sean Hickman von der Metropolitan Police die Beurlaubung. Zu laufenden internen Ermittlungen und Personalangelegenheiten werde er sich nicht äußern.

Gab es interne Anweisungen, Straftaten herabzustufen?

Die Polizeigewerkschaft stellt die Kriminalitätsstatistik infrage.

Greggory Pemberton, Vorsitzender der örtlichen Fraternal Order of Police, sagte, Polizeikommandanten hätten die Untergebenen angewiesen, Straftaten bei der Aufnahme von Anzeigen von Opfern herabzustufen. Die Fraternal Order of Police ist der größte Berufsverband US-amerikanischer Polizisten. Pemberton sagte:

„Anstatt also eine Anzeige wegen Schießerei, Messerstecherei oder Autodiebstahls aufzunehmen, wird der Beamte angewiesen, eine Anzeige wegen Diebstahls, der Einlieferung einer verletzten Person ins Krankenhaus oder einer schweren Körperverletzung aufzunehmen – was eine ganz andere Klassifizierung darstellt.“

Gegenüber Epoch Times erklärte Polizeichefin Pamela A. Smith: „Jede Unregelmäßigkeit in der Kriminalitätsstatistik, die mir zur Kenntnis gebracht wird, wird umgehend behandelt.“

„Ich dulde keine offizielle Neuklassifizierung von Straftaten außerhalb der Richtlinien der MPD. Jeder Vorwurf dieses Verhaltens wird im Rahmen unserer internen Prozesse behandelt, um sicherzustellen, dass diese Beamten zur Rechenschaft gezogen werden“, fügte sie hinzu.

Polizeigewerkschaft unterstützt Trumps Übernahme

Pemberton sprach sich für Trumps Maßnahmen aus. „Wir stimmen dem Präsidenten uneingeschränkt zu, dass die Kriminalität im District of Columbia außer Kontrolle ist und etwas dagegen unternommen werden muss“, sagte er auf „Fox News“.

Im Jahr 2020 verabschiedete die Stadt ein umfassendes Gesetz zur Rechenschaftspflicht der Polizei. Unter anderem änderte das Gesetz die Disziplinarmaßnahmen für Beamte und richtete eine Kommission für Polizeireformen ein. Pemberton erklärt dazu, dass das rechtliche Umfeld seit 2020 Polizisten „die Hände gebunden hat“.

Die Zahl der vereidigten Polizeibeamten in Washington, D.C. sank von 3.799 im Jahr 2020 auf 3.181 Anfang August 2025. „Wir freuen uns über jede Hilfe, die wir bekommen können“, sagte Pemberton auf „News Nation“.

Die Obdachlosen

Auf der Pressekonferenz versprach Trump, er und sein Team würden bald „Obdachlosenlager aus all unseren Parks entfernen“.

Obdachlose halten sich oft in der Union Station auf, dem Hauptbahnhof der Stadt. Die Union Station ist weniger als 800 Meter von den Bürogebäuden des Senats und dem Campus des US-Kapitols entfernt.

Passagiere warten am Tag vor dem Thanksgiving-Feiertag am 21. November 2018 in Washington, D.C. am Hauptbahnhof, der Union Station DC. Foto: Alex Wong/Getty Images

Ein Bericht des Metropolitan Washington Council of Governments aus dem Jahr 2025 dokumentiert das Ausmaß der Obdachlosigkeit in D.C. und der weiteren Region. Im Januar 2025 ergab eine Zählung, dass 5.138 Menschen in Washington obdachlos waren – einige in Notunterkünften, andere ohne jede Unterkunft. Das sind weniger als die 5.616 im Jahr 2024, aber mehr als die 4.922 im Jahr 2023.

Zwischen 2021 und 2025 stieg die Obdachlosigkeit in der Stadt um 1 Prozent. Die Region verzeichnete einen weitaus stärkeren Anstieg um 19 Prozent, was größtenteils auf einen Anstieg in Regionen wie Montgomery County sowie Loudoun County, Prince William County und anderen Bezirken außerhalb von D.C. zurückzuführen ist.

Opioide, Fentanyl und Überdosierungen

Die landesweite Opioid-Epidemie hat D.C. schwer getroffen, wobei Fentanyl ein maßgeblicher Faktor ist. In der Pressekonferenz am Montag warnte Trump vor „drogenabhängigen Wahnsinnigen“ in der Stadt, während Justizministerin Pam Bondi auf eine Fentanylüberdosis in einem touristisch stark frequentierten Gebiet hinwies.

Laut amtlichen Zahlen haben opioidbedingte Todesfälle im vergangenen Jahrzehnt stark zugenommen, von 83 im Jahr 2014 auf 523 im Jahr 2023. Fentanyl überholte 2017 Heroin als Hauptursache dieser Todesfälle. Im Jahr 2023 waren Fentanyl und Fentanylderivate an 98 Prozent der opioidbedingten Todesfälle beteiligt. 2016 waren es 62 Prozent.

Ab 2022 hatte Washington eine altersbereinigte Sterberate von Überdosierungen von 64,3 pro 100.000 Menschen, höher als jeder US-Bundesstaat außer dem nahegelegenen West Virginia. Das zeigen Statistiken der Behörde Centers for Disease Control and Prevention.

Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Violent Crime, Homelessness, and Fentanyl in DC: What to Know“. (deutsche Bearbeitung ks)



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