Irland: Grabung nach Überresten hunderter Babys auf Gelände von katholischem Heim

Grabungen auf dem Gelände eines früheren katholischen Heims für unverheiratete Mütter in Irland sollen in den kommenden zwei Jahren Klarheit über das Schicksal von 796 Säuglingen und Kleinkindern bringen. Sie wurden in einem ehemaligen Abwassertank gefunden.
Titelbild
Am 16. Juni 2025 beginnen in Tuam, Irland, gegen 10:30 Uhr die Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Bon Secours Mother and Baby Home.Foto: Charles McQuillan/Getty Images
Epoch Times14. Juli 2025

Grabungen auf dem Gelände eines früheren katholischen Heims für unverheiratete Mütter in Irland sollen Klarheit über das Schicksal von 796 Babys und Kleinkindern bringen. Die am Montag begonnene Suche findet statt, nachdem bei Probegrabungen sterbliche Überreste zahlreicher Säuglinge in einem stillgelegten unterirdischen Abwassertank auf dem Gelände in der Stadt Tuam entdeckt worden waren.

Den Anstoß für die Ausgrabungen gab die Hobby-Historikerin Catherine Corless. Beteiligt sind Spezialisten aus Kolumbien, Spanien, den USA, Kanada und Großbritannien.

800 tote Kinder in 36 Jahren

Corless legte bereits im Jahr 2014 Hinweise darauf vor, dass in dem katholischen Mutter-Kind-Heim „St. Mary’s“ 796 Kinder starben.

Auf ihren Sterbeurkunden waren zahlreiche Todesursachen von Tuberkulose über Krampfanfälle bis hin zu Masern und Keuchhusten angegeben. Das Heim wurde zwischen 1925 und 1961 vom katholischen Nonnenorden Bon Secours Sisters im Auftrag des Galway County Council betrieben.

Daniel McSweeney, Leiter der autorisierten Intervention in Tuam, und Dr. Niamh McCullagh, Gerichtsmedizinerin, am 7. Juli 2025 in Tuam an der Ausgrabungsstätte. Foto: Charles McQuillan/Getty Images

Corless‘ Erkenntnisse lösten eine sechsjährige staatliche Untersuchung zu katholischen Heimen für ledige Mütter in Irland aus. Den Ermittlern zufolge beherbergten 18 derartige Heime im ganzen Land in einem Zeitraum von 76 Jahren insgesamt 56.000 unverheiratete Frauen und 57.000 Kinder. Etwa 9.000 Kinder starben in den Heimen.

Bei den jetzt begonnenen Ausgrabungen in Tuam sollen die sterblichen Überreste geborgen, untersucht, nach Möglichkeit identifiziert und später in würdigem Rahmen bestattet werden. Die Ermittler sind derzeit dabei, DNA-Vergleichsmaterial von lebenden Verwandten zu sammeln.

Die Ausgrabungen auf dem 5.000 Quadratmeter großen Gelände werden mindestens zwei Jahre dauern.

Der Gedenkgartens des ehemaligen Mutter-Kind-Heimes. Bei Probegrabungen in den Jahren 2016 und 2017 wurde in einem ehemaligen Abwassertank ein Massengrab mit den Überresten von 796 Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 35 Wochen bis zu zwei oder drei Jahren gefunden. Foto: Charles McQuillan/Getty Images

Das Ziel: „Ihnen ein anständiges christliches Begräbnis geben“

Die von katholischen Nonnen betriebenen und vom Staat unterstützten Heime für von ihren Familien ausgestoßene ledige Mütter sind ein düsteres Kapitel in der Geschichte des Landes.

„Diese Kinder wurden zu Lebzeiten aller Menschenrechte beraubt, genau wie ihre Mütter“, sagte Anna Corrigan, deren zwei Brüder möglicherweise auf dem Gelände in Tuam vergraben sind, vor Reportern. „Und nach ihrem Tod hat man ihnen dann jede Würde und jeden Respekt verweigert.“

Anna Corrigan vermutet, dass ihre beiden verschollenen Brüder auf dem Gelände begraben sein könnten. Das Heim wurde vom katholischen Nonnenorden Bon Secours betrieben – diese Art von Heim war in ganz Irland viele Jahrzehnte lang üblich. Foto: Charles McQuillan/Getty Images

Amateurhistorikerin Corless, die den Anstoß für die Grabungen gab, hofft auf einen würdigen Abschluss.

„Es war ein harter Kampf. Als ich anfing, wollte mir niemand zuhören. Ich habe gebettelt: ‚Holt diese Babys aus dem Abwassersystem und gebt ihnen das anständige christliche Begräbnis, das ihnen verwehrt wurde'“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP im Mai. „Jetzt werden wir das Unrecht endlich wiedergutmachen.“ (afp/red)

 

 



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