Grenzkonflikt im Smaragd-Dreieck: Thailand und Kambodscha beschießen sich gegenseitig

Der seit Jahren schwelende Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha ist eskaliert: Die Streitkräfte beider Seiten beschossen sich am Donnerstag mit Artillerie, Raketen und griffen aus der Luft an. Mindestens elf thailändische Zivilisten wurden nach Angaben des thailändischen Gesundheitsministeriums getötet, mindestens 14 weitere wurden verletzt.
Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, die Kämpfe ausgelöst zu haben. Kambodschas Regierungschef Hun Manet beantragte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.
Kämpfe mit Raketen und Artillerie
Die Kämpfe waren in der Nähe von zwei Tempeln an der Grenze zwischen der thailändischen Provinz Surin und der kambodschanischen Provinz Oddar Meanchey ausgebrochen, wo die Grenzziehung seit Jahren umstritten ist. Sowohl das kambodschanische Verteidigungsministerium als auch die thailändische Armee beschuldigten die jeweils andere Seite, als erste geschossen zu haben.
Thailändische Soldaten hätten einen „bewaffneten Angriff auf kambodschanische Streitkräfte“ gestartet, erklärte eine Sprecherin des kambodschanischen Verteidigungsministeriums, Maly Socheata.
Daraufhin hätten die kambodschanischen Truppen von ihrem „legitimen Recht auf Selbstverteidigung“ Gebrauch gemacht, um die eindringenden, thailändischen Truppen zurückzuschlagen und Kambodschas Souveränität und territoriale Integrität zu beschützen.

Zahlreiche Menschen in der Grenzregion mussten sich in Sicherheit bringen. Foto: Sunny Chittawil/AP/dpa
Ein Sprecher der thailändischen Regierung warf Phnom Penh seinerseits vor, „unmenschlich, brutal und kriegshungrig“ zu sein.
Nach einem Angriff auf eine Gemeinde in dem Bezirk Kap Choeng in der Provinz Surin mit drei Verletzten warf die thailändische Armee Kambodscha „gezielte Angriffe auf Zivilisten“ vor, wobei Raketen eingesetzt worden seien. Auch Artillerie sei eingesetzt worden.
Thailand fordert seine Bürger auf, zurückzukommen
Mehrere Zivilisten wurden nach thailändischen Angaben zudem bei einem Raketenangriff nahe einer Tankstelle in der Provinz Sisaket getötet. Auf Videoaufnahmen war Rauch zu sehen, der aus einem an die Tankstelle angegliederten Einkaufsladen aufstieg. Nach Angaben örtlicher Behörden waren die meisten Todesopfer Schüler, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Laden aufgehalten hatten.
Thailändische F-16-Kampfjets wiederum hätten zwei militärische Ziele in Kambodscha angegriffen, sagte ein thailändischer Armeesprecher.
Die thailändische Botschaft in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh forderte am Donnerstag ihre Staatsbürger auf, das Land „so schnell wie möglich“ zu verlassen.
Der thailändische Übergangsregierungschef Phumtham Wechayachai erklärte, „die Situation verlangt einen vorsichtigen Umgang und wir müssen in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht handeln“. Die thailändische Regierung werde ihr Bestes geben, um die Souveränität des Landes zu beschützen.

Thailand hatte erst kürzlich Landminen in der umstrittenen Grenzregion entdeckt (Archivfoto). Foto: Uncredited/Royal Thai Army/AP/dpa
Peking unterstützt Kambodscha
Kambodschas Regierungschef Hun Manet veröffentlichte im Onlinedienst Facebook einen Brief, den er an den Vorsitz des UN-Sicherheitsrats geschickt habe. Darin verurteilte er die „unprovizierten, geplanten und absichtlichen“ Angriffe Thailands und forderte eine dringende Sitzung des Gremiums.
Manet schrieb auf Facebook: „Kambodscha hat sich stets für eine friedliche Lösung von Problemen eingesetzt, doch in diesem Fall haben wir keine andere Wahl, als mit bewaffneten Streitkräften auf bewaffnete Aggressionen zu reagieren.“
Peking, ein enger Verbündeter Kambodschas, äußerte sich „tief besorgt“ über die Kampfhandlungen. Der Regierungschef des benachbarten Malaysia, Anwar Ibrahim, rief Bangkok und Phnom Penh zur Zurückhaltung und zur Aufnahme von Gesprächen auf.
Instabile Verhältnisse in Thailand
Laut der „Economictimes India“ könnte der Konflikt zu noch mehr Druck auf die thailändische Regierung führen. Die Regierung ist instabil und hat nicht die volle Kontrolle über das Militär, das zuvor unabhängig handelte. Analysten in Bangkok warnen, dass das Thema Smaragd-Dreieck zu einem weiteren Auseinanderbrechen der Regierung führen könnte.
Der ehemalige kambodschanische Premier Nun Sei, jetzt Präsident des Senats, forderte beide Staaten auf, den Konflikt vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen und ihn auf rechtlichem Weg zu regeln. Thailand hat sich dazu noch nicht geäußert, in einem früheren Streit akzeptierte es die Zuständigkeit des Gerichts nicht.
Beobachter verlangen sofortige Gespräche, ein Waffenstillstandsabkommen und Hilfe von Dritten, möglicherweise der ASEAN oder der UNO.

Ein kambodschanischer BM-21-Mehrfachraketenwerfer kehrt nach seinem Einsatz von der kambodschanisch-thailändischen Grenze zurück. Die Zusammenstöße fanden in der Provinz Preah Vihear am 24. Juli 2025 statt. Foto: STR/AFP via Getty Images
Was geschah zuvor?
Seit der Kolonialzeit vor mehr als 15 Jahren schwelt ein Streit über den genauen Verlauf der mehr als 800 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden südostasiatischen Ländern.
Zuletzt war der Disput eskaliert, nachdem es bereits Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Dabei war ein kambodschanischer Soldat getötet worden. Ende Juni hatte Thailand die Grenzübergänge in sechs Provinzen geschlossen.
Erst am Mittwoch waren mehrere thailändische Soldaten durch die Explosion von Landminen in der umstrittenen Region verletzt worden. Einer verlor der Armee zufolge ein Bein. Thailand wirft dem Nachbarland vor, die Minen erst kürzlich verlegt zu haben. (afp/dpa/red)
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