Grönland: Dänische Regierungschefin entschuldigt sich bei Opfern von Zwangsverhütung

Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen ist in Grönland eingetroffen, wo sie sich bei einer Zeremonie persönlich bei den Opfern eines durch die dänische Regierung jahrzehntelang praktizierten Zwangsverhütungsprogramms entschuldigen wird.
Es handele sich um einen „wichtigen Meilenstein“ in einem „düsteren Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte“, erklärte Frederiksen nach ihrer Landung in Grönlands Hauptstadt Nuuk in einem Onlinedienst.
Ziel war über 30 Jahre, die Geburtenrate der Inuit zu senken
Zwischen 1960 und 1992 hatten die dänischen Behörden etwa 4.500 einheimischen Inuit-Frauen – die Hälfte der gebärfähigen weiblichen Bevölkerung Grönlands zu der Zeit – zwangsweise eine Verhütungspirale eingesetzt.
Viele der Frauen blieben dauerhaft unfruchtbar, fast alle trugen körperliche und psychische Schäden davon. Ziel der Maßnahme war es, die Geburtenrate in der indigenen Bevölkerungsgruppe der Inuit zu senken. Rund 150 Betroffene verklagten den dänischen Staat, der Prozess steht noch aus.

Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen am 15. Juni 2025 in Grönland. Foto: Ludovic Marin/AFP via Getty Images
Der Besuch und die persönliche Entschuldigung werde „ein sehr wichtiger Moment für diese Frauen sein, aber auch für die Gesellschaft als Ganze“, sagte die Abgeordnete Aaja Chemnitz, die Grönland im dänischen Parlament vertritt, der Nachrichtenagentur AFP.
Es handele sich um „einen zweiten Schritt im Versöhnungsprozess“, nachdem sich Frederiksen Ende August bereits im Namen der Regierung öffentlich bei tausenden Grönländerinnen entschuldigt habe, sagte Chemnitz.
„Wir können das Geschehene nicht ändern. Aber wir können Verantwortung übernehmen. Deswegen möchte ich im Namen Dänemarks sagen: Es tut mir leid“, erklärte Frederiksen damals.
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Trump’s Druck zwingt Dänemark, sich mehr zu engagieren
Chemnitz zufolge ist die Entschuldigung der dänischen Regierung eine direkte Folge von Äußerungen des US-Präsidenten Trump zur Übernahme Grönlands.
„Es ist der Druck von außen, insbesondere aus den Vereinigten Staaten, der Dänemark dazu zwingt, seine Bemühungen zu verstärken“, sagte sie.
„Ich bin seit zehn Jahren Abgeordnete und habe bis jetzt noch nie so viel Engagement gesehen.“
Auch die Historikerin Astrid Andersen, die am Dänischen Institut für Internationale Studien forscht, erklärte, in der Vergangenheit hätten sich die dänischen Ministerpräsidenten „stets äußerst zurückhaltend gezeigt, wenn es darum ging, in Grönland begangene Ungerechtigkeiten anzuerkennen“.
Versöhnungsfonds geplant
Am 22. September verkündete Frederiksen die Einrichtung eines sogenannten Versöhnungsfonds zur Entschädigung der von den Zwangsverhütungsmaßnahmen betroffenen Frauen sowie von anderen Inuit, die Opfer von Diskriminierung wurden.
Grönland war seit 1953 keine dänische Kolonie mehr, blieb aber Teil des dänischen Staatsgebiets. Erst 2009 erlangte die flächenmäßig größte Insel der Welt weitreichende politische Autonomie.
Kinder aus Grönland waren zudem lange Zeit nach Dänemark verschleppt und dort zur Adoption freigegeben worden – ein weiteres heikles Thema, das für Spannungen zwischen beiden Seiten führt. (afp/red)



















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