Großdemo „Unite the Kingdom“: Kritik an Elon Musk wegen Aussage über politische Gewalt

In Kürze:
- Über 110.000 Menschen nahmen an der Kundgebung „Unite the Kingdom“ in London teil – Veranstalter sprachen von Millionen.
- X-Eigentümer Elon Musk sorgte mit einer Videobotschaft für Kritik.
- 26 verletzte Polizisten und 24 Festnahmen bei Zusammenstößen zwischen Befürwortern und Gegendemonstranten.
- Premierminister Starmer und Labour-Abgeordnete verurteilten Angriffe, rechte Redner sorgten für Kontroversen.
Mehr als 110.000 Menschen haben am Samstag, 13. September, in London an einer Kundgebung teilgenommen, die im Vorfeld unter anderem X-Eigentümer Elon Musk beworben hatte. Als Veranstalter trat der Aktivist Stephen Yaxley-Lennon alias Tommy Robinson in Erscheinung, der in Großbritannien für seine antiislamischen und pro-nationalistischen Ansichten bekannt ist.
Mehrere tausend Personen haben unter dem Banner der Gruppe „Stand Up to Racism“ gegen die Veranstaltung demonstriert. Insgesamt wurden Medienberichten zufolge 26 Polizeibeamte bei Zusammenstößen verletzt. Die Gewalt ging den Meldungen zufolge von Teilnehmern beider Kundgebungen aus. Bis Sonntag soll es zu 24 Festnahmen gekommen sein.
Starmer wirft „Unite the Kingdom“ Missbrauch der St.-Georgs-Flagge vor
Polizei und Medien zufolge bewegte sich die Zahl der Teilnehmer zwischen 110.000 und 150.000. Die Angaben aus den Reihen der Veranstalter reichten hingegen von 1 bis zu 3 Millionen. Der Publizist und Satiriker Konstantin Kisin, der an der Veranstaltung teilnahm, um Material für eine eigene Dokumentation zu gewinnen, erklärte auf X:
„Die Schätzungen der Polizei bezüglich der Teilnehmerzahl (110.000) scheinen mir deutlich untertrieben und die ‚Millionen‘, von denen die Organisatoren sprechen, übertrieben. Ich würde schätzen, es waren 400.000 bis 600.000.“
[etd-related posts=“5244610″]
Das Motto der Veranstaltung lautete „Unite the Kingdom“ („Vereint das Königreich“). Kritiker bemängeln allerdings, dass damit offenbar nicht alle Bewohner gemeint gewesen seien. Großbritanniens Premierminister Keir Starmer von der linksgerichteten Labour-Partei warf den Teilnehmern vor, die vielfach von ihnen mitgeführte St.-Georgs-Flagge zweckzuentfremden.
Gegenüber dem „Guardian“ äußerte Starmer, die Flagge verkörpere „unser diverses Land“. Er werde es nicht zulassen, dass Menschen „auf unseren Straßen aufgrund ihres Hintergrundes oder ihrer Hautfarbe eingeschüchtert werden“. Starmer verurteilte ebenso wie weitere Labour-Abgeordnete Angriffe auf Polizeibeamte und rassistische Aussagen im Kontext der Kundgebung.
Reform UK distanziert sich – Elon Musk meldet sich zu Wort
Einem Veranstaltungsbericht der antirassistischen Vereinigung „Hope Not Hate“ zufolge kamen die meisten britischen Redner auf der Kundgebung von Splittergruppen der äußersten Rechten.
Vertreter der rechtsgerichteten Partei Reform UK, die in Umfragen derzeit stärkste Kraft des Landes ist, nahmen nicht teil. Deren Vorsitzender Nigel Farage hat sich bei zahlreichen Gelegenheiten vom mehrfach vorbestraften Tommy Robinson und dessen teilweise gewaltbereiten Anhängern distanziert.
Ein Redner, der neuseeländische Pastor Brian Tamaki, forderte in seinem Beitrag, jedwede öffentliche Sichtbarkeit nicht christlicher Religionen zu untersagen. Der belgische Politiker Filip Dewinter erklärte, „der Islam“ sei „unser wahrer Feind“, den man „loswerden“ müsse. Er gehöre nicht zu Europa und nicht zum Vereinigten Königreich.
Der frühere französische Präsidentschaftskandidat Éric Zemmour und die niederländische Kommentatorin Eva Vlaardingerbroek verbreiteten die Theorie vom „Großen Austausch“ und forderten „Remigration“. Auch der AfD-Europaabgeordnete Petr Bystron war nach London gereist und hielt eine Rede.
[etd-related posts=“5237539″]
Trotz Ankündigung waren Steve Bannon, ein früherer Berater von US-Präsident Donald Trump, und der bekannte kanadische Psychologe Jordan Peterson nicht auf der Veranstaltung vertreten. Demgegenüber meldete sich X-Eigentümer Elon Musk mittels einer Videobotschaft zu Wort.
Musk nahm dabei auf den Mord am konservativen Influencer Charlie Kirk in der Vorwoche in den USA Bezug. Mit Blick auf einige Reaktionen erklärte er, „die Linke“ stehe für Mord und das Feiern von Mord. Dabei fiel auch die Aussage:
„Ob ihr die Gewalt wählen wollt oder nicht, die Gewalt wird zu euch kommen. Entweder ihr wehrt euch oder ihr werdet sterben. Und das ist die Wahrheit.“
Der Tesla-Gründer äußerte zudem, das britische Parlament müsse sofort aufgelöst werden. Es sei ein sofortiger Regierungswechsel erforderlich, Großbritannien könne „nicht noch weitere vier Jahre warten“.
[etd-related posts=“5237539″]
Der Labour-Abgeordnete Kevin McKenna verurteilte die Rede. Musks Äußerungen seien „ein Aufruf zur Gewalt gegen den britischen Staat“. Dieser komme „von einem ausländischen Staatsbürger, der eine größere Propagandamaschine kontrolliert und auf die Monetarisierung von Hass getrimmt hat“.
Satiriker und Publizist kündigt Dokumentation an
Publizist Kisin widersprach auf X dem Eindruck, auf der Kundgebung hätten sich ausschließlich Anhänger der extremen Rechten eingefunden. In einer Schilderung seiner Eindrücke erklärte er, es habe keine Gewalt im Hauptbereich der Kundgebung gegeben. Zu dieser sei es in einer Seitenstraße gekommen, weil einige Personen keinen Zugang in Richtung Haupttribüne bekommen hätten.
Er wies darauf hin, dass er sowohl auf der Bühne als auch im Publikum viele Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft gesehen habe. Er habe sich als bekannter Einwanderer mit jüdischen Wurzeln in der Menge nie unsicher gefühlt.
Zudem seien seinem Eindruck zufolge „einige Redner eher dem extremen Rand zuzurechnen gewesen als die Teilnehmer“. Die Stimmung sei eher von einer Enttäuschung über die regierenden Politiker und von Sorgen rund um illegale Einwanderung und die Zensur freier Rede getragen gewesen.
Seine Dokumentation, die spätestens am Montag erscheinen soll, könne dazu dienen, sich einen repräsentativen Eindruck zu verschaffen, schrieb Kisin.
Since people are asking, I went to the Unite the Kingdom rally to film interviews with people on the ground as well as Tommy and other speakers backstage. I have been to pro-Palestine, pro-Israel, climate protests etc so have a good sense of the rally in context of other events.…
— Konstantin Kisin (@KonstantinKisin) September 14, 2025
Trump kommt nach London: Neben Wirtschaft auch Redefreiheit als Thema
Am Dienstag wird US-Präsident Donald Trump London besuchen. Es wird Trumps zweiter Staatsbesuch nach einem im Jahr 2019 während seiner ersten Amtszeit sein. Mit dabei sein werden Wirtschaftsvertreter aus den Bereichen KI und Energie.
Geplant ist die Unterzeichnung mehrerer wichtiger Abkommen im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Es wird erwartet, dass Trump auch das Thema der Redefreiheit ansprechen wird.
Vorfälle wie die Verhaftung eines bekannten Komikers Anfang September aufgrund von X-Einträgen zu Transpersonen und Haftstrafen für Menschen, die vor Abtreibungskliniken gebetet hatten, haben in den USA Besorgnis ausgelöst. Auch ein jüngst in Kraft getretenes Online-Kinderschutzgesetz wurde häufig als möglicher Vorwand für Zensur wahrgenommen.
Großbritanniens Handelsminister Peter Kyle hingegen verwies auf den Aufmarsch vom Samstag in London. Dieser sei der „Beweis, dass Redefreiheit und Versammlungsfreiheit in diesem Land in einem guten Zustand sind“.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion