Hohe Strafe gegen Qantas wegen Corona-Entlassungen – wie lief es bei anderen Airlines?

Während der Corona-Pandemie feuerte die australische Fluggesellschaft Qantas 1.800 Angestellte und ließ sie durch externe Mitarbeiter ersetzen. Dies ahndete ein Gericht nun mit einer Rekordgeldbuße. Andere Fluggesellschaften versuchten indes, Prozesse wegen Entlassungen im Rahmen der Corona-Pandemie zu vermeiden. Doch das gelang nicht immer.
Die Fluggesellschaft Easyjet hat einen Piloten freigestellt, weil er angeblich betrunken und nackt in einer Hotelbar umherirrte. (Symbolbild)
Ein Gericht urteilte, dass ein Teil der Kündigungen, die Easyjet in den Corona-Jahren aussprach, nicht rechtmäßig waren.Foto: David Parry/PA Wire/dpa
Von 18. August 2025

Mit der Rekordsumme von umgerechnet 50 Millionen Euro hat ein australisches Gericht die Fluggesellschaft Qantas bestraft, weil sie während der Corona-Pandemie 1.800 Mitarbeiter rechtswidrig entlassen hatte. Epoch Times berichtete. Dem Urteil ging ein jahrelanger Rechtsstreit voraus. Qantas hatte im Jahr 2020 Bodenpersonal gefeuert und die Jobs ausgelagert.

28 Millionen Euro sollen an die Gewerkschaft Transport Workers Union (TWU) gehen. Wie die restlichen 22 Millionen Euro ausgezahlt werden – und ob sie an die Angestellten gehen –, wird in einer späteren Anhörung entschieden. Sie hatten bereits Ende des vergangenen Jahres eine Entschädigung in Höhe von 67 Millionen Euro erhalten, nachdem sich Gewerkschaft und Fluggesellschaft auf die Summe geeinigt hatten.

Das Urteil soll eine „echte Abschreckung“ sein, begründete Bundesrichter Michael Lee. „Jemandem illegal die Arbeit zu entziehen, bedeutet, ihm einen Teil seiner Menschenwürde zu nehmen, und dieser Verlust lässt sich nicht durch bloßes mündliches Bedauern lindern“, zitierten Medien aus dem Urteil.

Es gilt als die höchste in Australien verhängte Strafe wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht. Der Anwalt Josh Bornstein, der TWU vor Gericht vertrat, sagte dem australischen Sender „ABC News“, Qantas habe „die durch die COVID-Pandemie gebotene Gelegenheit genutzt, um sein langjähriges Ziel zu verwirklichen, die TWU und ihre Mitglieder, die als Gepäckabfertiger und Bodenpersonal tätig sind, aus dem Betrieb zu entfernen“.

Easyjet-Kündigungen teilweise nichtig

Bislang gab es verschiedene Rechtsstreitigkeiten wegen Entlassungen bei Airlines im Rahmen der Corona-Pandemie, doch es gibt kein Urteil, das nur annähernd so spektakulär ist.

Der britische Billigflieger Easyjet hatte 2020 rund 14.000 Mitarbeiter. In den Pandemiejahren 2021 und 2022 gab es zwei Entlassungswellen, bei denen in Deutschland Hunderte Mitarbeiter ihren Job verloren. Auch verkleinerte das Unternehmen seine Flotte am deutschen Hauptstandort Berlin-Brandenburg. 14 Monate lang – zwischen April 2021 und Juni 2022 – war bei Easyjet zudem Kurzarbeit angesagt.

[etd-related posts=“3756781″]

Zahlreiche Mitarbeiter zogen vor Gericht und klagten gegen ihre Entlassung. Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg erklärte die Kündigungen der zweiten Welle für unwirksam. Es seien keine betriebsbedingten Gründe festzustellen gewesen, hieß es im Urteil. Rechtens seien hingegen die Entlassungen im Jahre 2021 gewesen. Hier sah das Gericht Flottenreduktion als ausschlaggebenden Grund für die Kündigungen, nicht die Kurzarbeit.

Air Canada geriet schon früh in der Pandemie mächtig ins Trudeln und kündigte bereits im Mai 2020 an, 20.000 seiner damals etwa 38.000 Mitarbeiter zu entlassen. Die Fluglinie begründete ihre Maßnahme unter anderem damit, dass sie derzeit mit etwa 5 Prozent der Kapazität des Vorjahres fliegt. Infolge von Grenzschließungen und Ausgangsbeschränkungen, die sich massiv auf die Reisenachfrage auswirkten, blieben 225 Flugzeuge von Kanadas größter Fluglinie am Boden stehen. Nach Angaben des Unternehmens „verbrannte“ es täglich umgerechnet rund 14 Millionen Euro.

Zu Prozessen kam es aber nur vereinzelt. So klagten zwei Mitarbeiter, die jeweils mehr als 20 Jahre lang für die Fluggesellschaft gearbeitet hatten, gegen ihre Entlassung. Das Gericht billigte beiden jeweils eine Gehaltsrückzahlung von zwei Jahren und verschiedene Vergünstigungen zu. Dazu gehört, dass ein 52-Jähriger, der zuletzt als Führungskraft arbeitete und 25 Jahre lang auf der Gehaltsliste von Air Canada stand, seine günstigen Reiseprivilegien beibehalten durfte.

Im April 2021 schloss Air Canada ein Abkommen mit der kanadischen Regierung über ein Hilfspaket von umgerechnet 3,6 Milliarden Euro. Dafür musste sich das Unternehmen verpflichten, stornierte Flüge während der Pandemie zurückzuerstatten. Den Schutz von Arbeitsplätzen von damals nur noch knapp 14.900 sollte das Unternehmen gewährleisten und regionale Strecken wieder in den Flugplan aufnehmen. Die Begrenzung von Managergehältern auf 1 Million kanadische Dollar pro Jahr gehörte ebenso zu den Vereinbarungen mit der Regierung wie der Verzicht auf Dividendenausschüttungen an die Aktionäre.

[etd-related posts=“3850076″]

Fluggesellschaften setzen auf Zusammenarbeit mit Gewerkschaften

Die Strafe für Qantas fiel hauptsächlich deshalb so hoch aus, weil die entlassenen Angestellten durch Mitarbeiter externer Firmen ersetzt wurden. Viele Fluggesellschaften vermieden Prozesse, weil sie Sozialpläne aufstellten und eng mit den Gewerkschaften zusammenarbeiteten. Als Beispiele seien Singapore Airlines und United Airlines genannt.

Die asiatische Fluggesellschaft plante den Abbau von rund 4.300 Stellen. Unter Berücksichtigung von Einstellungsstopps und natürlicher Fluktuation verloren am Ende etwa 2.400 Mitarbeiter weltweit ihren Job.

Die amerikanische Fluggesellschaft United Airlines hatte im Spätsommer 2020 angekündigt, rund 36.000 Angestellte zwangsweise in den unbezahlten Urlaub zu schicken. Die Zahl reduzierte sich später auf etwas mehr als 16.000. Viele Mitarbeiter ließen sich darauf ein, andere nahmen Angebote wie vorzeitige Pensionierung oder Teilzeitarbeitsmodelle in Anspruch.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion