Im Namen der Gleichstellung: Dänemarks Wehrpflicht für Frauen

Dänemark reagiert auf eine veränderte Sicherheitslage in Europa und verpflichtet künftig auch Frauen zum Militärdienst. Wie ist der aktuelle Stand bei der militärischen Beteiligung der Frauen – auch in Deutschland?
Titelbild
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (links) spricht am 15. Juni 2025 in Nuuk, Grönland, mit einer dänischen Soldatin an Bord der dänischen Fregatte F363 Niels Juel.Foto: Ludovic Marin/Getty Images
Von 18. Juli 2025

In Kürze:

Dänemark ist das dritte europäische Land mit einer Wehrpflicht für Frauen.

Nordeuropa ist durch Russland und China zunehmend unter Druck.

In Deutschland dreht sich die Debatte bislang um die Wehrpflicht an sich – nicht um eine Ausweitung auf Frauen.


 

„Vollständige Gleichstellung der Geschlechter“ – so lautet ein zentrales Argument des dänischen Verteidigungsministeriums, womit die Wehrpflicht auf Frauen ausgeweitet wird. Die ursprünglich für 2027 geplante Einführung wurde nun auf Mitte 2025 vorgezogen. Das Ziel ist ein personeller Ausbau der Streitkräfte: So soll das jährliche Kontingent bis 2033 von aktuell 4.700 auf bis zu 7.500 steigen.

Die Verteidigung benötigt alle Kampfkraft, die wir mobilisieren können. Dazu müssen wir aus der ganzen Gesellschaft rekrutieren“, erklärte der amtierende Generalstabschef Michael W. Hyldgaard.

Sollten sich nicht genug Freiwillige melden, so wird per Los entschieden. 2024 jedoch wurden alle Wehrdienstplätze im Heer, der Marine und der Luftwaffe durch Freiwillige besetzt, das Losverfahren entsprechend nicht genutzt.

Eine veränderte Sicherheitslage in Europa, insbesondere durch den Ukraine-Krieg und anhaltende Spannungen mit Russland, soll zu diesem Schritt beigetragen haben.

Dänemark ist Gründungsmitglied der NATO und deren Regierung ein großer Unterstützer der Ukraine. Im Jahr 2023 leitete sie die Bemühungen, Piloten und Hilfspersonal auszubilden und F-16-Kampfflugzeuge in die Ukraine zu schicken.

[etd-related posts=“5191124″]

Nordische Verteidigungsgemeinschaft

Dänemark steht in engem sicherheitspolitischem Austausch mit Norwegen, Schweden und Finnland, primär im Rahmen von NORDEFCO (Nordic Defence Cooperation), EU-Verteidigungsinitiativen und der NATO.

Mit dem Schritt zur geschlechtsneutralen Wehrpflicht folgt Dänemark dem Trend seiner Nachbarn im Norden. Norwegen hatte bereits 2015 als erstes NATO-Land eine solche Pflicht eingeführt.  Das Ziel? Den Zugang zu qualifiziertem Personal zu erweitern und sich sicherheitspolitisch breiter aufzustellen. Das Land sieht sich angesichts der verstärkten militärischen Präsenz Russlands zunehmend unter Druck. Aber auch China stellt eine größer werdende Herausforderung für den skandinavischen Staat dar. Das erläuterte die norwegische Regierung in ihrer Nationalen Sicherheitsstrategie.

Schweden reaktivierte 2017 die Wehrpflicht, nachdem sie 2010 abgeschafft worden war. Im selben Zug wurden auch direkt Frauen verpflichtet. Laut der Regierung war die Entscheidung maßgeblich durch die geopolitische Lage beeinflusst, wie die Übernahme der Krim durch Russland 2014. Verteidigungsminister Peter Hultqvist erklärte 2017, dass diese neue Bedrohungslage eine Rückkehr zur Wehrpflicht erforderlich machte, um die militärischen Kapazitäten zu stärken. Zudem hatte das Land Schwierigkeiten, genügend Freiwillige für die Armee zu gewinnen.

Status quo Deutschland 

Auch in Deutschland wird erneut über eine Reaktivierung der Wehrpflicht diskutiert. Diese ist zwar seit 2011 ausgesetzt, jedoch weiter im Grundgesetz verankert. Sie kann mit einer einfachen Mehrheit der Regierungskoalition von Union und SPD wieder eingeführt werden.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat ein Modell vorgestellt, das eine verpflichtende Erfassung aller 18-Jährigen vorsieht. Dabei sind alle Männer verpflichtet, einen Fragebogen auszufüllen, während Frauen dies freiwillig tun können. 

[etd-related posts=“5183777″]

Für eine allgemeine Dienstpflicht, die auch für Frauen gilt, müsste das Grundgesetz geändert werden. Dafür benötigt es eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag und eine Zweidrittelmehrheit im Bundesrat. Diese Dienstpflicht würde soziale Bereiche wie Pflege und Krankenhäuser, Zivilschutz wie etwa die Feuerwehr sowie die Bundeswehr umfassen. Aktuell existiert jedoch weder ein entsprechender Gesetzentwurf noch ein erkennbarer politischer Konsens über die Fraktionsgrenzen hinweg.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat in seiner Regierungserklärung von Mitte Mai angekündigt, die Bundeswehr „konventionell zur stärksten Armee Europas“ zu machen. „Wir wollen uns verteidigen können, damit wir uns nicht verteidigen müssen“, so Merz. Laut der Bundeswehr dienen aktuell 24.000 Frauen in den deutschen Streitkräften, was eine Quote von circa 12,5 Prozent ausmacht.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion