Iran will bis März 2026 weitere 800.000 Afghanen abschieben – Teil will nach Europa

In Kürze:
- Der Iran plant bis März 2026 die Abschiebung von weiteren 800.000 afghanischen Staatsangehörigen.
- Innenminister Momeni: Mehr als 1,2 Millionen bereits abgeschoben, teils „freiwillig“
- UNHCR: Viele Afghanen wurden unter Zwang und prekären Bedingungen ausgewiesen.
- Wirtschaftskrise verstärkt den Druck auf Migranten.
Die Massenabschiebungen afghanischer Staatsangehöriger aus dem Iran werden anhalten. Der „Tehran Times“ zufolge plant Innenminister Eskandar Momeni, bis zum Ende des iranischen Kalenderjahres weitere 800.000 Flüchtlinge, die sich illegal im Land aufhalten, aus Afghanistan abzuschieben. Das neue Jahr im Iran beginnt am 21. März 2026.
Einem jüngst von der Führung in Teheran selbst veröffentlichten Bericht zufolge hat das Land im bisherigen Verlauf des Jahres bereits 1,2 Millionen afghanische Staatsangehörige abgeschoben. In mehr als 70 Prozent der Fälle, so der Minister, sei die Rückkehr freiwillig erfolgt.
Innenminister: Iran „kein einwanderungsfeindliches Land“
Die meisten der Betroffenen hätten das Land über die Grenzen in der Provinz Razavi Khorasan verlassen, so Momeni. Der Minister bestritt, dass der Iran ein einwanderungsfeindliches Land sei. Die Abschiebungen beträfen nur Flüchtlinge, die sich illegal im Land aufhalten. Der Iran beherberge insgesamt 6 Millionen ausländische Staatsangehörige.
Diese seien „ehrenwerte Menschen, die zur Produktivität des Landes beigetragen haben“. Allerdings sei man aufgrund geltender Vorschriften verpflichtet, nicht autorisierte Flüchtlinge aus dem Land zu entfernen. Wer im Iran leben wolle, müsse die dafür gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren einhalten.
Der Minister sagte, die Anwesenheit illegaler Flüchtlinge bringe in jedem Land viele Herausforderungen mit sich. Ihre Präsenz im Land wirke sich „negativ auf die Wirtschaft, den Sozial- und Sicherheitssektor“ aus.
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Wirtschaftskrise und innenpolitischer Druck im Iran
Bereits in einer Rede im iranischen Staatsfernsehen hatte Momeni Ende Juni, eine Woche nach der US-Militäraktion gegen das Atomprogramm des Iran, behauptet, einige afghanische Flüchtlinge seien für den Mossad tätig. So seien „einige Afghanen“ in den Jahren zuvor „mit der Absicht gekommen, Sabotageakte durchzuführen“.
Der eigentliche Grund für die neue Härte gegen die Flüchtlinge dürfte jedoch sein, dass der Iran nach wie vor eine angespannte Wirtschaftslage erlebt. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und der Unmut gegen Zugewanderte, die in den Metropolen in den Niedriglohnsektor drängen, nimmt zu.
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In persischsprachigen sozialen Medien häufen sich übergriffige Beiträge, die sich gegen Afghanen richten. Auch im Präsidentschaftswahlkampf des Vorjahres überboten sich die Kandidaten gegenseitig mit Forderungen, die zugewanderten Afghanen des Landes zu verweisen. Das Gesundheitsministerium betont, dass alle Geflüchteten auch während ihrer Abschiebungsprozesse jederzeit ausreichend versorgt werden und erforderliche Behandlungen in Anspruch nehmen können.
Teheran rechtfertigt Vorgehen – UNHCR widerspricht
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR kann diese Einschätzungen nur bedingt bestätigen. Zwischen Januar und Juli 2025 habe der Iran deutlich mehr als 700.000 Afghanen abgeschoben. Laut der europäischen Abgeordneten Hannah Neumann hätten sich unter diesen auch Familien befunden, die schon lange im Iran gelebt hätten.
Das UNHCR widerspricht auch den Angaben, dass der Iran die Abschiebungen geordnet vollziehe. Vielmehr würden die afghanischen Staatsangehörigen häufig unter Zwang und unter sehr prekären Bedingungen außer Landes geschafft. Das UN-Flüchtlingshilfswerk schließt nicht aus, dass sich zumindest ein Teil der Betroffenen auf den Weg nach Europa zu machen versucht.
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Europa für einige Afghanen als mögliches Fernziel
Vorerst trifft dies jedoch nur auf einen kleinen Bruchteil zu. Am ehesten handelt es sich dabei um alleinstehende Männer, die versuchen, in die Türkei zu gelangen.
Viele der aus dem Iran abgeschobenen Afghanen sind mittellos. Ein Teil schafft es jedoch, Kontakte ins Schleppermilieu aufzubauen, oder verfügt über familiäre oder verwandtschaftliche Beziehungen nach Europa. Dort steht es für bereits aufgenommene Afghanen auf Platz 1 der Wunschliste, Familienangehörige nachzuholen.
Von 2021 bis 2023 lag die Zahl der afghanischen Asylanträge in Deutschland bei rund 23.000 bis 51.000 Personen pro Jahr. Die schlechte Sicherheitslage und die massiven Abschiebewellen aus dem Iran und aus Pakistan erhöhen jedoch den Druck. Dies könnte perspektivisch auch zu vermehrten Bestrebungen afghanischer Staatsangehöriger führen, sich auf den Weg in Richtung EU zu machen.
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